Schweinekopf vor jüdischen Gedenkort gelegt: "Die Dummheit hört nicht mehr auf"

Apolda/Leipzig - Antisemitische Tat in Apolda: Ein Schweinekopf ist Anfang des Monats vor einen jüdischen Gedenkort gelegt worden - bei "Kripo Live" kam nun der Geschäftsführer zu Wort.

Das Prager-Haus in Apolda ist heute ein jüdischer Erinnerungsort.
Das Prager-Haus in Apolda ist heute ein jüdischer Erinnerungsort.  © Britta Pedersen/dpa

"Wir erinnern hier an Menschen, denen Unrecht getan wurde, die umgebracht wurden, die vertrieben wurden, die ins Exil gegangen sind, die viel zu erleiden hatten - und an sie zu erinnern finden wir gar keine unrechte Sache, sondern da sind wir auf der richtigen Seite", findet Peter Franz in der aktuellen Folge der MDR-Sendung deutliche Worte.

Unbekannte positionierten den abgeschnittenen Schweinekopf zwischen dem 3. und dem 4. Januar vor dem Prager-Haus an der Bernhard-Prager-Gasse 8. Früher war das Gebäude Geschäfts- und später auch Wohnhaus des jüdischen Händlers Bernhard Prager und seiner Familie. Auch Stolpersteine vor dem Gebäude erinnern heute an ihre Schicksale: kein Familienmitglied überlebte den Holocaust.

Geschäftsführer Franz erklärt zum Hintergrund der aktuellen Tat: "Seit alten Zeiten haben die abrahamitischen Religionen, das heißt das Judentum und auch der Islam, das Schwein verabscheut als ein unreines Tier und das wussten natürlich auch die anderen, die Christen. Und weil man irgendwann Judenfeindschaft aufgebaut hat, hat man dann das Schwein als Symbol genommen um Juden zu ärgern, um sie zu diskriminieren."

Ermittlungen wegen Volksverhetzung und Störung der Totenruhe

"Kripo live"-Moderator Gerald Meyer (61) führte am Sonntagabend durch die aktuelle Folge.
"Kripo live"-Moderator Gerald Meyer (61) führte am Sonntagabend durch die aktuelle Folge.  © MDR/Andreas Lander

Daniel Müller von der Landespolizei Jena schildert in dem Fahndungsmagazin: Es ist bereits die vierte Tat dieser Art vor dem Prager-Haus, Zusammenhänge werden geprüft.

Müller stellt zudem klar: "Das Ablegen eines Schweinekopfes vor einer jüdischen Gedenkstätte stellt mitnichten eine Bagatelle dar, es handelt sich hier um Hasskriminalität und im konkreten Fall wird wegen Volksverhetzung, aber auch Störung der Totenruhe ermittelt."

Geschäftsführer Franz lässt sich eine Hoffnung aber dennoch nicht nehmen: "Die Dummheit hört nicht mehr auf, um es mal mit Lutherdeutsch zu sagen. Leider ist dieses durch die Geschichte tradierte Feindbild immer irgendwo in den Köpfen noch lebendig und ich hoffe darauf, dass man allmählich zur Einsicht kommt."

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Habt Ihr etwas gesehen? Zeugenhinweise nimmt die Polizei Apolda unter der Telefonnummer 036445410 entgegen.

Titelfoto: Britta Pedersen/dpa

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