"Runde Ecke" vor dem Aus? Kritik an Stasi-Museum "schlug ein wie eine Bombe"

Leipzig - Einst steuerte die Stasi von hier ihre allgegenwärtige Überwachung in Leipzig, heute ziehen Gedenkstätte und Museum zahlreiche Touristen in die "Runde Ecke". Doch hinter deren Mauern scheint es zu brodeln - das MDR-Magazin "Exakt" geht dem auf den Grund.

Die "Runde Ecke" im Leipziger Zentrum ist Touri-Magnet, doch das Konzept der Ausstellung stellen sich manche mittlerweile anders vor.  © Hendrik Schmidt/dpa

Die Räumlichkeiten des Museums sehen teilweise noch genauso aus wie 1989, als die damalige DDR zielsicher auf den Abgrund zusteuerte.

Und genau das scheint das große Problem zu sein. Die Gedenkstätte wird aus Fördermitteln vom Bund, des Freistaates Sachsen und der Stiftung Sächsische Gedenkstätten finanziert.

Doch die wollen nun ihr Geld zurück, wie ein Schreiben der Stiftung an den Vorstandsvorsitzenden des Vereins Bürgerkomitee Leipzig e. V. offenbart. Der Grund: Die Verwendung der Fördermittel könne nicht komplett und ohne Widersprüche nachgewiesen werden.

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Und so fordert allein das Sächsische Ministerium für Wissenschaft und Kultur mehr als 244.000 Euro für drei Projekte zurück.

Der Verein ist der Träger der Gedenkstätte, Tobias Hollitzer (58) der Geschäftsführer. Dieser hat erst kürzlich neue Forschungen über konspirative Wohnungen in Leipzig vorgestellt. Allein in der Messestadt gab es weit mehr als 1000, in denen sich Stasioffiziere mit ihren Inoffiziellen Mitarbeitern (IM) trafen.

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Stadt Leipzig fordert moderne Umsetzung der Ausstellung

Geschäftsführer Tobias Hollitzer (58) steht in der Kritik.  © Ralf Seegers

Vereinsmitglied Johannes Beleites (57): "Es schlug ein wie eine Bombe." Auf der kurz danach stattfindenden Mitgliederversammlung sei Hollitzer zur Stellungnahme aufgefordert worden. Dies soll nun am 17. März geschehen.

Gegenüber dem MDR erklärte er, dass die Vorwürfe "nicht oder nicht in diesem Umfang gerechtfertigt" seien.

Während er und ein Großteil des Vereins die Ausstellung in der "Runden Ecke" überwiegend so erhalten wollen, wie sie ist, stellt sich auch die Stadt Leipzig die Umsetzung anders vor.

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"Die Ausstellung ist in den 90er-Jahren geschaffen und konserviert worden", so Antje Brodhun, Abteilungsleiterin des Kulturamts. Nicht nur die Forschungen haben sich weiterentwickelt, auch das Publikum. Daher brauche es "einen anderen Vermittlungsansatz".

Trotz eines Stadtratsbeschlusses von 2012, dass ein zukunftsorientiertes Konzept vorgelegt werden solle, habe sich bisher nicht viel verändert. Es reiche der Stadt nicht, dass zur bisherigen Ausstellung zusätzliche Elemente geschaffen werden. Und so wurde Geld nicht ausgezahlt, das für die Gedenkstätte vorgesehen war.

Einige Ausstellungsräume sehen noch genauso aus wie vor mehr als 35 Jahren, als Stasi-Mitarbeiter ihre Büros verließen.  © IMAGO / Panthermedia

Separater Geschäftsführer soll übernehmen

Offenbar schon länger andauernde Diskussionen um Hollitzers Führungsstil haben nun Konsequenzen.

Auf einer Mitgliederversammlung Ende Februar wurde er zwar erneut zum stellvertretenden Vorstandsvorsitzenden gewählt, gleichzeitig aber auch entschieden, dass bis Jahresende ein separater Geschäftsführer für die Gedenkstätte eingesetzt werden soll. "Ich befürchte, dass die Existenz des Vereins auf dem Spiel steht", so Johannes Beleites.

Die ganze "Exakt"-Folge könnt Ihr in der MDR-Mediathek anschauen.

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