Automat gesprengt und Geisel genommen: Warum die Polizei noch immer rätselt
Torfhaus - Erst einen Geldautomaten in die Luft gesprengt, dann eine Geisel genommen: Drei Täter mit der Hoffnung auf schnelles Geld machten vor knapp einem Jahr vor mehreren Straftaten keinen Halt. Zwar sitzen sie inzwischen hinter Gittern, doch die Polizei rätselt noch immer.
Am 14. Januar 2023 hatten es niederländische Sprenger auf ein Besucherzentrum im Harz abgesehen. In Torfhaus (Landkreis Goslar) erbeuteten sie damals knapp 120.000 Euro, den Schaden, der am Haus entstanden war, nicht mitgezählt.
Nach der erfolgreichen Detonation flüchteten die Männer mit einem Mietwagen in Richtung Braunlage, wo sie plötzlich einen Unfall bauten. Mit ihrer Beute verbarrikadierten sie sich zunächst in einem leer stehenden Haus und dann in einer Garage.
Eine damals 68-jährige Anwohnerin war schließlich zur falschen Zeit am falschen Ort. "An diesem Morgen wollte meine Mandantin losfahren, um Brötchen zu holen", so Anwalt Steffen Hörning in der MDR-Sendung "Kripo live", "als sie die Garage betreten hat, ist sie von den Tätern überwältigt worden".
Die drei Männer aus den Niederlanden nahmen ihre Autoschlüssel ab, zerrten sie in den Wagen und fuhren davon. Erst eine Dreiviertelstunde später konnte die Polizei den Fluchtwagen stoppen, die Geisel befreien und die Männer festnehmen.
Automatensprenger-Trio vor Gericht verurteilt, doch eine Frage bleibt ungeklärt
Staatsanwalt Dr. Alexander Retemeyer findet nur eine Erklärung für diese Geiselnahme: "Es war eine Panikreaktion. Sie haben sich dort versteckt und dann die Frau gesehen", erklärte er in der Sendung.
Der Prozess um die drei Geiselnehmer begann schließlich im Sommer 2023. Am 27. Juli kamen die drei Männer im Alter von 19 bis 21 Jahren mit nur vier Jahren Haft davon - immerhin wurden sie nach dem Jugendstrafrecht verurteilt.
Zwar konnte das Gericht in Braunschweig die Täter erfolgreich verurteilen, doch ein Rätsel nahmen sie mit sich ins Gefängnis. Wer waren ihre "Hintermänner"?
Den Beamten war bekannt, dass das Trio während ihrer Verfolgung Kontakt mit den Komplizen in den Niederlanden aufgenommen hatte. Angaben zu ihren Auftraggebern und Mitschuldigen machten die jungen Männer vor Gericht nicht.
Die Räuberbande ist somit noch auf der Flucht - und könnte jederzeit erneut zuschlagen.
Titelfoto: Bidlmontage: Matthias Bein/dpa, Julian Stratenschulte/dpa