Sinnlos schließende Feuertür kracht gegen Auto, doch niemand will schuld sein
Leipzig/Erfurt - Nichtsahnend fährt ein Ehepaar mit seinem Auto durch eine Erfurter Tiefgarage. Plötzlich gibt es einen Knall: Eine Feuerschutztür hat sich geschlossen und dabei den Wagen getroffen. Es beginnt eine Bürokratie-Odyssee mit absolut offenem Ende, denn niemand sieht sich in der Schuld.
Silvia und Holger Braun sind ratlos und haben in der aktuellen Folge "Voss & Team" Hilfe gesucht. In der MDR-Verbrauchersendung erzählen sie, was an jenem 15. Juli 2023 passiert sei.
An diesem Samstag sind sie laut eigenen Angaben gerade dabei, ihren Hyundai vom angemieteten Tiefgaragen-Stellplatz ans Tageslicht zu fahren. Zwischenzeitlich passieren die Brauns ein Brandschutztor.
"Als wir auf der Höhe waren, sehe ich nur einen Schatten im Rückspiegel und da hat's auch schon gerumst", so Holger Braun, der ein Stück weiterfährt, denn das Tor habe sich komplett geschlossen. "Und ich denke mal, dass ein Auto das Tor nicht aufhält."
Dieses verursacht Schäden am Heck, der Stoßstange und hinterlässt Beulen und Kratzer. Deren Beseitigung koste rund 4815 Euro.
An der - sich eigentlich nur im Notfall schließenden - Brandvorrichtung sind bis zum TV-Dreh eine Beschädigung und Lackspuren in der Farbe des Hyundai zu erkennen. Und das Paar kann sogar mittels Fotos und Videos belegen, dass es immer wieder zum unerklärlichen Verschließen kam.
Zudem gibt es mit Nora Brückner eine Zeugin, die das Ehepaar hat aus dem Auto steigen sehen. Und hinter ihnen das geschlossene Tor. "Es hat weder nach Rauch gerochen, noch war irgendwas sichtbar", so Brückner.
Voss & Team: Wartungsfirma dementiert, dass das Tor grundlos schließt
Die Vollkaskoversicherung der Brauns sei nicht zuständig, beginnt der Horror. Einer Eigentümer-Gemeinschaft gehöre die Tiefgarage, die von der Vonovia-Tochter ecowo verwaltet wird.
Silvia Braun ruft besagte Firma an und ist sich sicher, dass sich die Sache schnell aufklärt. Weit gefehlt: Die ecowo sei nicht der Eigentümer und deshalb interessiere sie die Angelegenheit nicht, habe man der Frau gesagt.
Über ihre Rechtsschutzversicherung erfahren sie durch einen Anwalt, dass ecowo den Schaden an ihre Versicherung gemeldet hat. Diese teilt dem Verwalter mit, dass man aufgrund einer vier Wochen zuvor ausgeführten Wartung "keine Haftung Ihrerseits für den offensichtlichen Defekt des Feuerschutztores" sehe.
Die ausführende Fachfirma allerdings bestätigt, dass die Wartung keine Mängel ergab und man ausschließe, dass sich das Tor grundlos selbstständig schließt. Vielmehr mutmaßte man haltlos, dass sich Brauns Auto mit laufendem Motor im Torbereich befand und sich die Tür deshalb schloss.
Die Versicherung wolle nicht zahlen, da kein Verschulden oder eine Pflichtverletzung zu erkennen sei.
Geschilderter Schadensablauf "nicht nachvollziehbar"
Der Betreiber der Tiefgarage behaart auf eine einwandfreie Funktionalität des Tores, die auch spätere Prüfungen ergeben hätten. Der geschilderte Ablauf der Brauns sei "nicht nachvollziehbar" und ein eigenes Verschulden "nicht erkennbar".
Den Brauns bleibt jetzt nur die Schadensregulierung durch ihren eigenen Versicherer, durch den sie hochgestuft werden würden. Oder eine Klageeinreichung mit in der Folge schlimmstenfalls einer Pleite vor Gericht und das Tragen aller Verfahrenskosten.
Der Verkehrsrechtsanwalt Stefan Buck hält es für den Verwalter hingegen für zumutbar, eine optische und akustische Warneinrichtung im Falle eines Schließens zu installieren. So hätte der Unfall womöglich verhindert werden können.
Nun soll eine weitere unabhängige Prüfung zeigen, wo das Problem liegt. Ende offen.
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