Burnout-Gefahr! Sächsischer Bauer: "Wenn man nicht weiß, wie man Rechnungen bezahlen soll"
Dresden - Landwirtschaft ist seine Leidenschaft. Doch Johann aus Dresden ist viel zu oft an der körperlichen und vor allem psychischen Belastungsgrenze angekommen. Was genau ihn beschäftigt, erzählt er jetzt.
Um überhaupt Gesprächspartner zum Thema mentale Gesundheit in der Landwirtschaft zu finden, musste MDR-Reporter David Straub nach eigenen Aussagen monatelang suchen. Einer, der sich in der aktuellen Folge der MDR-Sendung "Exakt - Die Story" seinen Fragen stellt, ist Johann.
2017 übernahm er den Hof an der Elbe, wollte wirtschaftlich unabhängiger sein und von der Landwirtschaft natürlich auch leben können. Als Bauer in neunter Generation und mit seiner Freundin Clara als Quereinsteigerin versucht er, den Lebensunterhalt zu verdienen. Auch mit einem kleinen Laden, in dem eigene Bioprodukte verkauft werden.
"Momentan leben wir davon, dass wir Schlachtkühe an eine regionale Fleischerei verkaufen, die es biozertifiziert weiterverkaufen", berichtet Johann. "Ein Großteil der Jungtiere geht aber auch an Viehhändler weg." Die Einnahmen daraus seien allerdings "leider nicht immer kostendeckend".
Immer wieder durchleben er und seine Partnerin schwere Momente, "wenn man nicht weiß, wie die nächsten Monate werden oder wie man die Rechnungen bezahlen soll".
Zweimal Hörsturz durch Überlastung: "Da muss man trotzdem weiterarbeiten"
Bei Johann komme es zudem "schon ziemlich oft" vor, dass ihm die Arbeit zu viel wird. "Es ist schwer zu organisieren, wenn man vom Hof wegwill", sagt er in der MDR-Sendung.
Bei der Beantwortung der Fragen zur Gesundheit muss Johann stocken, weil es ihn emotional mitzunehmen scheint. Er berichtet von Rückenschmerzen durch stundenlanges Traktorfahren und eine mentale Belastung durch die zu stemmende Bürokratie. "Das ist manchmal ganz schön erdrückend, weil man nicht weiß, wo man anfangen soll."
Zweimal habe er durch Überlastung schon einen Hörsturz erlitten. "Da muss man trotzdem weiterarbeiten, obwohl man am Limit ist. Man kann ja nicht sagen, ich schreibe mich krank."
Dennoch wollen er und Clara ihre Leidenschaft, die Leiden schafft, nicht aufgeben: "Es macht mich glücklich, wenn ich das jeden Tag machen kann."
Wer psychologische Unterstützung sucht, kann sich unter anderem bei der Telefonseelsorge unter 0800/111 0 111 oder 0800/111 0 222 melden. Zudem gibt es eine Krisenhotline speziell für Landwirte unter 0561/785 10101 oder auf der Homepage der Sozialversicherung für Landwirtschaft, Forsten und Gartenbau (SVLFG).
Titelfoto: MDR/David Straub