Kurts Frau schlief neben ihm für immer ein: "Dann merkte ich, dass sie mich noch mal drückt"

Halle (Saale) - Alleinstehende Menschen laufen über den Hallenser Südfriedhof. In ihrer Trauer gefangen, bekommt sie ein MDR-Team aber dazu, über den Verlust einer geliebten Person zu sprechen. Heraus kommen tolle und lustige Geschichten, die die Traurigkeit kurz verschwinden lassen.

Der 84-jährige Kurt muss ohne seine geliebte Frau weiterleben. (Symbolbild)
Der 84-jährige Kurt muss ohne seine geliebte Frau weiterleben. (Symbolbild)  © 123RF/amadea

"Ich war 64 Jahre verheiratet mit ein und derselben Frau", strahlt Kurt (84) über beide Ohren, als er mit Journalist und Autor Cornelius Pollmer (40) über sie spricht. "Wenn man so lang zusammengelebt hat, ist es fast unmöglich, einen Schlussstrich zu setzen", sagt er am zweiten Beisetzungstag seiner Frau. "Sie ist immer noch da!"

Kennengelernt haben sie sich in Göhren an der Ostsee. "Da guckte bloß der Kopf raus", erinnert er sich, wie er von seinen Kumpels in den Sand eingebuddelt wurde. "Dann kamen zwei Mädchen vorbei, wir haben sie gefragt, ob sie einen von uns wollen, und meine spätere Frau sagte: 'Ja, den nehm ich, der gefällt mir.'"

Auf den ersten Blick hätten beide gemerkt, dass man gleiche Interessen habe, gleiche Ziele verfolge, heiraten und Kinder kriegen möchte. Ein Sohn krönte die Liebe.

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Nach einer folgenden Unterleibserkrankung blieb ein weiterer Kinderwunsch unerfüllt. Und zuletzt kamen Parkinson und Demenz dazu. "Haben Sie schon mal mit einer dementen Person zusammengelebt?", fragt er Pollmer. "Ich kann Ihnen sagen: Das ist schwierig. Sie versteht Sie nicht mehr, wehrt Intimitäten ab." Dann kam auch noch Brustkrebs dazu.

Bis zuletzt habe Kurt seine Frau daheim gepflegt, weil sie nicht ins Heim wollte. Am Tag ihres Todes habe er sich neben sie gelegt, ihre Hand gehalten. "Dann merkte ich, dass sie mich noch mal drückt. Das war wie ein Dankeschön für die vielen Jahre. Was will man mehr?"

Ohne Filter - Pollmer fragt nach Liebe (MDR): "Ich hab immer gedacht, es macht mir nichts aus"

Die Kapelle auf dem Südfriedhof in Halle, hier bei einer Gedenkveranstaltung für einen verstorbenen Polizisten 2015.
Die Kapelle auf dem Südfriedhof in Halle, hier bei einer Gedenkveranstaltung für einen verstorbenen Polizisten 2015.  © Hendrik Schmidt/ZB

Auch Sonja muss seit zwei Jahren ohne ihren Mann durchs Leben gehen. Für die 71-Jährige war der Verlust natürlich auch "schlimm, ganz schlimm und ich hab immer noch nicht damit abgeschlossen".

Egal wo sie ist, immer habe sie ihn im Kopf. "Da bin ich mit ihm gewesen, da ist er langgegangen." Beim Einkaufen sehe sie ihn immer, wie er vor ihr läuft.

Sonja erinnert sich an das Zusammenleben: "Er war sehr lieb, war früh immer der Erste, der aufgestanden ist, Brötchen geholt und den Tisch gedeckt hat. Das war schlimm, als er verstorben ist und die Leere da war."

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Immer habe sie gedacht, dass es ihr nichts ausmache, allein zu leben. "Das sagt man so daher - es stimmt aber nicht."

Die 3. Folge "Ohne Filter - Pollmer fragt nach Liebe" zeigt das MDR-Fernsehen am Donnerstag (19. September) ab 19.50 Uhr. In der Mediathek findet Ihr sie schon jetzt.

Titelfoto: 123RF/amadea

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