Betroffene über Trauma mit Tinder-Betrüger: "Er war zuvorkommend, höflich und einfühlsam"

Leipzig - Die Fälle des sogenannten Love Scammings häufen sich seit einigen Jahren. Bei "Kripo live" erzählte eine Betroffene am Sonntagabend von ihren Erfahrungen.

Love Scams können sich oftmals über einen Zeitraum von mehreren Monaten spannen, um das Vertrauen der Opfer zu gewinnen.
Love Scams können sich oftmals über einen Zeitraum von mehreren Monaten spannen, um das Vertrauen der Opfer zu gewinnen.  © Bernd Diekjobst/dpa-tmn

Ilona W., die in der Sendung mit verstellter Stimme und verdeckt auftritt, schäme sich noch immer wegen des erlittenen Betrugs, wie sie offenlegt.

"Ich war völlig kaputt, fertig", erinnert sie sich an den Anfang der Geschichte zurück. "Ich hab mir gedacht: 'Es muss für mich doch auch jemanden da draußen geben!'". Und so meldete sie sich bei der Datingplattform Tinder an.

Schnell kam die dreifache Mutter dort mit einem Mann ins Gespräch, der sich als "Brandon", 60 Jahre alt, ausgab. Über mehrere Monate hinweg tauschte sie sich mit ihm aus, vertraute ihm alle möglichen Geheimnisse an und ging schließlich sogar eine Beziehung mit ihm ein - ohne ihn je persönlich getroffen zu haben.

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"Er war so zuvorkommend, höflich und einfühlsam. Er hat mich verstanden", erklärt sie die besondere Bindung. Als er sie aufgrund einer "finanziellen Notlage" nach 13.000 Euro fragte, habe sie zunächst abgelehnt. Doch er blieb hartnäckig, sagte: "Wenn du mich liebst, machst du das!". Also stimmte Ilona, die sich so sehr nach Liebe sehnte, zu.

Erst als er danach für ihr erstes Treffen nicht wie vereinbart am Flughafen ankam, wurde ihr klar: Sie war auf einen Betrüger reingefallen. "Ich hab nicht mal geweint, ich war auch nicht wütend. Ich bin dann einfach ganz ruhig nach Hause gefahren und hab dann da in mich reingeheult."

LKA warnt vor Love Scam-Anzeichen

Kathlen Zink vom LKA Sachsen warnt bei "Kripo live" vor der Love Scam-Masche.
Kathlen Zink vom LKA Sachsen warnt bei "Kripo live" vor der Love Scam-Masche.  © LKA Sachsen

Nach Einschätzung von Kathlen Zink vom LKA Sachsen handelt es sich hierbei um einen typischen Love-Scamming-Fall: Indem die Opfer gegenüber des Betrügers immer mehr persönliche Dinge preisgeben, machen sie sich zunehmend emotional abhängig. Dazu kommt, dass der Scammer meist Tag und Nacht für einen da ist.

"Kurz vor dem ersten Treffen passiert dann eine Notlage: Er hat plötzlich eine schwere Krankheit, OP oder finanzielle Schieflage. Und nur SIE können helfen", legt Zink den Trick offen.

Meist verbirgt sich hinter dem Betrug ein organisiertes Netzwerk, oftmals in Westafrika oder Osteuropa angesiedelt. Dementsprechend schwierig gestalten sich dann auch die Ermittlungen der Behörden. Allein in Sachsen entstanden durch Love Scams 2023 insgesamt 4,6 Millionen Euro Schaden.

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Die LKA-Expertin hat aber einige Tipps: Im Zweifelsfall kann man immer den Namen der Bekanntschaft inklusive des Zusatzes "Scam" googeln, um auf potenzielle Warnungen zu stoßen. Ebenso kann man die Profilbilder bei Google abgleichen lassen, um auf Nummer sicher zu gehen.

Ilona W. ärgert sich besonders darüber, "wie manipulierbar man ist, wenn man einfach nur glücklich sein will. Man verlangt vom Leben doch nicht viel."

Die komplette "Kripo live"-Folge seht Ihr in der MDR-Mediathek.

Titelfoto: Bernd Diekjobst/dpa-tmn

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