Karl-Theodor zu Guttenberg über deutsche Politik: "Niveau, dass es einen schüttelt"
Hamburg - Er ist immer noch der jüngste Wirtschafts- und Verteidigungsminister der deutschen Geschichte: Karl-Theodor zu Guttenberg (52). Seit seinem erzwungenen Rückzug aus der Politik im Jahr 2011 agiert er aber nur noch als "interessierter Beobachter", wie er es selbst nennt.
Als eben solcher war der gebürtige Münchner am heutigen Mittwoch in der NDR-Sendung "DAS!" zu Gast. Mit Moderatorin Bettina Tietjen (64) sprach der 52-Jährige über das aktuelle politische Chaos im Land.
"Man hat das Gefühl, das Land befindet sich auf der Therapiecouch. Die Umgangsformen haben ein Niveau erreicht, dass es einen schüttelt", machte zu Guttenberg während des Gesprächs deutlich.
Vor allem hätten die Verantwortlichen aus seiner Sicht verlernt, auch mal über sich selbst zu lachen - er selbst habe das nach seinem Rücktritt wegen Plagiatsvorwürfen vor 13 Jahren aber auch erst wieder lernen müssen.
"Ich brauchte danach ein Jahr, um mein seelisches Leben wieder in den Griff zu bekommen. Ich habe es geschafft und es geht mir besser als je zuvor", verdeutlichte der Vater von zwei Töchtern.
Umgang mit Depressionen ist in den USA ganz anders als in Deutschland
Bereits vor einiger Zeit hatte zu Guttenberg offenbart, nach seinem politischen Absturz an Depressionen erkrankt zu sein. "Es ist wichtig, über seinen Schatten zu springen und darüber zu sprechen. Es ist keine Schwäche, es ist eine Krankheit. Und eine Krankheit kann man behandeln."
In Deutschland seien Depressionen aber immer noch ein Tabuthema, weshalb viele Betroffene sich nicht trauten, darüber zu sprechen - in seiner Wahlheimat USA sei das ganz anders, betonte der 52-Jährige.
"Die Gesellschaft in den USA hat ganz andere Probleme, aber was das Thema anbelangt: Die Leute reden viel offener über ihre seelischen Probleme. Sie tauschen sich aus, versuchen sogar, gemeinsam darüber zu lachen."
Davon könne sich Deutschland eine Scheibe abschneiden, so der frühere Politiker abschließend.
Titelfoto: Sebastian Gollnow/dpa