Was passiert nach Chemnitz-Aus mit Galeria in Mitteldeutschland? "Man hat keine Worte dafür"
Leipzig - Lange wurde gekämpft, doch nun fällt Galeria Kaufhof in Chemnitz doch der Insolvenz zum Opfer. Übrig bleiben vier Filialen in Mitteldeutschland. MDR-"Umschau" hat beim Unternehmen nachgefragt, wie es mit ihnen weitergehen soll – und wurde enttäuscht.
Alles Hoffen und Bangen war umsonst, im August ist Schluss in Chemnitz. Die knapp 100 Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter sind noch immer fassungslos, viele arbeiten mehr als 40 Jahre an dem Standort, haben schon ihre Ausbildung hier gemacht.
Gewerkschaftlerin Andrea Busch steht ihnen zur Seite, ist aber selbst tief getroffen. Noch im vergangenen Jahr habe sie sich mit ihnen gefreut, als die Schließung abgewendet werden konnte.
"Jetzt gucke ich sie an und sehe Tränen in den Augen", berichtet sie im MDR-Magazin. Ihr bleibt nur, den Angestellten zu erklären, wie sie ihr Insolvenzgeld richtig beantragen können.
"Man hat eigentlich keine Worte dafür, wie man so ein modernes Haus schließen kann", sind sich die Verkäuferinnen Annett Männel und Katrin Venus einig. Der Chemnitzer Standort galt einst als modernstes Kaufhaus Europas, nachdem die Filiale 2001 in den gläsernen Neubau am Rathaus umgezogen war.
Es folgten in den vergangenen Jahren mehrere Insolvenzen, doch die Filiale konnte immer wieder gerettet werden – bis jetzt. "Eine totale Katastrophe ist das, was aus dem Haus gemacht worden ist", fasst ein anderer Angestellter seinen Unmut zusammen.
Brauchen die Deutschen noch klassische Warenhäuser?
Nun bleiben in Mitteldeutschland nur noch die Kaufhäuser in Leipzig, Dresden, Magdeburg und Erfurt. Das sind vier von nur noch 83 Filialen insgesamt – vor 20 Jahren gab es noch satte 290. Sie sollen erhalten bleiben, aber wie lange?
Eine "Umschau"-Redakteurin bat beim Unternehmen und auch bei den Filialleitern aller vier mitteldeutschen Standorte um Stellungnahme zu den Plänen dort gebeten, doch ihre Fragen wollte niemand so recht beantworten.
Dem Vernehmen nach soll es künftig Spezialisierungen auf einzelne Sortimente geben, sogar Rewe und Ikea sollen als Untermieter im Gespräch sein. Die neuen Eigentümer wollen investieren und die verbliebenen Filialen modernisieren. Konkrete Informationen gibt es keine.
Gleichzeitig stellt sich die Frage, ob Kaufhäuser dieser Art überhaupt noch dem heutigen Zeitgeist entsprechen. Die Umsätze sprechen laut MDR eine deutliche Sprache – sie sind rapide zurückgegangen.
Einer Umfrage unter 20.000 Personen zufolge findet knapp die Hälfte aller Befragten, dass die früher so beliebten Warenhäuser den Trends hinterherrennen. Dennoch schätzen rund drei Viertel die Vielfalt an Angeboten und würden Kaufhäuser in den Innenstädten vermissen.
So geht es vermutlich auch den Chemnitzern, vor allem denen, die dank der Schließung nun bald arbeitslos sind. Den ganzen Beitrag aus der "Umschau" könnt Ihr in der MDR-Mediathek ansehen.
Titelfoto: Bildmontage: Ralf Seegers, Ralph Kunz