Eltern töten und entsorgen fünf ihrer Babys: "Das war für sie eiskalte Routine!"

Wernigerode - "Gezeugt, geboren, getötet, entsorgt wie ein Stück Müll": So beschreibt der ehemalige Staatsanwalt Wilmar Bohmeier den Fall einer fünffachen Kindstötung in Wernigerode (Sachsen-Anhalt), die in einer Sondersendung thematisiert wird.

Die Taten spielten sich in Wernigerode ab.
Die Taten spielten sich in Wernigerode ab.  © Matthias Bein/dpa-Zentralbild/dpa

1988. Margitta und Manfred F. leben mit ihren Kindern in der zweiten Etage eines Mehrfamilienhauses in der Harz-Stadt.

Die Eltern und ihre bis dahin fünf Kinder beschrieb Margittas frühere Personalchefin Jutta Appold in der MDR-Sendung "Kripo live - Tätern auf der Spur" als "kleine, glückliche Familie".

Nachdem sich die Mutter lange Zeit als Hausfrau durchschlägt und keiner geregelten Arbeit nachgeht, fängt sie später als Reinigungskraft im Betrieb ihres Mannes an. Das Paar wird als verschlossen und als Außenseiter wahrgenommen.

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In der Umkleidekabine bemerken andere Frauen den wachsenden Bauch ihrer Kollegin, die eine Schwangerschaft aber vehement abstreitet. Nach ihrem Weihnachtsurlaub bekommt Margitta F. Anfang Januar 1989 zurück zur Arbeit - ohne Bauch.

"Mein Kind ist abgegangen", soll F. ihrer Chefin gesagt haben. Eine medizinische Untersuchung wird angeordnet. Eine Frauenärztin bestätigt jedoch eine normale Geburt. Doch wo sich das Kind befindet, will die Mutter nicht sagen.

Die Polizei wird eingeschaltet. Und über die Zeit baut der älteste Sohn (16) der Familie ein Vertrauensverhältnis zu Georg Giertz, damals Oberleutnant der Kriminalpolizei, auf. Und der Teenager bestätigt, dass seine Mama ein Kind bekommen hat.

Kripo live - Täter auf der Spur: Älteste Kinder mussten bei Tötung mithelfen

Fünf Kinder mussten sterben und wurden verbrannt. (Symbolbild)
Fünf Kinder mussten sterben und wurden verbrannt. (Symbolbild)  © 123RF/mariapolspb

Bei den späteren Ermittlungen kommt heraus: Am 16. Dezember 1988 setzen bei F. die Wehen ein. Weil ihr Mann auf der Arbeit ist, helfen die ältesten Kinder bei der Geburt. Ihren Sohn zwingt sie dann, dem neugeborenen Mädchen Zellstoff aufs Gesicht zu legen, es in eine Decke zu wickeln und in einen Wäschekorb zu legen. Während die Familie anschließend TV schaut, erstickt das Mädchen qualvoll.

Erst Tage später bringt Manfred F. das tote Kind zu seiner ehemaligen Arbeitsstelle, wo er als Heizer gearbeitet hat. Dort steckt er das Baby in einer Papiertüte in einen Heizkessel und lässt es verbrennen.

Eine Nachbarin macht die Polizei aber auf möglicherweise mehrere verschleierte Geburten in den Vorjahren aufmerksam.

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Der Familienvater knickt ein, berichtet von vier weiteren Kindstötungen und -entsorgungen, die er für seine Frau durchgeführt hat. Eigentlich wollte er die Babys behalten, konnte sich aber nicht gegen seine Frau durchsetzen.

Die fünf Tötungen hatten jährlich zwischen 1984 und 1988 stattgefunden: "Das war für sie eiskalte Routine", sagt Giertz, für den es "das Schlimmste in meiner beruflichen Karriere" war.

Fragwürdig bleibt bis heute, wieso die DDR-Jugendhilfe trotz regelmäßiger Besuche von den Schwangerschaften nichts mitbekommen hat.

Das Paar wurde zu je 15 Jahren Haft verurteilt, kam 2005 frei und zog in eine andere Stadt in Sachsen-Anhalt.

"Kripo live - Tätern auf der Spur" mit dem Titel "Fünffache Kindstötung in Wernigerode" seht Ihr am heutigen Sonntagabend ab 19.50 Uhr im MDR-Fernsehen oder schon jetzt in der Mediathek.

Titelfoto: Bildmontage: Matthias Bein/dpa-Zentralbild/dpa, 123RF/mariapolspb

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