Ermittlungsgruppe "Schock": Leipziger Spezial-Einheit geht Telefon-Betrügern auf die Spur

Leipzig - Wie "Kripo Live" am gestrigen Sonntag berichtete, seien allein 2022 50.000 Straftaten mit einem Gesamtschaden von mehr als 25 Millionen Euro durch Messenger-Betrug begangen worden. Die Polizei Leipzig gründete vor gut einem Jahr eine Einsatzgruppe, die den Fällen auf den Grund geht.

Moderator Gerald Meyer (60) berichtete bei "Kripo Live" von der Leipziger Einsatzgruppe "Schock".
Moderator Gerald Meyer (60) berichtete bei "Kripo Live" von der Leipziger Einsatzgruppe "Schock".  © MDR/Andreas Lander

Per Telefon, SMS oder WhatsApp: Überall missbrauchen Betrüger das Vertrauen ihrer Opfer, um durch schockierende Nachrichten über ihre Angehörigen an ihr Geld zu gelangen.

Vor gut einem Jahr gründete die Polizei Leipzig eine Ermittlungsgruppe, um die Personen, die hinter dem Enkel-Trick, vermeintlichen Anrufen der Polizei oder auch Betrug auf WhatsApp stecken, ausfindig zu machen.

"Die Betrugsvarianten sind sehr vielfältig. Sie passen sich auch an", erklärte Matthias Schütze, Leiter der Einsatzgruppe gegenüber "Kripo Live".

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"Es gibt Phänomene, die ebben relativ schnell ab, weil die gewissermaßen wenig Wirkung zeigen. Aber es gibt eben auch Phänomene, die recht lang anhaltend funktionieren."

Täter ergaunern Summen in sechs- bis siebenstelligen Bereich mit nur einer Nachricht

Mithilfe einer Software gelangen die Täter gezielt an Tausende WhatsApp-Nummern, an die sie dann Nachrichten senden. (Symbolbild)
Mithilfe einer Software gelangen die Täter gezielt an Tausende WhatsApp-Nummern, an die sie dann Nachrichten senden. (Symbolbild)  © 123RF/diegothomazini

Ein solches Phänomen sei der Betrug auf WhatsApp. Über eine Software gelangen Täter gezielt an Tausende Telefonnummern, an die sie mit einem Mal eine Nachricht senden.

"Wenn man sich nur mal vorstellt, dass 85.000 SMS versandt werden und ein halbes Prozent der Kontaktierten mit einer Zahlung in Höhe von 1000 oder 2000 Euro darauf reagiert, dann sind wir schon in einem sechs- bis siebenstelligen Schadensbereich", sagte der Einsatzgruppenleiter.

Die Inhalte der Nachrichten würde sich dabei meist ähneln: Der Sohn oder die Tochter haben eine neue Nummer, weil ihr Handy entweder kaputt oder verloren gegangen ist.

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Mit einer dringend zu zahlenden Rechnung bauen sie Druck bei ihren Opfern auf. Da das Online-Banking auf dem neuen Gerät noch nicht funktioniere, sollen die Verwandten einen Betrag an ein anderes Konto überweisen.

"Die Täter legen dann Wert darauf, dass eine Echtzeitüberweisung vorgenommen wird. Also, dass die Ausführung der Überweisung von Bank zu Bank unmittelbar erfolgt", so Schütze. "Dann ist das Geld in der Regel auch verloren."

Betrüger nutzen Geldwäsche-Netzwerke, um Spuren zu verwischen

Um ihre Spuren zu verwischen, heben Komplizen das Geld so schnell wie möglich von dem Konto ab und lassen es in Krypto-Währungen umwandeln. (Symbolbild)
Um ihre Spuren zu verwischen, heben Komplizen das Geld so schnell wie möglich von dem Konto ab und lassen es in Krypto-Währungen umwandeln. (Symbolbild)  © 123rf/megaflopp

Das Geld lande dann in den meisten Fällen auf ausländischen Konten.

Damit es dort nicht lang bleibt, stehen oftmals Komplizen am Geld-Automaten bereit, um das Geld auf Zuruf abzuheben und es anschließend in Krypto-Währung umwandeln zu lassen.

"Die Betrugstäter bedienen sich eines Geldwäsche-Netzwerks. Die bauen das nicht selber auf. Die haben dann wiederum Kontakte zu anderen, die für kriminelle Aktivität Geldwäsche-Netzwerke zur Verfügung stellen", sagte Schütze.

Diese bekämen wiederum einen Anteil des Ertrags.

Die Leipziger Ermittlungsgruppe "Schock" habe bereits im Februar und März dieses Jahres in Bremen und Düsseldorf zwei solcher Betrüger-Gruppen aufdecken können.

Doch das zehnköpfige Team ruhe sich auf dem Erfolg keinesfalls aus. Jeder einzelne der Beamten arbeite zeitgleich an bis zu 60 Fällen.

"Der Vorteil unserer Ermittlungsgruppe ist einfach, dass wir uns spezialisiert haben, dass wir Kollegen haben, die sich in dem Metier auskennen, dass wir uns vernetzt haben und insofern ist da eine gewisse Voraussetzung geschaffen, dass wir den ein oder anderen Erfolg noch haben werden."

Trotz alledem rät die Polizei auch auf Seiten der Nutzer zu gesunder Skepsis gegenüber fremden Nachrichten.

Die komplette Folge "Kripo Live" gibt es in der ARD-Mediathek zu sehen.

Titelfoto: Bildmontage: MDR/Andreas Lander, 123RF/Diegothomazini

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