Patrick Kalupa ist der neue TV-Arzt im ZDF-Herzkino: "Kralle" macht "Dr. Nice" das Leben schwer
Flensburg - Ein neuer Fernseharzt will sich in die Herzen der Zuschauer spielen: Dr. Moritz Neiss, Spitzname "Dr. Nice" (ein Wortspiel mit dem englischen Wort für schön) ist ab Sonntag im ZDF-"Herzkino" im Einsatz.
Die Dreharbeiten hat Hauptdarsteller Patrick Kalupa (43, "Die Rosenheim-Cops", "Alarm für Cobra 11") buchstäblich mit links gemeistert.
"Das Komplizierteste war, dass ich die rechte Hand nicht benutzen durfte", erklärt er im TAG24-Interview. Als Moritz Neiss, der sich bei einem Autounfall schwer verletzt hat, trägt Kalupa eine Orthese am Arm, die "im wahrsten Sinne des Wortes behindert". Einfache Dinge wie das Öffnen einer Tür waren "mit der 'Kralle', wie wir sie genannt haben" gar nicht so einfach zu erledigen.
Selbst das Drehbuch musste demnach noch einmal überarbeitet werden. Es standen mitunter Anweisungen darin, bei denen er die rechte Hand hätte benutzen müssen. So war dort zu lesen: "Er geht mit zwei Koffern aus dem Raum" - mit einer kaputten Hand unmöglich.
"Das war eine besondere Herausforderung. Ich entwickle jetzt schon neuen Respekt davor, dass ich im Juli diese 'Kralle' wieder tragen darf", scherzt er und verrät damit, dass in diesem Jahr die nächsten beiden Teile gedreht werden.
Ablenkung als Heilmittel
Die physische Einschränkung kostet Dr. Neiss seine Karriere als Chirurg. Doch mit seinem Schicksal will er sich nicht so wirklich auseinandersetzen.
"Er verdrängt diese Problematik so sehr er nur kann", so Kalupa. Das erkläre auch, weshalb sich der Arzt in einem Örtchen nahe Flensburg niederlässt. "Umso stärker bringt er sich ja in seiner neuen Heimat ein und umso mehr nimmt er sich jedem ihm vor die Füße fallenden Fall an. Dr. Neiss verschreibt sich quasi die Ablenkung als Dauermedikation."
Für den Schauspieler war es das erste Mal, dass er in die Rolle eines Mediziners schlüpft. Bei der Vorbereitung konnte sich Patrick Kalupa auf Unterstützung aus seinem direkten Umfeld verlassen.
"Eine sehr gute Freundin von mir ist Unfallchirurgin", so Kalupa. "Sie hat mich gut beraten, wenn ich Fragen zu medizinischer Thematik hatte oder einfach mal eine Übersetzung ins Umgangssprachliche brauchte."
Beim Dreh der medizinischen Szenen habe es dann auch eine Fachberatung vor Ort am Set gegeben.
Neue Art des Herzkinos
Die Reihe, die zur besten Sendezeit am Sonntagabend ausgestrahlt wird, ist "kein klassisches Herzkino wie Pilcher, Lindström & Co.", findet Kalupa. "'Dr. Nice' interpretiert Herz auf allen möglichen Ebenen: zwischenmenschlich wie medizinisch, es geht um familiäre Bindungen, Verantwortung, Konkurrenz, Freundschaft und mehr."
Es stünden eben nicht zwei Liebende, die sich suchen und finden, im Mittelpunkt. In den ersten zwei Filmen gebe es auch keine Kuss-Szene der Hauptfigur, wie der Darsteller anmerkt. "'Dr. Nice' erzählt Geschichten aus dem Leben."
Er verspricht aber neben Action, Unterhaltung und Drama auch viel Glücksgefühle: "Man kann sich mit einem guten Gefühl hineinwagen und geht auch bestimmt mit einem guten Gefühl raus", verspricht er lachend.
Warum sich Josefine Preuß selbst degradiert hat
Im Gegensatz zu Patrick Kalupa (43) hat Josefine Preuß (37) schon Erfahrungen, eine Medizinerin zu mimen. In der früheren "Lotta"-Filmreihe (lief von 2010 bis 2019 im ZDF) spielte sie eine Ärztin.
Bei "Dr. Nice" wird sie zur Arzthelferin Charlie Winkler.
"Jetzt habe ich mich selber ein bisschen degradiert", scherzt Preuß im TAG24-Interview. Doch das Vorwissen habe ihr nun im medizinischen Umgang geholfen, "sei es eine Blutdruckmanschette anlegen oder die stabile Seitenlage."
Doch trifft auf Charlie das Vorurteil zu, dass sie sich als bessere Ärztin aufspielt? "Das würde ich bei jedem anderen Arzt bejahen, aber nicht bei Dr. Neiss. Er ist schon eine Koryphäe, den muss man in seiner Art schon handhaben können. Aber Charlie kann das ganz gut. Sie hält im Hintergrund alles am Laufen, organisiert Termine." Sie würde deshalb nie ihre Kompetenzen überschreiten.
Da Dr. Neiss wegen seiner Verletzung an der Hand kein Auto fahren kann, muss sich eben die Arzthelferin ans Steuer eines Krankenwagens setzen. Josefine Preuß ist die Begeisterung deutlich anzumerken, als sie vom Dreh erzählt, auch wenn es einen Wermutstropfen gab: "Ich durfte nur nicht das Martinshorn drücken. Das hat man mir verboten, weil es strafbar ist."
Auch hatte sie zuerst Bedenken: "Ich dachte mir anfangs: 'Ich bin so kurz. Komme ich überhaupt an die Pedale?' Aber zum Glück ist alles einstellbar." Solche Herausforderungen machen der Schauspielerin immer Spaß. "Deshalb ist dieser Beruf auch so schön, weil man immer mal Dinge macht, die man sonst nicht tun würde."
An den kommenden beiden Sonntagen kann sich jeder selbst ein Bild von "Dr. Nice" machen. Dann werden jeweils um 20.15 Uhr die Filme im ZDF ausgestrahlt. Beide Folgen sind aber auch schon in der ZDF-Mediathek abrufbar.
Titelfoto: ZDF/Rudolf Wernicke