"Hartes Deutschland" aus Leipzig: Obdachlose Linda in großer Blutlache gefunden
Leipzig - Die RTLZWEI-Reportage "Hartes Deutschland" bewegt jeden Donnerstag Hunderttausende Zuschauer vor den TV-Geräten. In der neuesten Folge war das Team wieder in Leipzig, begleitete obdachlose, drogenabhängige und perspektivlose Menschen auf ihrem täglichen Kampf.
Im Mai 2020 grassiert das Coronavirus weiterhin und verändert das öffentliche Leben mehr und mehr. Darunter leiden auch Bettler, denn es sind immer weniger Menschen in der Innenstadt unterwegs.
Auch Benny (31) ist absolut mittellos. Er ist abhängig von Crystal Meth und Heroin, finanzierte sich seine Sucht durchs Schnorren. Sprangen vor der Pandemie noch bis zu 20 Euro in fünf Stunden heraus, sind es nunmehr im gleichen Zeitraum nur noch drei Euro.
Der ausgebildete Maler, der sich täglich bis zu 15-mal Heroin spritzt, will weg von den zerstörerischen Drogen und an einem Substitutionsprogramm teilnehmen, bei dem durch die Ersatzdroge Polamydon eine Drogenentwöhnung stattfinden soll. Deutschlandweit nutzten dieses Angebot im vergangenen Jahr knapp 80.000 Heroin-Abhängige.
Die Folge beginnt direkt mit einer verhängnisvollen Nachricht. Benny hatte einem gerade aus der Haft entlassenen Kumpel eine Heroinspritze gegeben, an der dieser kollabierte. Ob er überlebt hat, weiß er nicht.
"Er wollte einen Schuss haben. Ich habe gesagt, du bist erst aus der Haft. Dann hab ich ihm das verkauft, er hat es sich gekippt. Ich weiß nicht, ob er im Krankenhaus ist. Ich komm damit nicht klar, auf keinen Fall", erzählt der 31-Jährige unter Tränen.
Halb in Trauer und unwissend über das Schicksal des Kumpels, geben sich Benny und Baracken-Mitbewohner René (39) erneut einen Heroin-Schuss. Wohl wissend, dass es im Falle einer Überdosis auch ihr letzter sein könnte.
Drogenkauf in der berüchtigten Eisenbahnstraße
Angekommen auf der Eisenbahnstraße treffen wir Micha (33), Ralf (48) und Steffen, die sich auf der berüchtigten Trasse Heroin besorgt haben und dieses gemeinsam in einem leerstehenden Gebäude am Hauptbahnhof konsumieren.
Über die Gefahren ihres Handels ist sich das Trio durchaus bewusst. Ein Ausweg aus diesem lebensgefährlichen Strudel findet aber keiner von ihnen.
"Jeder Tag kann der letzte sein. Du weißt nicht, was du hier konsumierst. Am Ende kannst du's nehmen und fällst tot um. Das ist allen definitiv bewusst", erklärt Ralf. Er ist abgestürzt, nachdem sich seine Ex-Frau am Tag der Scheidung mit einer Überdosis Tabletten selbst umgebracht hatte.
Einmal nur wollte er sich in der Trauer Heroin spritzen - mittlerweile ist er seit sechs Jahren abhängig. Vor fünf Monaten starb dann auch noch seine neue Freundin - offenbar an einer Drogenüberdosis.
Lebensgefahr für obdachlose Linda
Bei Benny und René lebt seit Kurzem auch Linda (28). Die ausgebildete Sozialassistentin ist ebenfalls heroin- und crystalabhängig. Aus Kummer, wie sie sagt. Um schnell an Geld für ihre Sucht zu kommen, ging die heute 28-Jährige vier Jahre lang der Beschaffungsprostitution nach, verkaufte ihren Körper.
Linda spritzt sich ihre Drogen häufig in die Leiste, was aufgrund einer dort sitzenden Vielzahl an Gefäß- und Nervenbündel extrem gefährlich ist.
Eines Morgens hat dies Folgen. Benny findet seine Mitbewohnerin in einer großen Blutlache - ein lebensbedrohlicher Zustand! Beim Konsum in die Leiste hat die 28-Jährige ein Blutgefäß beschädigt, wodurch sie rund einen Liter Blut verlor. Ihr Kumpel rief den Notarzt, Linda kam auf die Intensivstation, kämpft dort um ihr Leben.
Mord an obdachloser Nicky (†25): Gerüchte um Schwangerschaft
Weiterhin im Dunkeln tappt die Polizei im Mordfall der ebenfalls obdachlosen und drogenabhängigen Nicky (†25, TAG24 berichtete). Sie wurde Mitte März mit eingeschlagenem Schädel an einer stillgelegten Bahnstrecke nordöstlich des Hauptbahnhofs gefunden.
Mehrmals kamen Ermittler der Mordkommission zu anderen Obdachlosen, nahmen Speichelproben, führten Befragungen durch.
Unter dem Tod der 25-Jährigen, die kurz vor dem Mord mehrfach auf einer alten Matratze im Innenhof des "Straßenkinder e.V." von Gabi Edler (77, "Tante E.") schlief, leidet vor allem Eva.
Für die 20-Jährige war Nicky wie eine Schwester, ihr "zweites Ich". Eva selbst stürzte als Teenager ab, nachdem ihre Mutter verstarb, fand mit Nicky eine Gleichgesinnte. "Ich könnte den zerf*cken, Alter. Wenn ich rausfinde, wer das war, der kann einpacken."
In der Szene sprach sich herum, Nicky sei schwanger gewesen. Doch die rechtsmedizinischen Untersuchungen konnten keine Schwangerschaft feststellen.
Die ganze "Hartes Deutschland"-Folge aus Leipzig seht Ihr auf Abruf bei TVNOW.
Titelfoto: RTLZWEI