Jobcenter-Brief für Regina: "Die sind doch bekloppt, das blöde Viehzeug"
Rostock - Bei "Hartz und herzlich" hat Regina (70) große Geldsorgen. Die Rentnerin häufte einen großen Berg an Stromschulden an, meldete Insolvenz an. Und nun flattert eine dreistellige Nebenkostenabrechnung ins Haus.
Regelmäßig überprüft das Amt, ob noch Anspruch auf ihre 550 Euro Grundsicherung, mit der ihre 300 Euro kleine Rente aufgestockt wird, besteht. Auch jetzt hat die 70-Jährige einen Brief erhalten.
"Das muss ich jetzt wieder alles ausfüllen hier", sagt die gelernte Dreherin, während sie das Schreiben überfliegt. "Bargeld? Bank- und Sparguthaben? Na klar, ich hab Millionen auf dem Konto. Die sind doch bekloppt, das blöde Viehzeug. Die haben einen an der Klatsche. Kann ich überall Nein machen."
Einer der Punkte ist auch Haus- und Grundbesitz. "Na klar, ich hab fünf Häuser. Wenn ich die hätte, würde ich bestimmt nicht in dem Saustall wohnen hier."
Die 70-Jährige ärgert sich außerdem über ihre Einzimmer-Wohnung, in der es vor ein paar Wochen einen Wasserrohrbruch gab: "In der scheiß Wohnung wird gar nichts gemacht."
Hartz und herzlich: "Brauchen sich nicht zu wundern, wenn die Leute klauen in den Kaufhallen"
Herumärgern muss sie sich auch wegen ihrer Pflegestufe 1, durch die sie Anspruch auf eine Putzhilfe einmal pro Woche hat.
"Da geht überhaupt nichts vorwärts. Ich hab die Papiere zweimal hingeschickt. Dann sollte ich die noch mal einreichen. Hab ich zu ihr am Telefon gesagt: 'Wissen 'se, was 'se mich könn'? 'Se könn' mich am Arsch lecken', und hab aufgelegt", meckert die gebürtige Thüringerin.
Und jetzt auch das noch: Die Stadtwerke wollen eine Nachzahlung in Höhe von 163 Euro haben. "Bis zum 18. muss ich das bezahlt haben, die sind doch bekloppt. Ich weiß nicht, wie ich das machen soll", so die Rentnerin, der pro Monat nur 130 Euro zum Leben bleiben. Sie will sich das Geld borgen und dies in Raten abstottern.
Der Frust über die durch die Inflation ständig steigenden Lebenshaltungskosten ist groß: "Es wird alles teurer. Da machen die sich keinen Kopf, ob wir was zu essen haben. Die brauchen sich nicht zu wundern, wenn die Leute klauen in den Kaufhallen. Ich kann die verstehen."
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