Abu auf Mallorca verprügelt: "Es gibt Körperteile, die er nicht bewegen kann!"
Palma de Mallorca/Leipzig - Die Fassungslosigkeit über die brutale Prügel- und Trittattacke zweier junger Deutscher auf den schwarzafrikanischen Türsteher "Abu" Abdoulaye (43) auf der Ferieninsel Mallorca ist auch knapp zwei Wochen nach der Tat noch groß. Das Team von MDR-Exakt hat mit Bekannten der Täter, Urlaubern und Ballermann-Sängern gesprochen.
"Abu liegt nach wie vor im Krankenhaus, ist aber nicht mehr auf der Intensivstation", berichtet Entertainer Mickie Krause, der Abdoulaye gut kannte und ihn als "Kumpel" bezeichnet. "Er ist auf jeden Fall auf dem Weg der Besserung, aber es gibt Körperteile, die er nicht bewegen kann. Er spürt ein Kribbeln im Bein", so der 48-Jährige.
Auch sein Kollege, der selbsternannte "König von Mallorca", ist noch immer fassungslos über die Attacke vor dem berühmten Megapark. "Ich weiß gar nicht, wo der Hass herkommt", sagt Jürgen Drews. "Es gibt Leute, die haben ihre eigenen Wahrheiten - leider ist das so. Zum Glück hat man sie gleich gefunden", sucht der 74-Jährige einen kleinen Trost.
Die Täter Johannes H. und Robert F. aus der Region Leipzig, beide 20 Jahre jung, würden jetzt etwas erleiden, das sie vielleicht zur Besinnung kommen lässt, hofft Drews. "Denn ich möchte nicht in Spanien im Knast sitzen. Das soll nicht gerade angenehm sein hier."
"Was geht in solchen Menschen vor?"
Geschockt sind auch die Urlauber auf Mallorca.
"Ich find' das krank. Das ist katastrophal", sagt eine Frau. Und ein Ballermann-Besucher wird noch etwas tiefgründiger: "Was geht in solchen Menschen vor? Wie kann man einen Menschen so zusammenprügeln und zusammentreten, dass derjenige im Krankenhaus liegt und eventuell sogar querschnittsgelähmt ist? Das ist jenseits meiner Vorstellungskraft."
Abu sei immer freundlich und nett gewesen und hätte stets mit einem Lächeln auf den Lippen gearbeitet, weiß Mickie Krause. Das unterscheide ihn auch von den anderen Türstehern. Der 43-jährige Senegalese kümmerte sich um die Sicherheit des Partysängers, der regelmäßig in den Großdiskotheken an der Platja de Palma für ausgelassene Stimmung sorgt.
Nun liegt Abu im Krankenhaus. Brutal verprügelt von zwei Halbstarken, die der Leipziger Hooligan-Szene angehören. Nur eine Not-OP verhinderte eine Querschnittslähmung.
Doch wie kam es überhaupt zu dem Angriff? Dem MDR sagten die Ermittler, dass Abu einen Mann von der Bühne holte, auf die er geklettert war. Er drängte ihn aus dem Megapark, dann gingen die Deutschen auf ihn los. Sie hätten für Kampfsportler typischen Mundschutz getragen und rassistische Fotos auf dem Handy gehabt.
Johannes H. ist schon einmal durch rechtsradikales Handeln aufgefallen
Johannes H., ein Arbeiter und früherer Hobbyfußballer, ist schon einmal durch eine rassistische Tat in Erscheinung getreten. Und wurde dafür auch verurteilt.
2017 schlug er einem damals 15-jährigen Afghanen auf einem Dorffest in Panitzsch bei Borsdorf (Kreis Leipzig) zusammen, brach ihm eine Augenhöhlenwand und die Nase. Der Flüchtling leidet noch heute unter Sehproblemen.
"Die haben erst mit 'Scheiß Ausländer' angefangen. Und die haben gesagt, ihr kommt einfach so in unser Land und nehmt die Steuern und so. Ich hab gesagt, wir gehen zur Schule und können jetzt arbeiten. Dann hat er auf einmal zugeschlagen", erzählt das damalige Opfer.
Eine Person, die die beiden mutmaßlichen Mallorca-Schläger kennt, ist vor allem von Robert F.s Tatbeteiligung überrascht. "Ich habe nie gemerkt, dass Robert gewaltbereit ist - das hat mich wirklich überrascht. Ich dachte auch, er habe etwas mehr im Kopf, da er aufs Gymnasium gegangen ist. Er ist ja kein Dummer, aber diese Aktion war dumm", sagt diese über den Lastwagenfahrer.
Der 20-Jährige ist Mitglied des "Imperium Fight Team" in Leipzig, das in der Vergangenheit immer wieder mit Rechtsradikalität in Verbindung gebracht wurde. Dessen Manager und Trainer Benjamin Brinsa habe von Zeugen erfahren, dass der Türsteher zuerst zugeschlagen hätte. "Aktuell besteht die Unschuldsvermutung. Ich werde alles dafür tun, dass das aufgeklärt wird. Es ist für alle Beteiligten eine absolute Katastrophe - für den Verletzten, aber auch für die zwei, die da einsitzen."
Johannes H. und Robert F. werden bis zum Start der Verhandlung auf Mallorca in Untersuchungshaft bleiben. Ein Termin steht noch nicht fest.