Extreme Grundsteuer! Sächsische Wiese fünfmal teurer als Fläche von Schloss Moritzburg

Leipzig/Moritzburg - Deutschlandweit klagen Tausende Grundstücksbesitzer gegen Neubewertungen der Grundsteuer. Das MDR-Magazin "Umschau" berichtete über eine Gruppe Betroffener, die gegen die fehlerhaften Einschätzungen vorgeht.

Das MDR-Magazin "Umschau" berichtete über die unzumutbaren Bedingungen der Grundsteuer.
Das MDR-Magazin "Umschau" berichtete über die unzumutbaren Bedingungen der Grundsteuer.  © MDR/Axel Berger

Nachdem das Bundesverfassungsgericht im Jahr 2018 die Grundsteuer für verfassungswidrig erklärt hatte, beschloss die damalige Bundesregierung eine Grundstücksreform.

Im Rahmen derer galt es, rund 36 Millionen Grundstücke bundesweit neu zu bewerten. Doch sollten die Gemeinden nicht mehr Steuern verlangen als zuvor.

In der Realität sieht das nun anders aus, berichtete die "Umschau". Das komplizierte Bundesverfahren wird in Sachsen, Sachsen-Anhalt, Thüringen und ganzen acht weiteren Bundesländern angewandt.

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In den vergangenen Jahren sorgte es für reichlich Unmut auf Seiten der Bürger sowie einen immensen Arbeitsaufwand bei den Finanzämtern.

Eine Wiese, die fünfmal so viel wert ist, wie das Grundstück von Schloss Moritzburg

Laut der Neubewertung sei der Garten von Thorsten Küllig pro Quadratmeter nun fünfmal so viel wert wie das Grundstück von Schloss Moritzburg.
Laut der Neubewertung sei der Garten von Thorsten Küllig pro Quadratmeter nun fünfmal so viel wert wie das Grundstück von Schloss Moritzburg.  © Robert Michael/dpa

Jemand, der sich ab dem kommenden Jahr auf eine deutlich höhere Grundsteuer gefasst machen kann, ist Thorsten Küllig.

In Moritzburg besitzt er in zweiter Reihe der Schlossallee ein 2600 Quadratmeter großes Gartengrundstück, für das er vor neun Jahren 33.000 Euro gezahlt hatte und das bis auf eine Doppelgarage nach Absprache mit dem Bauamt nicht weiter bebaut werden dürfe.

Gemäß der neuen Grundsteuer habe das Grundstück aber mittlerweile einen Wert von 851.900 Euro, erklärte Küllig der "Umschau". Das sei genauso viel wie bei den Eigenheimen in der ersten Reihe der Straße.

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Dementsprechend steige auch die Grundsteuer von bisher 40 Euro auf 2500 Euro im Jahr.

Somit bezahle Küllig mit 308 Euro pro Quadratmeter nun das Fünffache des Grundstückspreises vom nur wenige Meter entfernten Schloss Moritzburg, dessen Preis bei 65 Euro pro Quadratmeter liegt.

Grundsteuerrebellen setzen sich gegen die unfairen Preise zur Wehr

Laut Professor Georg Kirchhof verstoße das Bundesmodell insbesondere gegen den Gleichheitssatz und sei somit verfassungswidrig. (Symbolbild)
Laut Professor Georg Kirchhof verstoße das Bundesmodell insbesondere gegen den Gleichheitssatz und sei somit verfassungswidrig. (Symbolbild)  © Julian Stratenschulte/dpa

Gemeinsam mit anderen Betroffenen gründete Küllig die Gruppe der "Grundsteuerrebellen". Auch bei ihnen habe die Neubewertung wenig mit dem tatsächlichen Wert ihrer Grundstücke zu tun.

Mit dieser Ansicht sind sie keine Einzelfälle. Allein in Sachsen, Sachsen-Anhalt und Thüringen legten in den vergangenen Jahren rund 930.000 Eigentümer Einspruch ein.

Deutschlandweit laufen ganze sechs Musterverfahren mit dem Ziel, das Gesetz verfassungsrechtlich zu kippen.

"Das Bundesgesetz verstößt vor allem gegen den Gleichheitssatz. Das spüren wir gerade an der großen Unruhe in der Bevölkerung und an den zahlreichen Fällen, die zu nicht nachvollziehbaren Bewertungen führen", sagte Professor Georg Kirchhof von der Universität Augsburg gegenüber dem MDR-Fernsehen.

Auch er halte das Bundesmodell für verfassungswidrig. Insgesamt handele es sich um kaum zumutbare Bedingungen, die vom Gesetzgeber geändert werden müssen.

Die komplette Folge MDR-Umschau findet Ihr in der ARD-Mediathek.

Titelfoto: Robert Michael/dpa

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