Homophobe Hauptstadt: "Hakenkreuze aus Kot und Briefe, dass ich sterben soll"

Berlin - Bundesweit gibt der Anstieg queerfeindlicher Straftaten Anlass zur Sorge: Seit 2010 ist eine Verzehnfachung zu verzeichnen. Auch die sonst als so tolerant geltende Hauptstadt bildet da keine Ausnahme.

Gastronom Danjel Zarte (36) wird immer wieder zum Ziel von queerfeindlichen Attacken.
Gastronom Danjel Zarte (36) wird immer wieder zum Ziel von queerfeindlichen Attacken.  © Screenshot/Instagram/das_hoven

"Selbst in Berlin, wo schon ganz früh Ikonen der queeren Szene zu Hause waren [...] spürt man, dass sich der Wind inzwischen offenbar gedreht hat", stellte Steffen Hallaschka (53) bei "stern TV" am gestrigen Sonntag fest.

Pöbeleien gegen queere Menschen, Drohungen aber auch gewalttätige Übergriffe seien in der Weltstadt mittlerweile an der Tagesordnung, ergänzte der TV-Moderator. Die Täter sind fast ausschließlich Männer.

So berichtete der Gastronom Danjel Zarte (36), der in der Spree-Metropole drei LGBTQIA+-Lokale betreibt, über "Hakenkreuze aus Kot an den Fenstern", eingeschlagene Autoscheiben und "Briefe per E-Mail, dass ich sterben soll".

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Besonders sein Neuköllner Café "Das Hoven" wurde immer wieder zur Zielscheibe von homophobem Hass. Mehr als 70 Übergriffe gab es seit der Eröffnung vor zwei Jahren. Allerdings wurde der 36-Jährige erst angefeindet, als er mit einem Schriftzug explizit auf queeres Publikum aufmerksam machte.

Die Attacken machen sich mittlerweile auch finanziell bemerkbar, da Gäste verängstigt ausblieben oder Veranstaltungen abgesagt wurden, stellte der Gastwirt fest. Obendrein klauten Einbrecher den Tresor aus dem Café, das mittlerweile sogar unter Objektschutz steht.

Feige Attacke am Ku'damm: "Dann stehen da sechs Typen vor dir, die dich tottreten können"

Steffen Hallaschka (53) hat am Sonntag bei "stern TV" Homophobie in Deutschland thematisiert, wobei ein besonderes Augenmerk auf die Hauptstadt gelegt wurde.
Steffen Hallaschka (53) hat am Sonntag bei "stern TV" Homophobie in Deutschland thematisiert, wobei ein besonderes Augenmerk auf die Hauptstadt gelegt wurde.  © RTL / Annette Etges

Die Behörden würden oftmals aber erst viel zu spät reagieren und es fehle ihnen generell an "Sozialkompetenz und Aufklärung, besonders in den Bereichen Diversität, trans, queer", bemängelte der 36-Jährige in der RTL-Sendung.

2023 gab es in der Bundesrepublik insgesamt 1785 angezeigte Fälle von homophober Gewalt - die Dunkelziffer liegt aber deutlich höher, "weil viele Menschen sich das immer noch nicht trauen, anzuzeigen", befürchtete Anne von Knoblauch, die Queerbeauftragte der Hauptstadtpolizei.

Noel (24) gehört nicht dazu. Er hat eine queer-feindliche Attacke zur Anzeige gebracht. "Ich habe Erfahrungen damit, bespuckt zu werden auf öffentlicher Straße, mir wurden schon Flaschen hinterhergeworfen", schilderte er die Schikanen.

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"Es ist immer sexualisierte Gewalt, es ist immer psychische Gewalt", ergänzte Transfrau Chelsea, die beste Freundin von Noel. Sie war dabei, als er am Ku'damm verprügelt wurde. "Und dann stehen da sechs Typen vor dir, die dich potenziell wirklich tottreten können", erinnerte sich der 24-Jährige an den schrecklichen Augenblick. Er war ein Jahr zuvor nach Berlin gekommen, in der Hoffnung, hier frei leben zu können.

Dennoch hat er seinen Mut nicht verloren: "Hör' niemals auf, dich selbst zu lieben, weil es immer Menschen geben wird, die dich nicht mögen", versuchte Noel, allen Betroffenen Hoffnung zu geben. Die ganze Sendung könnt Ihr auf Abruf bei RTL+ sehen.

Titelfoto: RTL / Annette Etges, Screenshot/Instagram/das_hoven (Bildmontage)

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