"Hartes Deutschland": Gebürtige Sächsin Mary-Joelle (23) versinkt in Alkohol und Obdachlosigkeit
Hannover/Leipzig - Die RTLZWEI-Dokumentation "Hartes Deutschland" begleitete bereits Suchtkranke und Obdachlose in Großstädten wie Frankfurt am Main, Leipzig, Hamburg und Kiel. In der neuesten Folge wurde erstmals auch die Situation in Hannover beleuchtet.
Neben Crack- und Heroinabhängigen ging es diesmal auch vermehrt um die Trinkerszene in der niedersächsischen Landeshauptstadt, die sich vor allem am Weißekreuzplatz einfindet.
Unter ihnen befindet sich die 23-jährige Mary-Joelle, die in Leipzig aufgewachsen ist, schon im Alter von acht Jahren mit dem Rauchen begann und mit 13 erstmals Alkohol trank.
Obwohl eine solide Zukunft mit Realschulabschluss und einer abgeschlossenen Berufsausbildung zur Einzelhandelskauffrau möglich gewesen wäre, ist die 23-Jährige in den Sumpf aus Alkohol, Cannabis und Obdachlosigkeit abgestürzt.
Der Absturz begann mit der Trennung von ihrem Freund in der Silvesternacht 2018/2019. "Da bin ich eskaliert, hab meine Tür eingelatscht und wurde festgenommen. Neujahr hab ich in der GeSa [Gefangenensammelstelle, Anm. d. Red.] verbracht."
Neben Tattoos zeichnen auch mehrere Narben ihren jungen Körper. Neben durch Misshandlung beigefügte Verletzungen habe sie sich auch selbst Schaden zugefügt.
Nach 18 Monaten auf der Straße hofft Mary-Joelle zwar auf eine Wohnung, wo sie den Winter verbringt, weiß sie aber noch nicht: "Frieren oder bei jemandem unterkommen!"
Alkoholkranker Ajax (41) verliert eigene Wohnung wegen Verwahrlosung
Einer, der Mary-Joelle Halt im harten Alltag gibt, ist Ajax (41). Er stammt aus Magdeburg, ist teilweise im Heim aufgewachsen und hat eine Ausbildung als Zierpflanzengärtner abgebrochen.
Seit 2000 lebt er in Hannover, Kontakt zu seiner Tochter hat er keinen mehr.
Seine Frau Conny, mit der er eine Zeit lang auf der Straße lebte, verstarb 2018 plötzlich. Auch sie war alkoholabhängig.
Kurz vorm Mittag hat er schon vier Kräuterlikör-Schnäpse intus. "Damit ich auf Temperatur komme und mein Zittern aufhört", behauptet der 41-Jährige. Doch Alkohol sorgt nicht für innerliche Wärme, sondern vielmehr für die weniger starke Wahrnehmung von Kälte oder Wärmeverlust.
Pro Tag kippt er etwa einen halben Liter Kräuterlikör in sich, hinzu kommen mehrere Flaschen Bier. Es gab auch Zeiten, da trank er drei Flaschen Wodka täglich. Mittlerweile seien es auch mal acht Pakete Weinbrand. Die habe weniger Umdrehungen, er komme aber länger damit hin.
Seine kleine Ein-Zimmer-Wohnung im benachbarten Langenhagen, für die er etwa 170 Euro monatlich bezahlte, verlor er nach einem Jahr, weil er sie verwahrlosen ließ. "Ich habe nur noch Müll gesammelt, weil ich's nicht mehr rausbringen konnte."
Nun versucht er, unter professioneller Betreuung in einer Wohnung der Diakonie im Stadtteil Misburg-Nord, seine Alkoholsucht unter Kontrolle zu bringen.
Die ganze "Hartes Deutschland"-Folge aus Hannover könnt Ihr Euch auf Abruf bei TVNOW anschauen.
Titelfoto: RTLZWEI