Paar komplett abhängig von Fentanyl: "Das hätte mein Tod sein können"

Leipzig/ Halle (Saale) - Die Droge Fentanyl hat die Straßen der Vereinigten Staaten fest im Griff. Journalist Thomas Kaspar ging für die MDR-Sendung "exactly" der Frage nach: "Todesdroge Fentanyl - kommt die Opioidwelle jetzt nach Deutschland?".

Sven aus Halle nahm mit 15 das erste Mal Heroin. Nun sind er und seine Freundin Sandra von Fentanyl abhängig.  © MDR/Thomas Kasper

"Mit 15 hatte ich die erste Nadel im Arm und seitdem habe ich überlebt. Nicht gelebt, sondern überlebt", gestand Sven aus Halle.

Durch Heroin geriet er in die Drogensucht, wo er schließlich zu Opiaten und Fentanyl fand.

Über Monate hinweg hatten er und seine Freundin Sandra einem Schmerzpatienten aus der Nachbarschaft in Eisleben beim Haushalt unter die Arme gegriffen. Im Gegenzug bekamen sie dafür seine Fentanyl-Pflaster.

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"Es sind Monate vergangen. In der Zwischenzeit haben wir ja von dem Pflaster über Pflaster bekommen", so Sven. "Einmal habe ich mir über Vatertag hinweg sechs Pflaster innerhalb von zwei Tagen reingeraucht. Das hätte mein Tod sein können."

Egal ob Gras oder Fentanyl, er und Sandra sind beide von den gleichen Substanzen abhängig. Sie nehmen an der Substitution, einem Ersatzprogramm, teil. Doch was sie dort bekommen, sei eben einfach nicht genug.

Dass sie überhaupt mit Drogen angefangen haben, bereuen beide zutiefst.

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Mitteldeutschlands Landeskriminalämter sehen in Fentanyl keine Bedrohung

Journalist Thomas Kaspar reiste durch ganz Deutschland und sogar nach Los Angeles, um mit Abhängigen zu sprechen.  © MDR/Thomas Kasper

"Wir haben in den letzten drei Jahren beobachtet, dass es über 200 Drogentodesfälle gibt, die mit Fentanyl zusammenhängen", erklärte Maria Kuban von der Deutschen Aidshilfe. "Das ist doch eine Zahl, der man sich widmen sollte."

Doch die deutschen Behörden sehen in der hochpotenten und unberechenbaren Droge bisher keinerlei Bedrohung.

Fentanyl bilde keinen Schwerpunkt ab, antwortete das LKA Sachsen-Anhalt auf Anfrage des "exactly"-Teams. Auch das sächsische Landeskriminalamt habe im vergangenen Jahr gerade einmal 28 Fentanyl-Pflaster sicherstellen können.

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"Die tödliche Gefahr ist da. Doch das Lagebild, das sich mir bietet, ist widersprüchlich", schilderte Kaspar. "Während Experten eine deutliche Zunahme von Fentanyl auf den illegalen Märkten verzeichnen, sehen die Landeskriminalämter das Problem als nicht sehr ausgeprägt."

Dezentrales Dealen, zum Teil auch über das Internet, erschwere zudem das Erfassen von Straftaten, die mit der Droge in Zusammenhang stehen. Wie leicht es jedoch ist, an die Droge heranzukommen, zeigen die Betroffenen.

Die komplette Folge "exactly" seht Ihr am Mittwoch um 20.45 Uhr im MDR oder schon jetzt als Stream in der ARD-Mediathek.

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