Die "Wende im Eis" erlebt: 12 Männer kommen in ein fremdes Land zurück
Von Björn Strauss
MDR/ARTE - 1989 in der Antarktis - 12 "Ossis" sind seit Monaten im ewigen Eis, forschen für die (Noch-)DDR. Was sie nicht wissen: Zu Hause bricht die Heimat zusammen, Demonstrationen breiten sich von Leipzig aus in alle Ost-Städte. Die Männer werden in ein neues Land zurück kehren. Wie haben das die Wissenschaftler und Techniker - die "Polarniks" - erlebt, die nur zur zwei Kilometer entfernten russischen Station Kontakt hatten?
Diese spannende Doku rekonstruiert die Wendezeit in der Antarktis - Zeitzeugen berichten, Tagebuchauszüge, Briefe und Filmmaterial zeigt, wie die 12 Männer die Zeit erleben... Zunächst glauben sie die "noch Partei-gefärbten Telex-Nachrichten" aus der Heimat nicht.
Neben bewegenden Berichten sieht man grandiose Landschaftsaufnahmen aus dem ewigen Eis. Die Gedanken und Gefühle der letzten DDR-Antarktisforscher sind ein wichtiges Zeitdokument - zu sehen bei ARTE, als Podcast zu hören im MDR.
1989 sind sie aufgebrochen: Für 12 DDR-Wissenschaftler und Techniker ging's von Ostberlin zur Forschungsstation "Georg Forster" per Riesenluftfrachter in die Antarktis.
Während ihrer Forscherzeit fällt am 9. November die Mauer. Unglaublich für sie! Abgeschnitten von der Welt, von Nachrichten, die um die ganze Welt gehen, erleben die Männer "die historischen Ereignisse nur passiv". Erst am 10. November erreicht sie die Nachricht via Funk.
Erst 1991 kehren sie in ein für sie "fremdes Land" zurück.
Das historische Ereignis nur "passiv" erlebt - Schattenseiten der Wende
Es sollte das größte Abenteuer ihres Lebens werden: Ein Forschungsaufenthalt in der Antarktis, für den sie jahrelang "durchgecheckt" wurde, den es ging ins "nicht-sozialistische Ausland" - im wahrsten Sinn des Wortes.
Wenn sie zurück kommen, warten viele neue, nicht nur positive Ereignisse auf sie. Die (auch negativen) Veränderungen in den folgenden Monaten nach der Wende bekommen die Expeditionsteilnehmer zunächst nur aus der Ferne mit:
Sie erfahren von Betriebsschließungen, der Treuhand, hoher Arbeitslosigkeit im Osten - der DDR-Beitritt zur BRD hat Millionen unterschiedliche Schicksale mit sich gebracht.
Mit einem Gefühl der Unsicherheit - "einem Sprung ins kalte Wasser" quasi - geht's zurück. Die Station der "Georg Forster" landete übrigens auf dem Müll der "Eis-Geschichte" - wie auch viele Betriebe der ehemaligen DDR.
TIPP: Nächste Ausstrahlung des Films von Anna Schmidt (2020, MDR) läuft am Mittwoch, 14. Oktober, um 9.25 Uhr oder in der Mediathek.
Titelfoto: MDR