Bestatter nimmt zahlreiche Frauen aus: Die dreiste Masche des "Trauer-Schwindlers"

Leipzig - "Kripo live - Tätern auf der Spur" griff in der neuesten Folge einen Kriminalfall auf, der sogar schon zum Gegenstand einer ARD-Doku wurde: Es geht um die dreiste Betrugsmasche des Bestattungsunternehmers Enrico B.

Verteidiger Benjamin Richert (l.) mit seinem Mandanten, einem 50-jährigen Bestattungsunternehmer.
Verteidiger Benjamin Richert (l.) mit seinem Mandanten, einem 50-jährigen Bestattungsunternehmer.  © Bernd Wüstneck/dpa

In dem Beitrag kommen mehrere seiner Opfer zu Wort - allesamt Frauen, von denen er im Laufe der vergangenen Jahre eine Gesamtsumme von rund 200.000 Euro erbeutete. Es ist unklar, wie viele weitere Personen von seinen Betrügereien betroffen sind.

Eine Frau berichtet in der Sendung vom plötzlichen Tod ihres Kindes: "Ich hab mich haltlos gefühlt". Die Polizisten und der ihrer Aussage nach empathielose Gerichtsmediziner, die das Zimmer ihres Kindes untersuchten, machten sie nur umso wütender und trauriger - bis der Bestatter Enrico B. hinzugerufen wurde.

"In diesem Wirrwarr (…) war er für mich der einzige Mensch, den ich irgendwie gefühlt hab", erinnert sie sich an seine vertrauensvolle, beruhigende Art. "Der Schmerz hat mich manchmal wie erschlagen. Er war der Erste, der mich in den Arm genommen hat."

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Diese Wahrnehmungen decken sich mit denen der anderen Betroffenen: Zunächst ging der Bestatter eine freundschaftliche Beziehung zu den Hinterbliebenen ein, gab ihnen Halt und verbrachte rund um die Uhr Zeit mit ihnen. Dann verwandelte sich die Bindung irgendwann in eine Romantische. "Die Grenzen waren total verwischt", erinnert sich eine Witwe. "Der hat mich um den kleinen Finger gewickelt."

Irgendwann begannen dann aufgrund angeblicher "Probleme in der Firma" Enricos Bitten um Leihen: Bei einer Frau waren es 40.000 Euro, bei einer anderen sogar 100.000 Euro. Das Geld zahlte er ihnen nie wieder zurück. Auf die Drohung einer betroffenen Ex-Liebhaberin, ihn deshalb anzeigen zu wollen, lachte er nur und entgegnete eiskalt: "Na, wollen wir mal sehen wie weit du damit kommst."

Verteidiger sieht Taten seines Mandanten nicht als "strafbar" an

Der Angeklagte soll mehrere Frauen um hohe Geldbeträge betrogen haben.
Der Angeklagte soll mehrere Frauen um hohe Geldbeträge betrogen haben.  © Bernd Wüstneck/dpa

Doch Enricos Taten gingen noch weiter: Als er den Auftrag bekam, sich nach einem Suizid um die blutbespritzten Möbel im Haus zu kümmern, witterte er auch hier eine Chance auf Geld.

Gegenüber der Witwe - mit der er danach ebenfalls eine Beziehung einging und Tausende Euro von ihr "lieh" - erzählte er von unzähligen Schränken, Sofas und anderen "blutigen" Stücken, die er hatte entsorgen müssen. In Wirklichkeit waren diese aber sauber gewesen, und er hatte sie nach Lust und Laune gestohlen.

Es hagelte Dutzende Anzeigen wegen Diebstahls - doch es sollte noch Jahre dauern, bis die Staatsanwaltschaft die Ermittlungen intensivierte.

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Enrico Bs Verteidiger Benjamin Richert stärkt seinem Mandanten in der Sendung den Rücken und sieht keine der Taten als "strafbar" an. Stattdessen sieht er die Schuld über das "geliehene" Geld ganz klar bei den betroffenen Frauen: "Sie sind erwachsen, sie sind geschäftig erfahren. Das ist eine freie Entscheidung gewesen."

Und die Damen hätten ja immerhin auch eine Gegenleistung für ihr Geld bekommen, so seine schockierende Aussage: "Sie haben mit meinem Mandanten wöchentlich geschlafen und das auch sehr genossen." Davon, dass Enrico B. die Verletzlichkeit und Labilität der Frauen manipulativ ausnutzte, sei in seinen Augen keine Rede.

Urteil gegen Enrico B. noch nicht rechtskräftig

Die Behörden sehen das aber anders: Nachdem die Staatsanwaltschaft dank der Aussagen der betroffenen Frauen Anklage wegen Betruges erhob, wurde Enrico B. am 16. Mai dieses Jahres vom Amtsgericht Rostock zu einer Freiheitsstrafe von drei Jahren und zehn Monaten verurteilt. Da das Urteil noch nicht rechtskräftig ist, befindet er sich aktuell auf freiem Fuß.

In der ARD-Mediathek könnt Ihr Euch die komplette "Kripo live"-Folge sowie die ausführliche ARD-Doku zum Thema ansehen.

Titelfoto: Bernd Wüstneck/dpa

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