Null Mut und Fantasie: "Hallo Spencer"-Star übt Kritik

Berlin - "Hallo Spencer" heißt es nun wieder im deutschen Fernsehen. Mehr als 20 Jahre nach der letzten Folge kehrt die beliebte Puppenspielserie als Film zurück. Rainer Bock (70) spielt darin Jakob Sesam, den Erfinder der Serie.

Der Film feierte beim Münchner Filmfest im Juli Weltpremiere. Mit dabei waren Schauspieler Joachim Hall (83, v.l.), der echte "Hallo Spencer"-Erfinder Winfried Debertin (71), Rainer Bock (70) und Jan Böhmermann (43).
Der Film feierte beim Münchner Filmfest im Juli Weltpremiere. Mit dabei waren Schauspieler Joachim Hall (83, v.l.), der echte "Hallo Spencer"-Erfinder Winfried Debertin (71), Rainer Bock (70) und Jan Böhmermann (43).  © dpa/Stefan Puchner

Dieser lebt mit Spencer & Co. in einer alten Disco. Als diese abgerissen werden soll, will Sesam sein Zuhause nicht kampflos aufgeben und denkt sich einen tollkühnen Plan aus.

"Weil ein unerfüllter Lebenstraum im Raum steht und das Trauma der medienpolitischen Zurückweisung tiefe Narben hinterlassen hat", kommt Sesam nicht von seinen Puppen los, erklärt Bock im TAG24-Interview. "Oder vereinfacht: Eine zutiefst kränkende Entscheidung bindet erst recht an das zu schützende Objekt."

Der 70-Jährige, der schon in großen Produktionen wie "Das Boot" und "Better Call Saul" zu sehen war, stand für diesen Film zum ersten Mal mit Puppenspielern vor der Kamera.

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"Es hat eine Riesenfreude gemacht, die Spieler und Spielerinnen - einige von ihnen waren es schon damals - bei ihrer tollen Arbeit zu beobachten und mit ihnen zusammen zu agieren."

Mit einem Augenzwinkern ergänzt er: "Voller Spaß, Fantasie und Können - also auf deren Seite."

Mutlosigkeit und Klammern an Quoten verhindern viel

Böhmermann übernimmt im Film selbst eine kleine Rolle.
Böhmermann übernimmt im Film selbst eine kleine Rolle.  © ZDF/Gordon Timpen

Bei vielen, die mit der von 1979 bis 2001 ausgestrahlten Serie aufgewachsen sind, dürfte das kleine Comeback Nostalgie hervorrufen. Nicht so bei Rainer Bock.

"Ich kannte die Serie nur vom Namen ... war der Zielgruppe schon entwachsen." Gereizt habe ihn indes "diese ungewöhnliche Melange des Buches, aus naivem Märchen mit teilweise biografischen Elementen und satirischer Medienkritik."

Das Drehbuch stammt unter anderem von Satiriker Jan Böhmermann (43), der selbst eine kleine Rolle im Film spielt. "Dann war er ab und zu - unaufdringlich - in seiner Funktion als Autor und Produktion am Set", erinnert sich der Mime.

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Die Rückkehr von "Hallo Spencer" passt zur aktuellen Retro-Welle, die durchs deutsche Fernsehen schwappt. Frühere beliebte TV-Formate werden neu aufgelegt oder bekommen eine moderne Fortsetzung. Mangelt es in der Branche an neuen Ideen?

"Da sollten Sie lieber bei Autoren und Autorinnen, an denen es überwiegend nicht mangelt, sowie Redakteuren und Redakteurinnen nachfragen. Das Thema setzt uns Spielern und Spielerinnen seit Jahren sehr zu", so Bock.

"Aus Mutlosigkeit und Mangel an Fantasie und Klammern an Quoten, die für die Öffentlich-Rechtlichen völlig unerheblich sein sollten", werde seinen Angaben nach in TV- und Film-Redaktionen viel verhindert.

Deshalb würden nur selten innovative Ideen umgesetzt werden. "Leider muss das 'Qualitätsthermometer' noch erfunden werden. Bis jetzt stecken andere Dinge in entsprechenden Gesä...!", lautet Bocks Kritik.

Am ersten Weihnachtsfeiertag, um 20.15 Uhr, läuft der Film auf ZDFneo und am 27. Dezember um 23.45 Uhr im ZDF. In der Mediathek ist er bereits abrufbar.

Titelfoto: ZDF/Gordon Timpen

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