Heutiges Gondwanaland: "War mir 100 Prozent sicher, dass niemand eine Sprengung zulässt"
Leipzig - Brücken, Gebäude, Schornsteine und sogar eine Olympia-Schanze: Wo Bauwerke weichen müssen, ist Michael Schneider (62) zur Stelle. Der Sprengmeister aus Plauen hat in den letzten Jahrzehnten deutschlandweit Platz für Neues gemacht. Auch fürs Gondwanaland im Zoo Leipzig.
"Unser Ehrgeiz ist es, mit so wenig Sprengstoff wie möglich den größten Effekt zu erzielen", sagt der Vogtländer, der mit anderen Sprengmeistern das Dynamit an statisch relevanten Stellen anbringt, in der aktuellen Folge der MDR-Umschau.
So auch im Februar 2007, als die alte Industriehalle auf dem Gelände des Leipziger Zoos weichen muss.
"Als ich mir das das erste Mal angeschaut habe, war ich mir 100 Prozent sicher, dass dir niemand hier eine Sprengung zulässt - zumindest nicht die Betreiber des Zoos", so der 62-Jährige. "Ich habe aus dem Gebäude heraus der Elefantenkuh auf den Po gemessen - das waren 19 Meter Entfernung, weiß ich noch wie heute."
Mit Musikbeschallung wurden die Dickhäuter auf den explosiven Moment vorbereitet. Dabei kamen verschiedene musikalische Genres zum Einsatz. "Wir nehmen einen Querschnitt über alles, damit hier jeder befriedigt ist", sagte Tierpfleger Michael Tempelhoff damals. Denn: "Ich weiß nicht, worauf der Bulle steht und auch nicht, worauf die Kühe stehen."
Tatsächlich haben sich die Tiere nicht erschreckt, erzählten die Pfleger im Anschluss. Das alte Gebäude war Geschichte, die im Juni 2011 eröffnete und 16.500 Quadratmeter große Riesentropenhalle "Gondwanaland" entstand.
Sprengmeister Michael Schneider: "Natürlich sind schon Fensterscheiben zu Bruch gegangen"
Schneider hatte in früheren Jahren auch schon die alte Olympia-Schanze in Garmisch-Partenkirchen, die CDU-Zentrale in Bonn oder die Rahmede-Talbrücke zu Fall gebracht.
Pfingstsonntag war auch die 256 Meter lange Talbrücke Sterbecke bei Lüdenscheid (Nordrhein-Westfalen) dran. Dort wurden vom Sprengmeister und seinem fünfköpfigen Team mehr als 222 Meter Zündschnüre verlegt und 13,4 Kilogramm Sprengstoff verwendet.
Das Vorhaben auf der A45 lockte zahlreiche Schaulustige an. "Die Nerven hätte ich gar nicht, um sowas zu machen", sagte einer.
Michael Schneider schon. Er schaffte es, dass die direkt daneben verlaufende und auf eigenen Pfeilern stehende Fahrbahn unbeschädigt blieb. "Die Sprengung hat ganz hervorragend geklappt, der Nachbarbrücke ist nichts passiert."
Natürlich klappt nicht immer alles so reibungslos, kleinere Beschädigungen seien durchaus schon vorkommen. "Natürlich sind schon Fensterscheiben zu Bruch gegangen."
Die komplette aktuelle "Umschau"-Folge gibt's in der MDR-Mediathek.
Titelfoto: Bildmontage: IMAGO/Rech, Rene Traut/dpa