Immer noch: Kaum Ossis in den "oberen Etagen" und "oberen Zehntausend"

Leipzig - Sind Ossis unfähig? Wer erinnert sich nicht? Kurz nach der Wende übernahmen zum Teil gescheiterte Wessis die welken DDR-Landschaften in Rathäusern, Betrieben oder Unis ...

Hat's geschafft: Chefredakteur des Nachrichtenmagazins "Focus" Robert Schneider (geb. 1976 in Leipzig) in "seiner" Redaktion.
Hat's geschafft: Chefredakteur des Nachrichtenmagazins "Focus" Robert Schneider (geb. 1976 in Leipzig) in "seiner" Redaktion.  © MDR/Lutz Hofmann

Die neue MDR-Dokumentation "Der lange Weg nach oben – Wie es Ostdeutsche in die Elite schaffen" will nun aufzeigen, warum es Menschen aus dem Osten heute sogar noch schwerer haben, in den Kreis der "Oberen Zehntausend" von Wirtschaft, Politik und Verwaltung aufzusteigen.

Drei Jahrzehnte vereintes Deutschland: In den Elite-Positionen sind Ostdeutsche auch in den 2020er-Jahren weiterhin deutlich unterrepräsentiert, ist sich der MDR sicher. In der Doku "Der lange Weg" werden fünf Führungskräfte vorgestellt, denen der Aufstieg gelungen ist.

Datengrundlage für die "Umschau"-Sendung ist eine aktuelle Erhebung von MDR und Universität Leipzig.

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Eine der prominentesten "Ost-Aufsteigerinnen" im vereinten Deutschland sei die "Grünen"-Politikerin Steffi Lemke (54). Vor einigen Monaten ist die gelernte LPG-Zootechnikerin aus Dessau und studierte Agrarwissenschaftlerin als Bundesumweltministerin "ganz oben" angekommen.

Das habe auch der 53-jährige Soziologe Professor Steffen Mau geschafft. Der gebürtige Rostocker hat für seine Forschungsarbeit an der Berliner Humboldt-Universität 2021 als erster Soziologe den Leibniz-Preis - Deutschlands bedeutendsten Wissenschaftspreis - erhalten.

Der 1976 in Leipzig geborene Journalist Robert Schneider habe ebenfalls "die obersten Stufen der Karriereleiter" erklommen. Seit 2016 ist er Chefredakteur des bundesweit erscheinenden Nachrichtenmagazins "Focus".

Wie Ostdeutsche als Unternehmer erfolgreich ganz oben mitmischen, erzähle auch die Geschichte von Jan Bredack, der 1972 in Salzwedel geboren wurde. Seine 2008 gegründete Firma "Veganz" zählt heute zu den Top 3 der Innovationsunternehmen in Deutschland.

"Ossi"-Ausstieg nur durch "Wessi"-Anpassung?

Der Unternehmer Jan Bredack (geb. 1972 in Salzwedel) auf dem Firmengelände des von ihm gegründeten Unternehmens Veganz.
Der Unternehmer Jan Bredack (geb. 1972 in Salzwedel) auf dem Firmengelände des von ihm gegründeten Unternehmens Veganz.  © MDR/Lutz Hofmann

Die Protagonistinnen und Protagonisten, die in der MDR-Doku von Lutz Hofmann ("Wem gehört der Osten?") porträtiert werden, "bleiben dennoch allesamt bislang Ausnahmen", so der MDR.

Denn bei den Elite-Positionen in Wirtschaft, Politik, Verwaltung und Medien sind Ostdeutsche deutlich unterrepräsentiert, wie die dem Film zugrundeliegende Datenerhebung des MDR und der Universität Leipzig zeigt.

Die aktuelle Studie ist nach 2004 und 2016 bereits die dritte ihrer Art. Sie belegt nach einem Anstieg in den vergangenen Jahren jetzt gar "eine rückläufige Tendenz bei der Besetzung von Top-Positionen mit Ostdeutschen".

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Ein Muster sei eklatant: Der Weg an die Spitze gehe "fast immer über eine Zwischenstation im Westen". Und: Es gibt mehr ostdeutsche Frauen in den Eliten als Männer.

Wer es geschafft hat, habe laut Studie meist die "ungeschriebenen Regeln des Westens durchschaut und einen neuen Habitus angenommen".

TV-Tipp: Zu sehen ist die Doku am 21. Juni (20.15 Uhr) als Extraausgabe des Magazins "Umschau" im MDR-Fernsehen.

Titelfoto: Montage: MDR/Lutz Hofmann

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