Leipziger Obdachloser Alex (20) wird beim Schnorren von Adoptiveltern bespuckt
Leipzig - Knapp ein Jahr nach der letzten Leipzig-Episode strahlt die RTLZWEI-Doku "Hartes Deutschland" wieder eine zweistündige Folge aus der Messestadt aus. Neben altbekannten Gesichtern sind auch neue dabei. Es gibt eine Schwangerschaft zu feiern, Abschied zu nehmen und einen Beinahe-Selbstmord aufzuklären.
ACHTUNG, SPOILER!
Wie gefährlich der Drogenrausch ist, weiß jeder einzelne Abhängige. 13 tote Junkies gab es 2020 in Leipzig, 2019 waren es drei weniger.
18 Jahre lang ist auch Norman (32) schon an gleich mehrere illegale Substanzen gefesselt.
Er habe damals Angst gehabt, nach Hause zu kommen und weil er Mist gebaut hätte, geschlagen zu werden. "So war man wenigstens ein bisschen betäubt", erzählt er über seine Jugend.
Kurz darauf setzt Kumpel René (40) ihm eine Injektion in den Hals. Eine besonders gefährliche Methode, da statt einer Vene Muskeln oder Arterien getroffen werden können, was im schlimmsten Fall zum Erstickungstod führen kann.
Gefährlicher ja, aber Zweifach-Papa René behauptet: "Man trifft besser und die Wirkung ist besser."
Auch mit Eva (21) gibt es ein Wiedersehen. Die Schulabbrecherin lebt seit mehr als zwei Jahren auf der Straße, nachdem ihre Mutter an Krebs gestorben war.
Mit ihrem Freund Enrico "Enno" hat sie eine Wohnung, kommt aber nach der Obdachlosigkeit nicht mit der Haushaltsführung klar und haut immer wieder ab.
Weil sie nicht wegkommt von den Drogen, droht die Beziehung zu scheitern. Doch die beiden raffen sich zusammen. Und Eva wird sogar schwanger: "Ich fühle mich bereit, aber es wird eine sehr große Aufgabe!"
Hartes Deutschland: Benny begeht in JVA fast Selbstmord, jetzt ist er aber clean
Von Crystal Meth und anderen Substanzen ist auch Alex (20) abhängig, der schon fünf Kinder mit drei Frauen hat und derzeit auf zweijähriger Bewährung wegen Diebstahls und Hausfriedensbruchs ist.
Eine längere Cleanphase von knapp einem Monat liegt hinter ihm, mittlerweile ist er wieder abgestürzt, konsumiert sogar öffentlich am helllichten Tage in einem Park. Als eine Familie mit Kleinkind vorbeikommt, versteckt er seine Utensilien aber: "Dann sollte man es nicht mehr machen!"
Eine große Erniedrigung erfährt der unter Psychosen leidende 20-Jährige, als er von seinen Adoptiveltern nach eigenen Aussagen angespuckt wird, nachdem sie ihn beim Schnorren sehen.
Gebaut wird nach mehrfachem Aufschub jetzt auch auf dem Eutritzscher Freiladebahnhof. Eine elf Hektar große Brachfläche westlich des Hauptbahnhofs soll für das Neubauviertel "Löwitz Quartier" weichen. Zahlreiche Obdachlose, die hier in alten Gebäuden lebten, müssen endgültig weg.
Einer von ihnen erlebt den "Umzug" nicht mehr mit. Franz (64) ist an einem Herzinfarkt gestorben. Der Freigeist, der keine Drogen nahm, gab den Jüngeren Halt. "Er war wie ein Papa", sagt einer. Kumpel André (37) verpasste Franz' Beerdigung, "weil ich entzügig war, da geht das nicht".
"Hartes Deutschland" aus Leipzig: Benny weiß sich nur noch mit Selbstmord zu helfen
Das TV-Team besucht auch Benny (31) im Februar 2021, der zu diesem Zeitpunkt seit mehr als fünf Monaten in Haft ist.
Er sagte sofort, dass er Subutex benötigt, das ihm aber zunächst verwehrt wurde. Bevor er den Heroin-Ersatzstoff erhielt, dachte er an Selbstmord wegen des Entzugs.
Ein Häftling einer Nebenzelle, mit dem er sprach, alarmierte die Gefängniswärter, die offenbar gerade noch rechtzeitig einschreiten konnten. "Wären sie fünf oder zehn Minuten später gekommen, wäre ich weg gewesen", so der 31-Jährige.
Benny wurde im Gefängnis clean, wirkt gesünder und nicht mehr weggetreten wie oftmals zuvor. Er will nach seiner Entlassung nicht wieder zurück zu den Drogen. "Ich habe es hier drin geschafft, wieso soll ich es nicht draußen schaffen?"
"Hartes Deutschland" aus Leipzig seht Ihr am heutigen Donnerstagabend ab 20.15 Uhr bei RTLZWEI oder schon jetzt bei TVNOW.
Solltet Ihr selbst von Selbsttötungsgedanken betroffen sein, bei der Telefonseelsorge findet Ihr rund um die Uhr Ansprechpartner, natürlich auch anonym. Telefonseelsorge, bundeseinheitliche Nummer: 08001110111 oder 08001110222 oder 08001110116123.
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