Löhne im Osten hinken noch immer hinterher: "Altersarmut vorprogrammiert"
Leipzig - Auch 34 Jahre nach der Wiedervereinigung gibt es noch immer massive Lohnunterschiede zwischen Ost- und Westdeutschland. "MDR Umschau" hat einen Blick auf aktuell ausgefochtene Arbeitskämpfe geworfen.
So bildet der Görlitzer Standort des Metallherstellers Borbet das traurige Schlusslicht im bundesweiten Vergleich. Die Belegschaft fordert eine tabellenwirksame Lohnerhöhung - bisher vergeblich, auch trotz Warnstreiks und andauernden Verhandlungen.
Während man im Werk in NRW 19,50 Euro und in Thüringen 18 Euro pro Stunde verdient, kommen die Mitarbeitenden in Sachsen lediglich auf 15 Euro.
"Wir leben hier, wir haben hier Freunde und Familie. Warum müssen wir wegziehen, um vernünftig bezahlt zu werden?", sieht man den Betriebsrat-Vorsitzenden Matthias Müller in der Sendung zu den Borbet-Angestellten sprechen. "Nein, wir wollen das nicht. Wir wollen auch hier im Osten fair bezahlt werden!"
Die durchschnittlichen Bruttolöhne im Westen liegen bei 4578 Euro, im Osten dagegen bei 3754 Euro. Und: "Es gibt den doppelten Nachteil in Ostdeutschland: Es werden weniger Menschen nach Tarif bezahlt, und die die nicht nach Tarif bezahlt werden, werden besonders schlecht bezahlt", so Dr. Malte Lübker von der Hans-Böckler-Stiftung.
Viele Firmen würden demnach die angeblich schwächere Produktivität in den neuen Bundesländern als Begründung für die niedrigeren Löhne angeben - mit der Realität habe diese Annahme aber nichts zu tun, so Lübker weiter. "Die Arbeitgeber machen das, weil sie denken, dass sie damit durchkommen."
34 Jahre nach Wiedervereinigung: Noch immer starke Unterschiede zwischen Ost und West
Auch die Mitarbeitenden des Birkenstock-Werks in Görlitz kommen in dem Beitrag zu Wort, da auch hier die Löhne dem bundesweiten Durchschnitt hinterherhinken - und das trotz fantastischer Umsatzwerte.
"Der Firma gehts blendend, sogar Barbie trägt Birkenstock-Schuhe", erklärt Krzysztof Iwanowski von der IG Metall. "Aber mit den Stundensätzen von 13,50 Euro kann man nicht normal leben, da ist Altersarmut schon vorprogrammiert."
So auch in der Branche der Floristen, wo im Westen endlich Stundenlöhne von 14,78 Euro eingeführt wurden. Im Osten? Lediglich 12,41 Euro. Und das bei gleicher geleisteter Arbeit. Eine langjährige Floristin berichtet von ihren Zukunftssorgen: "Wir werden eine geringe Rente kriegen, da kriegt man schon Angst. Es ist ja alles so teuer geworden."
Den kompletten "MDR Umschau"-Beitrag seht Ihr in der ARD-Mediathek.
Titelfoto: Bildmontage: Annette Riedl/dpa, Martin Schutt/dpa