Nach drastischer Kritik: Thilo Mischke wird doch nicht "ttt"-Moderator

Berlin - Eigentlich sollte Thilo Mischke (43) für die ARD das Kulturmagazin "ttt – titel, thesen, temperamente" moderieren, doch nun ist die Sache nach breitem Protest vom Tisch.

Die Sexismusvorwürfe gegen Thilo Mischke (43) schlugen hohe Wellen.
Die Sexismusvorwürfe gegen Thilo Mischke (43) schlugen hohe Wellen.  © ARD/Marc Rehbeck

Das hat der öffentlich-rechtliche Sender am heutigen Samstag verkündet.

Die ARD begründete den Rückzieher damit, dass "die in den vergangenen Tagen entstandene heftige Diskussion um die Personalie Thilo Mischke die für uns zentralen und relevanten Themen" überschatte, "die wir mit der Sendung und Marke 'ttt' transportieren und gemeinsam mit der Community diskutieren möchten, dass dies nicht mehr möglich ist".

Daher hätten sich die Kulturchefinnen und Kulturchefs dazu entschieden, dass Mischke für die Sendung nicht vor der Kamera stehen wird.

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Der 43-Jährige befinde "sich in einem noch andauernden Prozess der Auseinandersetzung mit den Ereignissen und wird sich zu gegebener Zeit selbst zur Sache äußern", hieß es weiter. Er und die ARD seien sich darin einig, "dass es nun vor allem darum geht, einen weiteren Rufschaden von 'ttt' und Thilo Mischke abzuwenden".

Zuvor hatte die "Süddeutschen Zeitung" berichtet. Das Blatt bezog sich auf mehrere Quellen, die unabhängig voneinander diese Information durchgestochen hätten.

Die Sexismusvorwürfe gegen den Journalisten hatte hohe Wellen geschlagen. Um die Personalie entbrannte ein Streit, der nicht nur digital in den Kommentarspalten der sozialen Netzwerke ausgefochten wurde. Zuletzt hatten sich auch zahlreiche Kulturschaffende mit einem offenen Brief gegen die Personalentscheidung ausgesprochen.

Thilo Mischke geriet auch wegen "In 80 Frauen um die Welt" in die Kritik

Mischke äußerte sich nicht zu dem Entrüstungssturm.
Mischke äußerte sich nicht zu dem Entrüstungssturm.  © Max Patzig/Geisler-Fotopress/dpa

Unter anderem war Mischkes Buch "In 80 Frauen um die Welt" aus dem Jahr 2010 Gegenstand der Diskussionen. Grundlage des Romans - erschienen in einem Sachbuchverlag - war eine Recherchereise.

In einer Anfangspassage heißt es im Wortlaut: "Ich wollte Fingerabdrücke nehmen, heimlich Nacktfotos machen, Tonbandaufnahmen vom jeweiligen Sex."

Es entzündete sich eine Debatte daran, dass sich der 43-Jährige nicht kritisch mit seinem früheren Werk auseinandergesetzt und sich nicht ausreichend distanziert habe.

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Der 2023 mit dem Deutschen Fernsehpreis ausgezeichnete Reporter machte bislang keine Anstalten, die Vorwürfe zu entkräften oder auszuräumen.

Vor Weihnachten hatte er nur angekündigt, dass er ab Mitte Februar mit Siham El-Maimouni (39) das Kulturformat moderieren werde. Auf die Entrüstungsstürme reagierte er nicht.

Auf Instagram teilte "ttt" später unter anderem mit, dass sich die Sendung "gegen jede Form von Sexismus und Rassismus" stelle und es stehe "genauso wie Thilo Mischke, für Meinungsvielfalt und Toleranz".

In einem weiteren und vorerst letzten Insta-Beitrag informierte "ttt" an Heiligabend, dass man nicht nur Unterstützung, sondern auch kritische Rückmeldungen erhalten habe. Man nehme die Kritik erst und führe intensive Gespräche, um die Vorwürfe zu prüfen: "Eines vorweg: Wir hören euch."

Erstmeldung: 4. Januar, 12.09 Uhr, zuletzt aktualisiert: 16.10 Uhr

Titelfoto: ARD/Marc Rehbeck

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