Gefahr Fake News: Lehrermangel zum Nachteil der Medienkompetenz von Schülern
Leipzig - Unzählige von ihnen kursieren im Netz, so professionell gestaltet, dass sie kaum von richtigen Nachrichten zu unterscheiden sind: Fake News. Schon in Schulen kann ein ordentlicher Grundstein im Umgang mit den allgegenwärtigen sozialen Medien gelegt werden. MDR-"Exakt" schaut, wie wichtig diesen die Vermittlung von Medienkompetenzen wirklich ist.
Seit sechs Jahren sind Schulen in der Pflicht, Medienkompetenzen zu vermitteln. Trotzdem berichten laut einer Studie fast 40 Prozent der befragten Schüler, dass dies bei ihnen nicht getan wird.
Woran liegt das?
Laut Udo Lihs von "DigiBits" (Digitale Bildung trifft Schule) können mehrere Probleme zugrunde liegen. Er habe die Beobachtung gemacht, dass Lehrkräfte, die die Digitalisierung ablehnen oder Angst davor haben, sich häufig nicht auf das Thema im Lehrplan einlassen.
Auch der Lehrkräfte-Mangel sei ein großes Problem. So fehlen Personal und Zeit, um die Schüler ausreichend in diesem nicht prüfungsrelevanten Bereich auszubilden.
Olga Samoilenko, Oberschullehrerin aus Dresden, traut sich nicht zu, ihre Schüler allumfassend über das Thema Fake News aufzuklären: "Spontan im Unterricht kann ich darauf eigentlich nicht reagieren und da stehen wir halt und wissen nicht weiter."
Doch sie holt sich im Gegensatz zu vielen anderen Lehrkräften in Deutschland Hilfe. Der Journalist Julian Hilgers arbeitet ehrenamtlich bei dem Verein "Lie Detectors" (Lügendetektoren) und erklärt Samoilenkos 8a, wie sie Falschmeldungen enttarnen können.
MDR-"Exakt": Sachsen gegen Medienbildung als Schulfach?
Andere Schulen sind noch weiter, in Thüringen läuft gerade ein Pilotprojekt, bei dem das neue Fach "Medienbildung und Informatik" ab der fünften Klasse Pflicht ist. Bedenkt man, dass viele Jugendliche täglich sogar mehrere Stunden im Netz verbringen, ist dieses von großer Wichtigkeit.
Für Informatik-Lehrerin Judith Lorbeer-Faerber sei das Fach schon lange überfällig: "Damit können wir natürlich auch ein besseres Verständnis ausbilden."
Ihrer Schüler geben der Lehrerin recht, denn sie haben im Privaten häufig Probleme, Falschmeldungen herauszufiltern. "Ist halt wirklich schwierig, das zu erkennen" und "Man hat erst mal so einen Schock, dass man es im ersten Moment wirklich glaubt", berichten zwei Klassenkameraden.
Auch beim Pilotprojekt ist der Lehrermangel ein Thema, denn da nicht genügend Informatik-Lehrer vorhanden waren, konnte dieses nicht in allen geplanten Schulen umgesetzt werden.
Das Ministerium für Bildung, Jugend und Sport sieht darin kein Problem. "Für die schrittweise Einführung des neuen Faches [...] bis zur Klassenstufe 10 im Jahr 2029 werden ausreichend Lehrkräfte bereitstehen", erklärt man "Exakt". Ob an dieses Thema nicht doch etwas zu blauäugig herangegangen wird, bleibt abzuwarten.
Sachsen-Anhalt erprobt aktuell ebenfalls ein eigenes Fach für Medienbildung, Sachsen hingegen habe sich gegen die Einführung eines eigenen Schulfaches entschieden.
Die gesamte MDR-"Exakt"-Folge könnt Ihr Euch in der Mediathek ansehen.
Titelfoto: Bildmontage: 123RF/jackf; dpa/Arne Dedert