Beide drogenabhängig und obdachlos: Steffi will, dass Sohn Bryan "vor mir konsumiert"
Kiel - Es ist eine schier unvorstellbare Realität: Gemeinsam mit ihrem Sohn Bryan (19) lebt Steffi (41) auf der Straße. Beide sind stark drogenabhängig, Steffi sitzt zudem nach einer Beinamputation im Rollstuhl. Irgendwann kommt es zum Bruch zwischen Mutter und Kind.
Begleitet werden die Kieler vom Team der RTLZWEI-Doku "Hartes Deutschland". Zum Zeitpunkt der Aufnahmen ist Bryan teilweise erst 19, konsumiert schon seit seinem 14. Lebensjahr Drogen, hat keinen Schulabschluss.
Die Einnahme illegaler Substanzen sei für ihn "eine Pause von allem: vom Stress, vom Schnorren, von meiner Mutter sogar". Die 41-Jährige verlor vor sieben Jahren ihr rechtes Bein, nachdem sie sich Kokain mit einer verunreinigten Nadel gespritzt hatte.
Um seine Sucht zu finanzieren, beging und begeht der 19-Jährige immer wieder Ladendiebstähle. Dass das ein Fehler ist, weiß er: "Eigentlich voll dämlich, richtig dämlich!"
Dass neben ihr auch ihr Sohn Drogen konsumiert, davon ist Steffi "natürlich nicht so begeistert", weiß Bryan. Aber: "Er kann vor mir konsumieren, ich möchte das sogar, weil ich das dann unter Kontrolle habe ein bisschen", sagt sie. Und berichtet von einer lebensbedrohlichen Situation.
"Wir saßen da, er hat was geraucht, hat seine Stahlwolle, wollte drehen und mitten im Satz fängt er an zu krampfen und wurde direkt dunkelblau und lila. Ich habe mir vor Angst in die Hosen gepisst vor den Leuten." Erst im Krankenwagen kommt er zu sich. Es war seine zweite Wiederbelebung.
"Das hat mich so mitgenommen, dass ich auch Stunden danach völlig neben der Spur war", erzählt seine Mutter.
Hartes Deutschland aus Kiel: "Fängt an zu krampfen und wird direkt dunkelblau und lila"
Später kommt Bryan in der Landeshauptstadt Schleswig-Holsteins vorübergehend in einem Hotelzimmer unter, hat aber ein schlechtes Gewissen, seine Mutter in ihrem Rollstuhl auf der Straße zu lassen.
Die aber kommt eines Tages zum Hotel, ruft hoch: "Wirf' das Ammo runter jetzt!" Gemeint ist Ammoniak zum Aufkochen von Kokain.
In den folgenden Wochen und Monaten steigt die Spannung zwischen Mama und Sohn immer weiter. Nachdem er dauerübermüdet ist und sprachliche Aussetzer hat, fasst er einen Entschluss: Er will zur Entgiftung.
Aber Steffi macht ihm leider keine großen Hoffnungen. "Sie glaubt, dass ich das will. Sie glaubt aber nicht, dass ich dort überhaupt ankomme."
Ein Vierteljahr später wird Bryan verhaftet und in eine Forensische Psychiatrie eingewiesen, wo sich sein Gesundheitszustand verbessert. Anschließend kommt er für 18 Monate in Haft, kann seitdem auf Ersatzdrogen verzichten, wie RTLZWEI berichtet.
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Titelfoto: RTLZWEI