Leipzig - Der Preis für Kaffee klettert immer weiter nach oben - und wird so schnell nicht wieder sinken. Aber was sind eigentlich die Gründe für den starken Anstieg? Und was tut die Kaffeebranche, um ihm entgegenzuwirken? Die "MDR Umschau" hat in ihrer aktuellen Folge nachgefragt.
Aktuell koste das Kilo Röstkaffee bei Aldi 4,99 Euro. Fünf Jahre zuvor, im September 2020, waren es noch 2,90 Euro. Der Preis ging also stetig nach oben - und er soll weiter steigen.
Der Hauptgrund für diese Entwicklung ist laut "Umschau" der Börsenpreis. Rohkaffee wird an einer virtuellen Börse gehandelt, der Wert steige seit Jahren. Aktuell liege Rohkaffee bei 4 Euro pro Pfund und sei damit seit September 2020 um 247 Prozent teurer geworden. Der Preis habe sich mehr als verdreifacht.
Immerhin: Bei heimischen Händlern wie beispielsweise Aldi stieg der Preis im selben Zeitraum nur um 72 Prozent. Für den Handel sei Kaffee nämlich ein sogenanntes Eckprodukt, ein Lebensmittel, das Kunden für den täglichen Bedarf kaufen. Der Preis soll möglichst niedrig sein und die Händler scheuen sich, ihn stark zu erhöhen.
Die Folgen dieses Dilemmas sind bei Edeka-Filialen in Leipzig bereits deutlich sichtbar: Nachdem Großhändler dem Unternehmen vorgeworfen hatten, Kaffee zu günstig zu verkaufen, stoppten sie die Lieferungen. Seitdem müssen Kunden immer wieder auf leere Regale blicken.
Klimawandel bedroht die Anbaugebiete
Die "Umschau" fragte bei Tchibo nach, Deutschlands führendem Kaffeeröster. Innerhalb eines Jahres erhöhte das Unternehmen seine Preise bereits zweimal.
"Wir haben zwischen 50 Cent und 1 Euro pro Pfund erhöht", erklärte Arnd Liedtke, Unternehmenssprecher bei Tchibo. "Der Grund ist, dass die Preise, die wir an den Börsen bezahlen müssen für den Rohkaffee, gewaltig gestiegen sind in den letzten Monaten. Da ist einfach ein Punkt erreicht, an dem wir es nicht mehr allein tragen können."
Die Ursache für die Wertsteigerung findet sich in den Anbaugebieten von Kaffee, wie beispielsweise Brasilien. Der weltweit größte Kaffee-Exporteur erlebt seit 2020 extreme Hitze und Dürren, wodurch die Ernte einbrach.
Der Klimawandel wirkt sich somit auch auf den Anbau von Kaffee aus. "Die bisher belastbarsten Studien gehen davon aus, dass bis 2050 bis zu 50 Prozent der heute verfügbaren Flächen für den Kaffeeanbau unter Druck geraten könnten oder auch verschwinden", so Pablo von Waldenfels, Direktor für Nachhaltigkeit bei Tchibo. "Das heißt nicht, dass das passieren muss, das sind Szenarien. Aber das Risiko ist da."
Tchibo und andere helfen deshalb bereits, Pflanzen und Plantagen resilienter zu machen. Es werden beispielsweise neue Sorten gezüchtet und Plantagen mit Bäumen überdeckt, um sie vor der Sonne zu schützen.
Weitere Preiserhöhung womöglich ab Mai
Doch nicht nur der Klimawandel wirkt sich auf den Kaffeehandel aus, auch die Nachfrage, besonders in China, ist zuletzt gestiegen. Dadurch hat sich wiederum der Konkurrenzkampf am Markt verschärft und die Preise ebenfalls nach oben getrieben.
2026 tritt zudem die EU-Entwaldungsverordnung in Kraft. Produzenten und Händler müssen dann nachweisen, dass kein Regenwald für den Anbau von unter anderem Kaffee abgeholzt wurde. Die Verordnung soll Raubbau verhindern, erhöhe aber wieder einmal den bürokratischen Aufwand und schaffe Unsicherheiten, gerade für kleine Importeure.
"Das ist natürlich für Händler schwierig, wenn sie nicht wissen, wie was umgesetzt wird", so Jens Klein vom Leipziger Unternehmen Café Chavalo. "Man weiß nicht, wann dann die rote Ampel angeht und eine Lieferung mal gestoppt wird."
Eine gute Sache haben die hohen Preise immerhin: Die Bauern und Bäuerinnen auf den Plantagen würden inzwischen angemessener bezahlt.
Für den heimischen Kaffeeliebhaber sehen die Prognosen indes wenig rosig aus: Laut "Umschau" werden die Discounter womöglich ab Mai ihre Preise erneut erhöhen.