Lkw-Fahrer nachts niedergeschlagen, Ladung gestohlen: "Erst früh wieder aufgewacht"
Leipzig - Diebe, die sich vor allem nachts an Lastwagen und Transportern auf Autobahn-Raststätten zu schaffen machen, sind leider keine Seltenheit mehr. Jetzt berichtet bei "Kripo live" ein Betroffener, der sich nur noch ungern schlafen legt.
Sie schleichen um die Fahrzeuge, spionieren die Ladung aus, schlagen bei lukrativer Ware und vor allem in der Dunkelheit zu: Diebe, unter anderem "Planenschlitzer", werden immer häufiger auf Autobahn-Parkplätzen fündig.
"Aussteigen ist mir zu gefährlich, muss ich ehrlich sagen. Ich habe keine Angst, aber sehr großen Respekt", sagt der seit 47 Jahren als Lkw-Fahrer arbeitende Rudolf Lehnert in der aktuellen MDR-Sendung "Kripo live".
Zwei seiner Kollegen seien nachts aus ihrer Fahrerkabine geklettert. "Da haben sie einen Schlag gekriegt. Einer ist in der Früh nach zwei Stunden neben dem Lkw aufgewacht."
Für seine Firma transportiert Lehnert vor allem landwirtschaftliche Maschinen und Fahrzeuge innerhalb Europas. Schon mehrfach wurde er Opfer.
"Von meinem Gefühl her ist Deutschland am schlimmsten. Im Ausland ist mir noch nie etwas passiert. Innerdeutsch werden Teile abgebaut. Die klauen sogar die Spanngurte, die an den Schleppern dran sind."
Kripo live: Mehrere Fälle in derselben Nacht an der A9 und A14
Eine Tat, bei der einer seiner Kollegen bestohlen wurde, ereignete sich in der Nacht zum 26. September 2023.
Auf dem Parkplatz Petersberg an der A14 nördlich von Halle machte der Fahrer am Morgen eine unschöne Entdeckung: Von drei geladenen Traktoren wurden die Hydrauliksysteme abgebaut und mitgenommen. Eines von ihnen kostet bis zu 3500 Euro.
"Wir gehen davon, dass es eine vorbereitete Tat war und dass mehrere Täter daran beteiligt waren", sagt Polizeioberkommissar Veit Richter vom Zentralen Verkehrs- und Autobahndienst Weißenfels. Das Diebesgut werde dann meist übers Internet aus dem Ausland heraus zu Geld gemacht.
In derselben Nacht waren Diebe auch am A9-Rastplatz Pörstental am Werk, entwendeten hier Diesel aus zwei Sattelzugmaschinen. Am zwölf Kilometer entfernten Autohof Nempitz ließen Unbekannte vier Auffahrrampen im Wert von 12.000 Euro mitgehen. Alle Fahrer schliefen zur Tatzeit.
Hinweise zu den geschilderten Taten nimmt die Polizei Weißenfels unter 03443/349 291 entgegen.
Lkw-Fahrer kritisiert: "In Frankreich oder Spanien ist alles taghell beleuchtet"
Christoph Bühler ist Geschäftsführer der Gustav Ziegler GmbH aus dem baden-württembergischen Dürmentingen, bei der auch Rudolf Lehnert angestellt ist.
Nicht nur seine Firma erleidet bei derartigen Diebstählen einen Schaden, auch sein Kunde. "Der fordert gegebenenfalls eine Zahlungszielverlängerung oder eine Ersatzmaschine. Das ist alles ein mega Rattenschwanz." Der reine Wert der gestohlenen Teile sei nur die Spitze des Eisbergs.
Er könne zwar Versicherungen abschließen, allerdings würden die Beiträge teilweise unwesentlich weniger kosten als der mögliche Schaden beträgt.
Problem auch: Lkw-Parkplätze an Autobahnen sind nicht nur rar gesät, sondern auch oft unzureichend ausgeleuchtet oder bewacht. "In Frankreich oder Spanien ist alles taghell beleuchtet", kritisiert Lehnert.
Titelfoto: Jonas Walzberg/dpa