"In aller Freundschaft": Die Serie, der die Zuschauer vertrauen
Leipzig - Die Krankenhausserie "In aller Freundschaft" ist die mit Abstand erfolgreichste TV-Serie made in Sachsen. Rund fünf Millionen Zuschauer schalten sie regelmäßig ein. Ein Blick hinter die Kulissen. Im Fokus: Die Macher und ihr Erfolgsrezept.
Chef-Dramaturg Hagen Moscherosch: Er bestimmt, wohin die Serie steuert
"In aller Freundschaft" lässt sich gut mit einem großen Dampfer vergleichen: Am Geschichten-Steuerrad steht Hagen Moscherosch. Der Chefdramaturg lenkt die Autoren-Mannschaft. "Die Geschichten der Drehbücher für die einzelnen Folgen entstehen etwa ein Jahr im Voraus", sagt der drahtige 54-jährige Heidelberger.
Die Produktion der "Weekly" (wöchentliche Serie) ist ein Mammut-Unternehmen. Durchgetaktet bis ins letzte Detail. Einmal im Jahr wird eine Autorentagung einberufen. Dort rauchen die Köpfe von Produzenten, Redakteuren, Dramaturgen und Autoren. Zusammen entwickeln sie die großen Spannungsbögen, die Charaktere der Serienhelden und Ideen für Drehbücher.
Jede einzelne Folge besteht aus drei Handlungssträngen - zwei medizinischen Themen und einem privaten. "Im Idealfall gelingt es uns, spannende medizinische Fälle emotional mit den Charakteren oder Schicksalen der Mediziner zu verknüpfen", sagt Moscherosch. Beispiel: Wenn ein Arzt seine Jugendliebe wieder trifft, dann passiert das natürlich in der Sachsenklinik...
Der erfahrene TV-Macher, der als Autor unter anderem an den Serien "Die Bergretter" (ZDF) und "Countdown" (RTL) mitgewirkt hat, übernahm vor reichlich einem Jahr das IAF-Ruder. Er führt den Dampfer aus gewohnten Fahrwassern. "Es wird künftig mehr Dramatik und Action geben - vor allem im Privatleben der Serienhelden", verspricht Moscherosch.
Serien brauchen solche Kurskorrekturen, um stetig weiter auf der Erfolgswelle schwimmen zu können. "Die Sehgewohnheiten der Fernsehzuschauer verändern sich. Dem müssen wir Rechnung tragen", erklärt Moscherosch. Groß am Rad darf dabei aber nicht gedreht werden. "Kursänderungen müssen lange und behutsam im Voraus geplant werden. Sonst gibt es Meuterei unter den Fans und Chaos hier an Bord."
Regisseurin Frauke Thielcke: Bei ihren eigenen Film weint sie vor lauter Rührung
Aus den Lautsprechern der Leipziger Eisarena scheppert Musik aus der Oper Carmen.
Eine einsame Eiskunstläuferin übt ihre Kür. Mit dem Schlussakkord dreht sie eine Pirouette aus und bricht zusammen. Quälende Sekunden lang bleibt die Frau regungslos auf dem Eis liegen. Ein Gänsehaut-Moment! "Perfekt, danke", ruft Regisseurin Frauke Thielecke in die Stille hinein. Diese Szene der IAF-Folge 884 mit dem Titel "Pflicht & Kür" ist im Kasten.
"Ich mag Drehbücher, in denen ich Geschichten finde, die mein Leben oder meine Seele berühren", sagt die dynamische 46-Jährige. Bei jedem Dreh strebt sie nach Perfektion. Dabei liegt das Hauptaugenmerk der ausgezeichneten Filmschaffenden auf Authentizität und Emotionen: "Schon vor dem Dreh habe ich vom Rhythmus und der Farbe einer Filmszene eine klare Vision."
Mit Frauke Thielecke steht an der Pleiße ein Serien-Profi hinter der Kamera. Sie führte Regie schon bei "Stubbe", "Der Landarzt" und "SOKO München". Mit dem Kosmos der MDR-Krankenhausserie und den Sets im Studiogebäude der Media City ist sie bestens vertraut. Insgesamt 12 Folgen entstanden dort schon unter ihrer Regie.
Als Regisseurin will Thielecke Geschichten erzählen, die zu Herzen gehen. Sie gesteht: "Manchmal weine ich selbst im Schnittraum, wenn ich den fertigen Film sehe." Sie schämt sich dieser Tränen nicht. Im Gegenteil: "Dann weiß ich, dass der Film gut geworden ist."
Beraterin Sarah Zeising: Sie schaut den Stars auf die Finger
Erfolg ist planbar mit guten Drehbüchern, Schauspielern und Sets.
Für Authentizität braucht es jedoch Fleiß und perfektes Coaching. Sarah Zeising (32) steht bei den Dreharbeiten im OP den Schauspielern zur Seite.
Die zierliche Leipzigerin ist ausgebildete OP-Schwester und gehört als medizinische Beraterin seit elf Jahren zum IaF-Team.
"Ich war im Herzzentrum angestellt, bevor ich hier anheuerte", erzählt die fröhliche Blondine.
Sarah Zeising hat ihr Herz beim Film verloren. Es macht ihr riesigen Spaß, mit den Film-Docs zu üben, wie man Skalpell und Tupfer richtig einsetzt. Ihr ehrgeiziges Ziel:
"Alles soll im Film so realitätsnah wie möglich sein."
Zu guter Letzt noch ein bisschen Insiderwissen
Was bringt die nächste Staffel? TAG24 darf hier schon etwas verraten...
- Verwaltungschefin Sarah Marquardt und Dr. Rolf Kaminski stehen sich bei ihren jeweiligen Problemen zur Seite und werden fast Freunde. Sarah wird mal ihre weiche Seite zeigen.
- Dr. Martin Stein feiert als Roboter-Operateur Erfolge. Doch er knabbert daran, dass Dr. Maria Weber sich mit seinem Widersacher Dr. Kai Hoffmann eingelassen hat. Ist da wirklich schon alles entschieden?
Es bleibt auf jeden Fall spannend bei "In aller Freundschaft"!