"Immer schlimmer": Betroffene schildern Erlebnisse und die Stimmung nach dem Anschlag!
Magdeburg - Nur drei Minuten dauerte der Anschlag auf dem Magdeburger Weihnachtsmarkt. Nun blickt die MDR-Reportage "exactly" auf die vergangenen zweieinhalb Wochen und spricht mit Betroffenen.
Am 20. Dezember 2024 raste Täter Taleb A. (50) mit einem Auto durch die Menschenmengen auf dem Alten Markt. Sechs Menschen starben, fast 300 wurden verletzt.
Am Tag des Anschlags waren Björn Friedrich und sein Team vom Christopher Street Day mit einem eigenen Stand auf dem Markt anwesend. In der Reportage redet er über die tragischen Momente nach der Tat.
Er hörte zuerst einen lauten Knall und Schreie. Aus Angst sagt er seinem Team, dass sie in Richtung des Allee Centers laufen sollen, um Schutz zu suchen.
Auf dem Weg entdeckte er die ersten verletzten Menschen. "Aus fünf Menschen wurden dann 20 [...]. Das Bild wurde immer schlimmer", schildert er sein Erlebnis unter Tränen.
Zerreißt der Anschlag die Gesellschaft?
Nach der Tat machten sich Wut und Hetze in sozialen Medien, aber auch in der Öffentlichkeit breit.
"Es war keine zehn Minuten nach dem Anschlag und von zehn Metern schräg gegenüber schrie einer: Ihr seid mit schuld, ihr habt den ganzen Scheiß gewählt", erinnert sich Björn an eine Situation unmittelbar nach dem Anschlag zurück.
Diese Stimmung bekamen auch die Politiker am Tag nach der Todesfahrt zu spüren. Sie wurden unter anderem von Buh-Rufen am Gedenkort empfangen.
Während der anschließenden Gedenkfeier im Dom demonstrierten zudem rechtsextreme Gruppierungen auf dem nahegelegenen Hasselbachplatz.
"Auf dem Domplatz war eine sehr komische Stimmung", so Friedrich. "Zu der Trauer und dem Gedenken mischte sich einfach Angst."
Rassistische und rechte Gewalt nimmt zu
In den Wochen nach dem Anschlag soll es zudem laut der Mobilen Opferberatungsstelle Magdeburg pro Tag zu einer rassistischen oder rechten Gewalttat gekommen sein. Im Jahr 2023 war es eine pro Woche.
Medizinstudent Firat Taskaya versteht die Wut der Menschen. Er war nach dem Anschlag im Krankenhaus zur Unterstützung dabei. Er hat jedoch kein Verständnis für die Gewalt gegen Menschen mit Migrationshintergrund. Seit dem Anschlag, sagt er, wird er bedroht, fühlt sich nicht mehr sicher in Magdeburg.
"Ich glaube, es ist nicht die Lösung, auf die Straßen zu gehen und gegen Ausländer zu demonstrieren. Und ich glaube, es ist auch nicht die Lösung, Menschen mit ausländischem Aussehen einfach anzugreifen", so der Student.
Weitere Geschichten von Betroffenen und der aktuellen Situation in der Gesellschaft nach dem Anschlag könnt Ihr in der "exactly"-Reportage auf YouTube oder in der MDR-Mediathek sehen.
Titelfoto: Christoph Soeder/dpa