Kinder verbrennen in Trabi, Mutter stirbt im Krankenhaus: "Haben um ihr Leben gekämpft"

Brandenburg - Schon die Vorstellung davon, was sich am 22. September 1990 bei Sellessen in Brandenburg abgespielt hat, ist kaum zu ertragen: Zwei Kinder (†11 und †15) verbrannten in einem Trabi, ihre Mutter (†38) starb später im Krankenhaus. Nur der Fahrer überlebte. Den Ermittlern stellte sich schließlich die Frage: War es ein schrecklicher Unfall oder grausamer Mord? Es sollten fast vier Jahre vergehen, bis die Wahrheit ans Licht kam ...

Der Ehemann und Stiefvater der Toten im Juni 1990 am ausgebrannten Wrack seines Trabis.
Der Ehemann und Stiefvater der Toten im Juni 1990 am ausgebrannten Wrack seines Trabis.  © dpa/dpa-zentralbild

"Sie sagte: 'Mein Mann war es. Er wollte uns umbringen'", erinnert sich die am Abend der Tragödie diensthabende Notärztin in der aktuellen Folge der MDR-Sendung "Kripo live - Tätern auf der Spur" an die Worte der 38-Jährigen auf dem Weg ins Krankenhaus. Weiter habe die Trabi-Beifahrerin berichtet: "Er hat mich falsch angegurtet, damit ich nicht herauskomme. Er hat mich immer wieder ins Auto zurückgeschoben. Bitte sagen Sie das alles der Polizei."

Vorher an diesem Tag hatte die Familie einen Ausflug mit dem Trabi gemacht. Dabei saß der Ehemann auf dem Fahrersitz neben der 38-Jährigen. Die beiden Töchter, die sie mit in die Beziehung gebracht hatte, saßen hinten im Wagen. Auf dem Rückweg kam der Trabi von der Straße ab - und ging in Flammen auf.

Wie Anwohner Horst Wilke in der Sendung berichtete, eilte er mit seinem Feuerlöscher zum Unglücksort: "Da habe ich nur im Wagen, im Inneren, eine Feuersbrunst gesehen, keine Person, es war gleich zu sehen, dass jede Hilfe zu spät kam."

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Feuerwehrmann Wolfgang Belka beschreibt das Grauen, als die Mädchen nach den Löscharbeiten zum Vorschein kamen: "Verbrannt, bis zur Unkenntlichkeit. Und man konnte an der Haltung der verbrannten Kinder sehen, dass sie um ihr Leben gekämpft haben."

Nur zwei Tage darauf erlag auch die Mutter ihren Verletzungen.

"Der Mann zeigte eigentlich keine Emotion"

Die 38-jährige Trabi-Beifahrerin und Mutter der beiden ums Leben gekommenen Mädchen starb zwei Tage nach dem Unfall im Carl-Thiem-Klinikum Cottbus.
Die 38-jährige Trabi-Beifahrerin und Mutter der beiden ums Leben gekommenen Mädchen starb zwei Tage nach dem Unfall im Carl-Thiem-Klinikum Cottbus.  © Patrick Pleul/dpa-Zentralbild/dpa

Um seine Version des Tages darzulegen, meldete sich der Ehemann bei der Polizei.

Sein Verhalten machte den damaligen Staatsanwalt Horst Helbig stutzig: "Es war für mich sofort nicht nachvollziehbar, dass der Mann, der so Schlimmes erleben musste - in seinem Beisein verbrennen die Kinder, es muss ja dort geschrien worden sein, es muss ja dort Todesangst geherrscht haben, die Frau, die um ihre Kinder bangte, kämpfte, ihnen helfen zu können, aber nicht konnte - dass der Mann eigentlich in diese Richtung keine Emotion zeigte."

Der Aussage des Fahrers nach machte die Familie einen Zwischenstopp, um einen Anhänger, einen Benzinkanister und einen Malereimer abzuholen. Bei einem späteren Halt habe er sich einen Apfel aus dem Kofferraum genommen - nur 400 Meter danach landete der Trabi im Graben, es kam zur Verpuffung und den verheerenden Flammen. Er sei durchs Fenster ins Freie gelangt und habe versucht, seine Frau zu retten.

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"Im Nachhinein könne er sich das nur so erklären: Im Kofferraum hatten sie den 20-Liter-Kanister, es muss irgendwie was geschehen sein, [dass] durch den Anstoß, dass der Kanister umfällt, Benzin ausläuft und sich dann das Benzin-Luft-Gemisch entflammt hat", erklärt der Jurist die Schilderungen des Ehemanns weiter.

Fahrer wird aus U-Haft entlassen

Trotz Rekonstruktionen und Untersuchungen, die eine Selbstentzündung als unwahrscheinlich einstuften, wurde der Mann im Sommer 1991 aus der Untersuchungshaft entlassen - laut Oberlandesgericht reichten die Indizien nicht aus.

Doch die Staatsanwaltschaft ließ nicht locker.

Was bei erneuten Tests dann Schockierendes herausgefunden wurde und wie der anschließend stattfindende Gerichtsprozess verlief, erfahrt Ihr am heutigen Mittwochabend ab 21.15 Uhr bei "Kripo live - Tätern auf der Spur" im MDR oder schon jetzt in der Mediathek.

Titelfoto: dpa/dpa-zentralbild

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