Polizei bittet um Hilfe: "Jetzt werden schon frisch geborene Kälber von ihren Müttern geklaut!"
Torgau - Die Polizei im nordsächsischen Torgau bittet um Hilfe in einem besonders kaltblütigen Fall: Mitte Februar stahlen Diebe sieben junge Kälber aus einem Stall in Köllitzsch. Die Tat birgte ein hohes Risiko - und stellt die Ermittler vor ein Rätsel: Was haben die Täter mit den Rindern vor?

Die Täter schlugen in der Nacht zum 19. Februar zu. Mit einem Transportfahrzeug fuhren sie an den offenen Stall heran, in dem die Rinderherde untergebracht war. Sie hatten es auf die Jungtiere abgesehen. Die Ganoven öffneten das Gatter, dann trieben sie die Tiere zusammen. Gestohlen wurden fünf Fleckvieh- und zwei Angus-Kälber, wie es am Sonntagabend bei "Kripo live" hieß. Sieben Mutterkühe verloren ihre Kinder. Der Schaden beläuft sich auf rund 2000 Euro.
Der Tatort: ein Rinderstall des Sächsischen Lehr- und Versuchsguts im nordsächsischen Köllitzsch, direkt an der Elbe. Das Gut ist ein Musterbetrieb. Über 1700 Landwirte werden hier das ganze Jahr über ausgebildet. Mehr als 3000 absolvieren spezielle Weiterbildungen. Auf die Rinderzucht ist man besonders stolz.
"Man ist innerlich schockiert, dass man diese Hemmschwelle überschreitet", sagt Betriebsleiter Ondrej Kunze in der Sendung. Einen Viehdiebstahl habe das Gut noch nicht erlebt. "Jetzt werden schon frisch geborene Kälber von ihren Müttern geklaut."
Für die Rinder verantwortlich ist Tierwirtin Jenny Stodolka. Sie erinnert sich an den Morgen nach der Tat, die ihre Herde unter erheblichen Stress setzte. "Die waren ja komplett anders. Die haben sofort die Beine in die Hand genommen und sind geflüchtet. Die Kühe, deren Kälber gestohlen wurden, sind dann zu mir gekommen und wollten, dass ich ihnen die Kälber wiederbringe."
Ermittler gehen davon aus, dass sich die Täter mit der Materie auskannten

Die Kälber von den Müttern zu trennen birgt auch für die Täter erhebliche Gefahren. "Die Muttertiere wollen ihre Kälber beschützen. Dadurch, dass sie sehr groß und sehr schwer sind, war es auf jeden Fall mit großen Risiken verbunden", erklärte Polizeisprecherin Sandra Freitag. Die Ermittler gehen deshalb davon aus, dass sich die Täter entsprechend mit der Materie auskannten.
Was sie nun mit den Kälbern vorhaben, kann die Polizei indes nur vermuten. Jedes Tier trägt eine Ohrmarke, ist in einer Datenbank registriert und hat eigene Papiere. Verkaufen lassen sich die Kälber in Deutschland deshalb schwer.
"Eine Möglichkeit ist, dass die TIere für die nächste Zucht genutzt werden sollen, möglicherweise dafür auch ins Ausland gebracht werden", so Freitag. "Oder dass die Tiere in der Folge gemästet werden, um möglichst ertragreiches Fleisch zu bekommen."
Die Polizei bittet nun um Hinweise. Solltet ihr in der Nacht zum 19. Februar im Bereich des Gutes oder des Rinderstalls etwas Verdächtiges bemerkt haben oder sind euch irgendwo weiß-braune Fleckvieh- oder schwarze Angus-Kälber ohne ihre Marken aufgefallen, meldet Euch bitte bei der Polizei Torgau unter Tel. 03421/756100.
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