Katarina Witt war ein "Stasi-Flop"! TV-Doku zeigt neue Details

Von Björn Strauss

Chemnitz - Sie ließ Donald Trump abblitzen, hatte Beziehungen mit Stars, war die bekannteste DDR-Frau und hatte eine 3300 Seiten dicke Stasi-Akte: Ihr Name dort "OV Flop" - oder liebevoller gesagt: Katarina Witt!

Katarina Witt (54) hier mit Sandra Bezic (Choreografin bei "Carmen on Ice"). Bis heute steht die Witt selbstbewusst zu ihrer DDR-Herkunft.
Katarina Witt (54) hier mit Sandra Bezic (Choreografin bei "Carmen on Ice"). Bis heute steht die Witt selbstbewusst zu ihrer DDR-Herkunft.  © MDR

Die zweifache Olympiasiegerin, vierfache Weltmeisterin und sechsfache Europameisterin Katarina Witt (54) ist die erfolgreichste Eiskunstläuferin aller Zeiten.

In den USA wurde sie ein Superstar und galt als das "schönste Gesicht des Sozialismus".

In der Heimat gab's damals Buh-Rufe - ihr wurde Nähe zum DDR-Regime vorgeworfen. So wird sie oberflächlich oft "eingeordnet"...

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Die neuste Dokumentation aber schaut viel tiefer rein ins Leben von "unserer Kati".

Das ist ungeahnt spannend. Aber auch rührend, wenn wir dabei sind, wie Katarina verstaubte Stasi-Akten hervorkramt und dabei noch immer "Neues" entdeckt.

Der Film von Regisseur Jobst Knigge (2020) folgt dem Weltstar durch all ihre wechselhaften Jahrzehnte bis zu ihrem jetzigen Alltag in Chemnitz, Potsdam und Berlin. Zu Wort kommen der amerikanische Olympiasieger Brian Boitano (56), die Eiskunstlauf-Weltmeisterin und Tochter von Trainerin Jutta Müller (91) Gabriele Seyfert (71) sowie der ehemalige DDR-Staats- und Parteichef Egon Krenz (83).

Chemnitz ist Katarina Witts Heimat - noch immer

In der Doku gibt es die emotionale Reise in Katarina Witts Vergangenheit. Hier beim Blick in ihre Stasi-Akte.
In der Doku gibt es die emotionale Reise in Katarina Witts Vergangenheit. Hier beim Blick in ihre Stasi-Akte.  © MDR/Vincent TV

Die Witt feierte übrigens "ihre" Filmpremiere in der vergangenen Woche in Chemnitz.

Zwar waren coronabedingt nur wenige Gäste geladen, doch für Kati Witt (54) tat das keinen Abbruch.

"Nach Chemnitz zu kommen, ist immer emotional für mich", sagt sie. "Hier habe ich mit Kindheit und Jugend meine intensivste Zeit verbracht."

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Sie ist sich sicher: "Chemnitz ist für mich mehr Heimat als die internationale Bühne."

Zu Beginn berichtet die Witt über ihre "liebevolle Kindheit", ihr Bruder und die Eltern kommen zu Wort.

"Sie waren nach dem Krieg Flüchtlinge. Das hat mich extrem geprägt", sagt Katarina. "Sie haben nie gejammert."

Ihr gereiztes Verhältnis zu Jutta Müller wird zum Thema, das auch die Stasi auf dem Tapet hat. Überhaupt: Ihre umfangreiche Akte nimmt einen sehr großen Teil des Films ein!

15 Jahre lang ist bereits Katarina Witt bereits Chefin ihrer eigenen Stiftung, sie hilft behinderten Kindern.
15 Jahre lang ist bereits Katarina Witt bereits Chefin ihrer eigenen Stiftung, sie hilft behinderten Kindern.  © MDR

Bis zum Schluss: Die Witt bleibt eine Sportler-Seele

Auch mit Corona-Abstand einander verbunden: Kati Witt (54) freut sich über das Wiedersehen mit Gaby Seyfert (71) im Kinosaal zur Premiere.
Auch mit Corona-Abstand einander verbunden: Kati Witt (54) freut sich über das Wiedersehen mit Gaby Seyfert (71) im Kinosaal zur Premiere.  © Maik Börner

Laut der Akte "brüllten sich beide stets laut an". Kurios auch ihr Name für die IM-Spitzel: "OV Flop". "Ehrgeiz und anständig" sei die Dauerverfolgte gewesen und "moralisch in Ordnung", "keine negativen Elemente im Umfeld" der Top-Sportlerin.

Sport im Übrigen sei für die Witt, als "ob man in den Krieg ziehe" gewesen, erfahren wir.

Absurd wurde es, als Katarina berichtet, wie sie Stasi selbst ihre Beziehung zum damaligen Freund Ingo auseinanderbringen konnte: Er wurde kurzerhand ans andere Ende der DDR zur Armee eingezogen.

Und sie spricht auch über ihr Verhältnis zur "Bild"-Zeitung. Den Hass, den die Bild nach der Wende ihr gegenüber "ausgoss" ("Rote Socke", "Sie gönnt den DDR-Leuten nichts") verstehe sie nicht.

Als ein Bürgerrechtler aber sagte, Katarina hätte "für die Stasi Freunde ausspioniert", reagiert sie noch immer wütend und emotional. "Das stimmt einfach nicht!", sagt sie bestimmt.

Und eine schöne Anekdote zum Schluss: Bei ihrer Kür in Lillehammer 1994 lief sie zur Musik "Sag' mir, wo die Blumen sind" ihre letzte und wohl emotionalste Sportkür. Und wer hat die Melodie in der Aufnahme gesummt? Richtig, Katarina höchstselbst...

2008 dann das Ende ihrer Eis-Karriere. Der letzte Tag auf dem Eis geht ihr noch heute nah. Denn: "Auf dem Eis ist man wirklich frei...", lächelt sie am Ende in die Kamera.

TIPP: "Von Sachsen bis nach Hollywood": Der Film zeigt Katarina Witts Weg. Zu sehen am 23. September 2020 um 22.15 Uhr bei ARTE, am 3. Oktober 2020 um 16.00 Uhr im Ersten und am 11. Oktober 2020 um 20.15 Uhr im MDR-Fernsehen.

Es lohnt sich auf jeden Fall einzuschalten - nicht nur für Fans! Wir erleben die schönste Momente ihrer Küren auf dem Eis, sehen sie im "Playboy" und Filmszenen. Kurz: Wir sind ganz nah dran an Katarina Witt.

Bisher gab's bei arte und dem MDR auch Porträts über diese Stars, die TAG24 vorstellte:

  • Simónè Signoré starb mit 64: "Im Gefängnis der Hochglanz-Zeitschriften"
  • "Kroos": Doku über Weltstar Toni feiert endlich ihre Free-TV-Premiere!
  • Meryl Streep: "Was für ein hässliches Mädchen!"
  • Zum ersten Todestag: Heute zeigt Arte die George-Michael-Dokumentation
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Titelfoto: MDR

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