Heroinsüchtiger Ralf verrät tragisches Geheimnis: "Ich möchte nicht auf der Straße sterben"
Leipzig - Er war 30 Jahre lang Berufskraftfahrer, doch dann ereilte ihn ein schwerer Schicksalsschlag: Ralf (49) ist einer von rund 400 Obdachlosen in Leipzig und schwer heroinabhängig. Alles dreht sich um den nächsten Schuss – und ums Überleben.
In der aktuellen Folge der RTLZWEI-Doku "Hartes Deutschland" wird der 49-Jährige erneut durch seinen Alltag aus Beschaffung und Konsum der gefährlichen Droge begleitet. Was der Zuschauer am Anfang noch nicht ahnt: Ralf ist schwer krank und weiß nicht, wie lange er noch leben wird.
Seit einigen Monaten teilt er sich mit René (41) eine leer stehende Garage in der Nähe des Leipziger Hauptbahnhofs. Ob im Sommer oder im Winter, sind die beiden nicht schnorren oder Heroin kaufen, dann verbringen sie die meiste Zeit hier.
Doch Ralf gehört noch nicht annähernd so lange zur Drogenszene wie beispielsweise sein Kumpel und Mitbewohner. Erst nachdem seine Ex-Frau 2015 Selbstmord begangen hat, wurde er süchtig nach dem Rauschgift, das er sich mittlerweile tagtäglich mit René teilt.
Er spricht es nicht laut aus, doch man merkt, wie schuldig er sich fühlt, als er von dem Erlebten spricht. So haben er und seine Ex einen Tag vor ihrem Tod einen schlimmen Streit gehabt – ein von ihr vorgeschlagenes, klärendes Gespräch habe er aber abgelehnt.
Ralf hat erst nach einem Jahr vom Unfalltod seines Sohnes erfahren
Erst später erfuhr der 49-Jährige, dass sie depressiv war. "Ich dachte, ich weiß, mit ihr umzugehen und sie zu verstehen. Das hat sie sehr gut verheimlicht", erzählt er beim Schnorren am Hauptbahnhof. Bereits in der letzten in Leipzig gedrehten Folge hatte Ralf unter Tränen von ihr und von seinem toten Sohn gesprochen. Erst im vergangenen Sommer hatte er erfahren, dass dieser 2020 bei einem Unfall gestorben ist.
"Das kriegt man von der ungeliebten Familie zwischen Tür und Angel zugeworfen, weil sie mir eins auswischen wollen", so Ralf damals. Er sei nur 28 Jahre alt geworden. Kontakt habe es seit dem Suizid seiner Ex nicht mehr gegeben.
Immer wieder spricht Ralf davon, dass er endlich clean werden und wieder als Lkw-Fahrer arbeiten will, aber "wir sind momentan nur zu faul und zu blöde da anzurufen". Sie kennen beide die Lösung, sagen sie. "Aber anderen Leuten zu helfen, ist einfacher, als an sich selbst zu rütteln."
Doch auch seine gesundheitlichen Probleme halten ihn nicht vom Drogenkonsum ab. Zwar macht ihm ein Abszess, der so groß ist wie ein Hühnerei, an seinem Hals Sorgen, doch diesen behandeln zu lassen, kommt für ihn nicht infrage. "Was uns nicht tötet, härtet uns ab", sagt Ralf schmunzelnd. Er wolle Kumpel René außerdem nicht allein lassen.
Dass dies schneller gehen kann, als erwartet, erfährt der Zuschauer schließlich am Ende der Sendung. Als auch René erzählt, dass er endlich was verändern muss, rutscht ihm heraus: "Ich muss, weil irgendwann ist Ralf auch nicht mehr da."
Hartes Deutschland: Ralf leidet seit Jahren an Lungenkrebs
Es stellt sich heraus, dass bei dem sympathischen 49-Jährigen vor einigen Jahren Lungenkrebs diagnostiziert wurde. Der Arzt habe damals gesagt, er habe noch fünf Jahre, wenn er sich nicht behandeln lässt. Die seien jetzt aber schon eine Weile herum.
Mit Chemotherapie behandeln lassen will er seine Krankheit nicht. "Ich habe keine Lust, dahinzusiechen", sagt Ralf. Lieber wolle er sein Leben bis zum Ende genießen. Dennoch muss eine Veränderung her, weiß er. "Ich möchte nicht auf der Straße sterben."
Die neue Folge von "Hartes Deutschland" aus Leipzig könnt Ihr bei RTL+ anschauen.
Solltet Ihr selbst von Selbsttötungsgedanken betroffen sein, findet Ihr bei der Telefonseelsorge rund um die Uhr Ansprechpartner, natürlich auch anonym. Telefonseelsorge: 08001110111 oder 08001110222 oder 08001110116123.
Titelfoto: RTLZWEI