"Kurzschluss" in der Bank-Filiale: Silvester-Spezial mit Anke Engelke und Matthias Brandt

Köln – Anke Engelke (57) und Matthias Brandt (61) haben noch nie gemeinsam vor der Kamera gestanden - bis jetzt. Denn zum Jahresende läuft ein 30 Minuten langer Film, in dem beide im Vorraum einer Bank zusammengepfercht werden. Und miteinander zu sich selbst finden.

Bettina (Anke Engelke, 57) und Martin (Matthias Brandt, 61) sitzen am 31. Dezember in einer Bank-Filiale fest.
Bettina (Anke Engelke, 57) und Martin (Matthias Brandt, 61) sitzen am 31. Dezember in einer Bank-Filiale fest.  © Btf/WDR/dpa

Silvester, das ist der Tag der Erwartungen und der Rituale. Der eine putzt sich raus für das Gala-Dinner, der andere wärmt rechtzeitig das Raclette an. Und manch einer geht offensiv um 21 Uhr ins Bett, weil er mit diesem Tag so gar nichts anfangen kann. Pläne aber hat irgendwie jeder. Umso ärgerlicher, wenn sie von einer seelenlosen Glastür durchkreuzt werden, die nicht mehr öffnet.

So geht es Bettina und Martin in dem Film "Kurzschluss". Die beiden treffen zufällig aufeinander, als sie - jeder für sich - kurz vor dem Jahreswechsel Geld abheben wollen. Dann gibt es ein technisches Problem, es zischt und zappt - und plötzlich sind sie an einem der kargsten Orte des Landes eingesperrt: im Vorraum einer Bank.

Die ARD zeigt diesen interessanten, aber auf den ersten Blick auch unspektakulären Stoff in kalter Regionalbank-Architektur zwischen grauen Wänden und Topfpflanzen gleich zweimal zum Jahresende.

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Einmal am 30. Dezember um 23.30 Uhr und am 31. Dezember um 19.30 Uhr. Der WDR strahlt den Film einmal am 31. Dezember um 16.10 Uhr aus.

Anke Engelke und Matthias Brandt genossen die Dreharbeiten

Anke Engelke (56) wurde im August bei der Verleihung des 58. Grimme-Preises mit der "Besonderen Ehrung des Deutschen Volkshochschul-Verbandes" ausgezeichnet.
Anke Engelke (56) wurde im August bei der Verleihung des 58. Grimme-Preises mit der "Besonderen Ehrung des Deutschen Volkshochschul-Verbandes" ausgezeichnet.  © Rolf Vennenbernd/dpa

Das liegt womöglich daran, dass er sich mit 30 Minuten Laufzeit gut ins Schema einfügt. Möglich ist aber auch, dass auf ihm - passend zum Tag - Erwartungen ruhen.

Bettina und Martin, die beiden Gestrandeten der Nacht, werden nämlich von zwei der besten Schauspielerinnen und Schauspielern ihrer Generation verkörpert: von Anke Engelke und Matthias Brandt.

Die beiden stehen für den Film zum ersten Mal gemeinsam vor der Kamera und - so viel sei verraten - scheinen dem Zusammentreffen mehr abgewinnen zu können, als es Bettina und Martin zunächst tun. "Es gibt Glücksfälle, bei denen eins und eins mehr als zwei ist", sagt Brandt der Deutschen Presse-Agentur.

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Dass sie noch nicht viel früher zusammen gedreht hatten, erklärt er mit den Umständen. "Ich glaube, viele Menschen machen sich falsche Vorstellungen davon, wie ein Schauspieler zu seiner Rolle kommt", sagt Brandt.

"In den meisten Fällen ist es tatsächlich so: Man hockt doof rum wie in der Tanzschule und wartet darauf, dass jemand einen auffordert."

Kölner "bildundtonfabrik" übernahm die Produktion

Matthias Brandt (61) schauspielert seit 1989 und tauchte seither in mehr als 80 Film- und Fernsehproduktionen auf.
Matthias Brandt (61) schauspielert seit 1989 und tauchte seither in mehr als 80 Film- und Fernsehproduktionen auf.  © Frank Rumpenhorst/dpa

Eingelassen haben sich Brandt und Engelke auf diesen Tanz mit der Kölner Produktionsfirma bildundtonfabrik (btf), die es mittlerweile zu einigem Ruhm gebracht hat, etwa mit der Netflix-Serie "King of Stonks", in der Brandt als großkotziger Finanzjongleur brillierte.

"Es ist insgesamt eine sehr junge Firma, was mir per se gefällt", erklärt er die Zusammenarbeit. "Man redet zuerst tatsächlich mal über Geschichten - und nicht darum, wie man sie möglichst so schleifen kann, damit sie sich verkaufen lassen."

So ist wohl auch die Idee zu erklären, einen Plot an einem Nicht-Ort wie einem Bank-Vorraum anzusiedeln (Brandt: "Vergleichbar vielleicht nur noch mit einem geschlossenen Bord-Bistro").

Es ist ein Ort, den jeder kennt, über den aber kaum jemand nachdenkt. Und es ist gerade dieses Setting, das dazu führt, dass die Figuren in der überschaubaren Filmzeit Konturen bekommen. Wie sich nämlich schnell herausstellt, sind sowohl Bettina - Lokalpolitikerin - und Martin - Selbstständiger für irgendwas mit E-Commerce - in einer Sackgasse angekommen.

Nicht nur in der Bank. Sondern auch im Leben.

Anke Engelke hofft, dass der Film zum Nachdenken anregt

Anke Engelke (57) sorgte auch in der Amazon-Show "LOL: Last One Laughing" von Michael "Bully" Herbig (54) für Lacher.
Anke Engelke (57) sorgte auch in der Amazon-Show "LOL: Last One Laughing" von Michael "Bully" Herbig (54) für Lacher.  © Joerg Carstensen/dpa

"Das Genre ist nicht so richtig festzulegen", sagt Anke Engelke. Es ist lustig, weil die Ausbruchsversuche immer aussichtsloser werden. Es ist aber auch nachdenklich. "Ich hoffe, dass die Zuschauer sowohl lachen können, als auch denken: Mmh, vielleicht auch mal eine Art, zu feiern. Einfach mal mutwillig falsch abbiegen", sagt Engelke.

Ihr selbst komme das, was im Film passiere, "sehr entgegen", gibt sie zu. Diese tragische Zwangsgemeinschaft. "Ich finde das als Aussicht total schön. Eigentlich müsste uns das allen mal passieren."

Die beiden Schauspieler haben an der Entstehung auch maßgeblich mitgewirkt. "Ich habe gefühlt zehn Video-Calls mit Matthias Brandt gehabt, in denen er sagte: Da müssen wir noch ein bisschen was tun", berichtet Engelke.

"Und Matthias sagt dann immer so kluge Dinge. Ich kann die eigentlich gar nicht wiederholen. Aber grob ging es ihm darum, dass man die Figuren im Blick behalten muss und dass aus den Figuren heraus kommen muss, was passiert."

Klar ist, dass sich "Kurzschluss" durchaus eignet, um oft wiederholt zu werden - auch an kommenden Silvesterabenden. Nur zu spät sollte der Film nicht laufen, sonst verpasst ihn Brandt vermutlich. "Ich feiere kein Silvester", sagt er.

Er habe es "nicht so mit dem Bilanzieren" und finde die Leute "auf komische Art" aufgeregt. "Meistens gehe ich an Silvester daher sehr früh ins Bett", sagt er. "In der Regel sogar früher als im restlichen Jahr."

Titelfoto: Btf/WDR/dpa

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