Feste oder gar keine Strukturen in der Kita - Was ist besser für Kinder?
Leipzig - Beim Thema Kindererziehung scheiden sich oft die Geister - und somit auch bei den Konzepten, die Kindertagesstätten anbieten. Feste Strukturen oder die ganz individuelle und bedürfnisorientierte Entwicklung - was ist besser für das Kind? Dieser Frage geht das MDR-Magazin "Umschau" auf den Grund.
Der Hans Carl von Carlowitz Kindergarten in der Leipziger Südvorstadt ist eine klassische Kita: Jeden Morgen kommen die Kinder zum Morgenkreis zusammen, es gibt feste Gruppen und feste Essens- und Schlafzeiten - ein strukturierter Tagesablauf ist die Devise.
Das komplette Gegenteil bildet die Kindertagesstätte Heide-Süd in Halle. Hier wird der Tag von den Interessen der Kinder bestimmt. Zwei Konzepte, wie sie unterschiedlicher kaum sein könnten.
In der Leipziger Kita gibt es eine Vorschulgruppe, die von Erzieherin Irina Mitrofanow geleitet wird. Hier findet auch ein kurzer Unterricht statt: Die Kinder sollen sich 20 Minuten konzentrieren, aktiv mitarbeiten und nicht dazwischenreden.
"Der Schritt [vom] Kindergarten [zur] Schule ist gewaltig, die Kinder sollen dann von null auf 100 vier Unterrichtsstunden schaffen am Tag", so Mitrofanow. Da sei ihr Angebot einmal am Tag fast zu wenig.
Gerade dieser auf die Schule vorbereitende Teil ist laut Christiane Dubiel, stellvertretende Direktorin der Kurt-Maser-Grundschule in Leipzig, aber sehr wichtig.
"Kinder, die von ganz offenen Konzepten kommen, haben es häufiger etwas schwieriger, sich in der großen Gemeinschaft hier in der Schule und in den Rhythmus einzufinden", so die Kita-Beauftragte. Vorschulkinder bringen demnach bereits einige wichtige Basiskompetenzen mit.
Wichtig: Gesunde Balance zwischen Lernen und individueller Kindesentwicklung
In der Hallenser Kita gibt es keine Vorschule, trotzdem wird auf das Thema Lernen großen Wert gelegt - nur die Umsetzung weicht ab. Das freie Spielen steht im Vordergrund, jeder kann sich aussuchen, was er wo machen möchte.
Dennoch sollen die Kinder motiviert werden, über ihre Stärken auch andere Lernfelder kennenzulernen. Wenn einer seiner Schützlinge ihm erklärt, was er bauen möchte, rät er ihm, das aufzumalen, was es sich vorstellt, erzählt Erzieher Mario Schlegel. So werde das Lernfeld Malen eben direkt mit bedient.
"Begeisterung und Freude ist der Motor jeglichen Lernens", erklärt Expertin Prof. Susanne Viernickel. Natürlich könne man auch Dinge lernen, die einen nicht interessieren; nachhaltig sei dies jedoch nicht.
Und auch sonst gibt es in vielerlei Hinsicht keine festen Vorgaben. Wer Hunger hat, isst. Wer müde ist, schläft - ganz unabhängig von der Gruppe und einer Tageszeit.
"Je strukturierter ein Tagesablauf ist, in den Kinder sich eintakten sollen, desto höher ist die Wahrscheinlichkeit oder das Risiko, dass man Kinder verliert", so Viernickel. Eine gesunde Balance zwischen Lernen und individueller Kindesentwicklung sei wichtig.
Welches Konzept letztlich besser für das eigene Kind ist, müssen Eltern entscheiden. Richtig oder falsch gibt es in diesem Fall wohl einfach nicht.
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Titelfoto: Marcel Kusch/dpa