Leipziger Polizist genervt: "Wie deutsch und integriert soll ich denn noch sein?"

Leipzig - Am morgigen Dienstag feiert der deutsche Diversity-Tag sein zehnjähriges Jubiläum. Auf Menschen, die von der in der breiten Allgemeinheit verankerten "Norm" abweichen, soll ein Fokus gelegt werden. Auch der Mitteldeutsche Rundfunk (MDR) hat ein breites Programm aufgestellt.

Vincent Chakumika ist Polizist in Leipzig.
Vincent Chakumika ist Polizist in Leipzig.  © MDR

In der Serie "Ganß anders - Wie bunt ist Mitteldeutschland" trifft der gebürtige Südthüringer Stefan Ganß (42, heterosexuell, verheiratet, drei Kinder) in fünf Folgen Personen, die eben nicht dieser fragwürdigen Norm entsprechen. Es geht um die Hautfarbe, die geschlechtliche Identität, Behinderungen und andere Themen.

In der ersten Folge, die am heutigen Montag bei "MDR um 2" zu sehen war, stellte sich Vincent Chakumika vor. Als dunkelhäutiger Polizist hebt er sich optisch von seinen Kollegen ab. Das sieht Ganß auch bei einer Demo auf dem Leipziger Richard-Wagner-Platz, bei der er Chakumika begleiten durfte.

Seine Hautfarbe spiele bei derartigen Einsätzen größtenteils keine Rolle, erzählt der Beamte, der in seinem Job zur Neutralität verpflichtet ist und auch Minderheiten wie Fremdenfeindliche schützen muss. Dafür muss er "persönliche Belange komplett außen vor lassen". Nicht ganz einfach, wenn sich eine Demo eigentlich auch gegen ihn selbst richtet.

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Im Polizeirevier Leipzig-Zentrum in der Ritterstraße kümmert sich der Polizeikommissar um Körperverletzungen, Nötigungen und Sachbeschädigungen. Statisch gesehen haben 40 Prozent der Beschuldigten dort einen Migrationshintergrund.

Alltags-Rassismus unter Polizisten: "Eine Kollegin hat gelacht, als ich eine Banane gegessen hab"

Kommt in der ersten Folge ebenfalls zu Wort: der gebürtige österreichische Schauspieler und Filmemacher Tyron Ricketts (48).
Kommt in der ersten Folge ebenfalls zu Wort: der gebürtige österreichische Schauspieler und Filmemacher Tyron Ricketts (48).  © MDR

Einen Vorteil im Umgang mit z. B. nach Deutschland zugezogenen Personen habe er als Dunkelhäutiger nicht, berichtet Vincent Chakumika. Vielmehr werde man sogar häufig als Verräter hingestellt, der "Gleichgesinnten" Böses will.

Und er berichtet auch von einem traurigen Moment in seiner beruflichen Vergangenheit. "Als ich damals im Raum Chemnitz eingesetzt war, hatte ich eine Kollegin, die angefangen hat zu lachen, als ich eine Banane gegessen hab."

Zwar folgte prompt eine Entschuldigung. Aber dass sie so eine Reaktion überhaupt in sich trägt, war für ihn "verletzend" und "peinlich".

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Aufgewachsen ist der Kommissar, dessen Vater aus Angola stammt, im Leipziger Stadtteil Grünau, Sachsens größter Plattenbausiedlung. Hier ging er nachts auf dunklen Umwegen nach Hause, um nicht von Rechtsradikalen, die das Viertel belagerten, gesehen zu werden.

Die Frage "Woher kommst du?" beantwortet Vincent grundsätzlich mit "Leipzig". "Ich bin hier geboren, ich bin hier zur Schule gegangen, aufgewachsen, ich arbeite in Deutschland, zahle Steuern. Wie 'deutsch' und integriert soll ich denn noch sein?", fragt er sich.

Einem Dunkelhäutigen die Frage nach seiner Herkunft zu stellen - auch wenn der Gesprächspartner keinen rassistischen Hintergedanken hat - gehöre sich einfach nicht.

"MDR um 2" zeigt bis einschließlich Freitag weitere Folgen seiner Diversity-Serie. Am Dienstag ist das Thema "geschlechtliche Identität" an der Reihe. In der ARD-Mediathek gibt es alle Episoden schon jetzt auf Abruf.

Titelfoto: MDR

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