Größeres Auto, höhere Preise: Werden SUVs und Co. bald zur Kasse gebeten?
Leipzig - Bei jedem dritten der zugelassenen Autos handelte es sich im Jahr 2023 um einen SUV. Doch sollten große Autos auch mehr zahlen? MDR "Umschau" ging dieser Frage am gestrigen Dienstagabend auf den Grund.
Paris macht es vor, Koblenz zieht als erste deutsche Stadt nach. Besitzer großer und schwerer Autos müssen demnächst beim Parken draufzahlen.
In der französischen Hauptstadt bedeutet das für Besucher mit Verbrenner, die ein Gewicht von 1,6 Tonnen übersteigen, verdreifacht sich die Gebühr von bisher 6 Euro auf stattliche 18 Euro pro Stunde.
Wolle man mehrere Stunden am Stück parken, steige der Preis noch weiter, berichtet "Umschau". So zahle man für sechs Stunden einen Tarif von 225 Euro, also 37,50 Euro pro Stunde.
Die erste deutsche Stadt, die, ähnlich wie Paris Fahrer größerer Autos zur Kasse bittet, ist Koblenz. Ab 1. März steigen die Preise hier zwar nicht für Besucher dafür aber fürs Anwohner-Parken entsprechend der Größe des Fahrzeugs.
Mit der Formel - Grundfläche des Autos mal der einheitlichen Gebühr von 23,40 Euro - soll hier ab Freitag die Jahresgebühr für die benötigte Stellfläche berechnet werden.
"Wir haben mittlerweile 50 Millionen zugelassene Pkw in Deutschland. Jedes Jahr wird es eine halbe Million mehr", erklärte Robin Tulpe vom Verein "Deutsche Umwelthilfe" gegenüber der MDR-Sendung.
"Selbst Leute, die große Auto-Fans sind, wollen ja auch nicht in 50 Jahren in einem Land leben, wo 100 Millionen Autos auf den gleichen Straßen sind."
Gestaffelte Parkpreise spalten die Meinungen
Doch der Trend großer Autos spiegele sich auch in den Zulassungen wider. So seien im vergangenen Jahr 30 Prozent der zugelassenen Autos SUVs gewesen.
"Tatsächlich ist das ein Riesen-Problem", sagte Verkehrsexpertin Prof. Dr. Petra Schäfer.
Doch die Einführung der gestaffelten Preise sei besonders rechtlich nur schwer umsetzbar.
So habe das Bundesverwaltungsgericht erst im vergangenen Jahr der Stadt Freiburg einen Strich durch die Rechnung gemacht, als es um ein ähnliches Vorhaben ging.
Der Grund dafür: Die Verordnung verstoße gegen den Gleichheitsgrundsatz des Grundgesetzes.
"Es geht ja darum, dass man die SUVs aus der Stadt haben will, dass man die SUV-Fahrer stigmatisiert. Es geht nur darum, die Auto-Fahrer zu gängeln und zu schröpfen", argumentierte Verkehrsanwalt Uwe Lenhart.
"Wenn es sich um vorgezeichnete Parkplätze handelt, da macht's ja keinen Unterschied, ob da ein Polo oder eine S-Klasse draufsteht."
Parken in Mitteldeutschlands Städten: Leipzig fordert Veränderung
Während Magdeburg die Preise für alle einheitlich erhöhen wolle, sei in Halle, Erfurt, Jena und Chemnitz erstmal gar nichts in diese Richtung geplant. In Dresden und Leipzig hingegen gäbe es Anträge für gestaffelte Preise.
Der Leipziger Antrag stamme von der Verkehrspolitischen Sprecherin Kristina Weyh (Die Grünen) und sorge im Stadtrat für reichlich Diskussion.
Sie fordere einen Preis, der dem ohnehin schon raren öffentlichen Raum auch gerecht werde. Das bedeute eine Erhöhung des Anwohner-Parkens von 30 Euro auf über 200 Euro.
"Wir konkurrieren mit ganz vielen Nutzungen", so Weyh, "und wenn man es herunterrechnet, sind es gerade einmal 8 Cent am Tag."
Zusätzlich solle eine Sozialklausel Personen mit geringerem Einkommen schützen.
Noch in diesem Jahr wolle die Fraktion Bündnis 90/Die Grünen das Vorhaben durchsetzen.
"Es ist ein Teil der Verkehrswende. Es ist keine Gängelung von Autofahrern, sondern wir müssen uns einfach der Tatsache stellen, der Platz wird eng für uns alle, und den müssen wir verteilen", ergänzte sie.
Die komplette Sendung "MDR Umschau" steht ab sofort in der ARD-Mediathek als Stream zur Verfügung.
Titelfoto: Bildmontage: MDR/Axel Berger, Jan Woitas/dpa