Fragwürdiger Deal: Sozialhilfe-Empfänger ziehen in neues Haus und müssen sofort wieder raus
Niedere Börde - Bei "Hartz und herzlich" gibt es ein Wiedersehen mit Ricky (34) und Ines (50). Das von Sozialhilfe lebende Ehepaar musste seinen Traum vom eigenen Haus wegen Baumängeln begraben. Und sie bleiben auf einem Schuldenberg sitzen.
Nach seiner Rückkehr aus dem Knast, in dem er wegen angehäufter Schwarzfahr-Schulden gesessen hatte, gibt es für Ricky neuen Ärger. Mit seiner Frau hatte der 34-Jährige ein Haus in der 7000-Einwohner-Gemeinde Niedere Börde bei Magdeburg gefunden, welches sie anmieteten. Der Deal: selbst renovieren, dafür keine Miete in den ersten Monaten zahlen.
Die Besichtigung sei im Dunkeln erfolgt. "Wäre das im Hellen gewesen, hätte ich sofort Nein gesagt", sagt der Bezieher von Grundsicherung heute. Denn das Gebäude ist stark sanierungsbedürftig.
"Der Vermieter hat zu uns gesagt, es wären nur 20 Dachziegel auszutauschen und ein paar Rohre zu flicken, das wärs", so Ines. "Leider haben wir erst nach der Renovierung erfahren, dass das Haus einsturzgefährdet ist und abgerissen werden sollte. Das wussten wir vorher nicht."
Ein tragender Holzbalken des Dachs sei morsch, der Küchenboden ebenso. "Da hängt man fast im Keller", behauptet Ines. Die tatsächlich anfallenden Sanierungsarbeiten hätten das Budget der Sozialhilfe-Empfänger überstiegen.
Das Projekt "Umzug" wurde abgeblasen. Bitter für die Eheleute, denn Ricky wollte in Sachsen-Anhalt wieder arbeiten gehen, Ines ihren Führerschein machen und einen kleinen Supermarkt übernehmen.
Hartz und herzlich: Sozialhilfe-Empfänger hätten Haus gar nicht anmieten dürfen
Nun bleiben Ines und Ricky nur 48 Stunden, um Hab und Gut aus dem maroden Haus zu holen, das sie aufgrund der Größe nach Auffassung des Jobcenters gar nicht hätten anmieten dürfen.
Spülmaschine, Trockner und wichtige Unterlagen würden dort lagern. Kurzfristig erbarmt sich ein Kumpel, das Paar ins 500 Kilometer entfernte Niedere Börde zu fahren.
Spülmaschine und Herd bleiben aus Platzgründen dort. Dafür darf ein Karton mit 30 Zuckerpäckchen mit, die mittlerweile feucht sind.
Im Gerichtsstreit mit dem Vermieter werden den Rheinländern zwar die geforderten Mietzahlungen erlassen. Die für die bereits angelaufene Renovierung geliehenen 1000 Euro müssen sie ihm aber zurückgeben.
RTLZWEI zeigt eine neue Folge "Hartz und herzlich - Das Wiedersehen" am Dienstag (21. Januar) um 21.15 Uhr. Vorab und auf Abruf findet Ihr sie bei RTL+.
Titelfoto: Bildmontage: RTLZWEI