Schuster-Kracher bei "Hart aber fair": "Was ich jetzt tue, hätte ich mir nicht vorstellen können!"

Dresden - In einer hitzigen Debatte bei "Hart aber fair" gab Sachsens Innenminister Armin Schuster (62, CDU) beim Thema Asylpolitik den Fels in der Brandung, verteidigte die Pläne für Obergrenzen, Bezahlkarte und Grenzkontrollen und tätigte dabei sogar Aussagen, die er eigentlich niemals im Fernsehen sagen wollte.

Sachsens Innenminister Armin Schuster (62, CDU) hat in der TV-Sendung "Hart aber fair" eine hitzige Debatte mit den übrigen Gästen geführt. (Archivbild)
Sachsens Innenminister Armin Schuster (62, CDU) hat in der TV-Sendung "Hart aber fair" eine hitzige Debatte mit den übrigen Gästen geführt. (Archivbild)  © Hendrik Schmidt/dpa

Möchte man die Gäste der ARD-Politsendung mit Moderator Louis Klamroth (34) Klischee-mäßig aufteilen, so war Schuster zusammen mit CSU-Landrat Hans Reichhart (41) der einzige konservative Vertreter in der Runde. Während der Politiker aus Bayern in der Diskussion aber eher blass blieb, donnerte der Sachse gehörig auf den Tisch und schreckte auch vor Körperkontakt nicht zurück.

So griff der 62-Jährige der Grünen Fraktionsvorsitzenden, Katharina Dröge (39), gegen Ende der Sendung an den Arm, als diese von der Notwendigkeit von Migrationsabkommen, einem EU-Verteilungsschlüssel für ankommende Flüchtlinge sowie der Bekämpfung von Fluchtursachen sinnierte.

"Ach", seufzte Schuster bloß und wandte sich sichtlich von der Grünen-Politikerin ab. Er selbst hatte sich zuvor für deutlich pragmatischere Lösungsansätze aufgeopfert und sogar den Moderator nach Sachsen eingeladen, um sich selbst ein Bild von der brenzligen Lage zu machen: "Sie können mit mir nach Sachsen kommen, dann können Sie die Obergrenze besichtigen."

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Waren die anderen Anwesenden mit der Frage beschäftigt, wie man denn Akzeptanz für die Aufnahme von Geflüchteten in den Kommunen schaffen könne, pochte der CDU-Minister immer wieder auf die Verdeutlichung der eigentlichen Notlage: "Wir sind jenseits aller Limits!"

Was aktuell betrieben werde, habe laut Schuster auch nichts mehr mit Integration zu tun: "Wir versuchen nur noch unterzubringen."

Innenminister Schuster: "So sind nun mal die deutschen Gesetze!"

Zusammen mit seinen Gästen diskutierte Moderator Louis Klamroth (34) zum Thema "Obergrenzen, Drittstaaten, Bezahlkarten - Geht Asylpolitik wirklich nur so?" (Archivbild)
Zusammen mit seinen Gästen diskutierte Moderator Louis Klamroth (34) zum Thema "Obergrenzen, Drittstaaten, Bezahlkarten - Geht Asylpolitik wirklich nur so?" (Archivbild)  © Thomas Kierok/WDR/dpa

Mithilfe einer Obergrenze wolle Schuster das Problem nicht nur dauerhaft in den Griff bekommen - nein, er sehe es sogar als religiöse Pflicht an, überfüllte Turnhallen und Zeltlager zu verhindern: "Das Land kann - wenn es christlichen Werten folgt - aus unserer Sicht bis zu einer bestimmten Grenze Menschen so behandeln, wie wir es wollen."

Dann bahnte sich jener Moment an, in dem Schuster sich entschied, im Fernsehen kein Blatt vor den Mund zu nehmen, auch wenn er sich damit ins eigene Bein schießen würde: "Was ich als Innenminister jetzt tue, hätte ich mir nicht vorstellen können, das im deutschen Fernsehen mal sagen zu müssen, weil ich das gar nicht sollte."

Am Tisch gegenüber klagte der Unternehmer und Bäckermeister Björn Wiese gerade über seine Schwierigkeiten bei der Beschäftigung von Asylbewerbern, wenn diese plötzlich abgeschoben werden würden, da passierte es.

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"So sind nun mal die deutschen Gesetze", griff Schuster zunächst ein und offenbarte anschließend, dass er die Bescheide von Asylbewerbern, die eigentlich abgeschoben werden müssten, aber dennoch mit beiden Beinen im deutschen Arbeitsalltag stehen, gerne mal unter den Stapel lege. "Ich kann natürlich priorisieren bei 13.000 (Ausreisepflichtigen)."

Lieber beschleunige er stattdessen die Abschiebungen von Straftätern, Identitätstäuschern oder Personen, die nicht arbeiten gehen wollen.

Klamroth wollte diese Aussage Schusters gerade fürs Publikum übersetzen, da versuchte Schuster, noch schnell dazwischen zu grätschen: "Das dürfen Sie gar nicht, das ist für mich nicht so gut."

Klamroth tat es trotzdem: "Leute, die eigentlich ausreisen müssten, da wird der Bescheid nach unten gelegt, weil sie einfach im Betrieb sind?"

Titelfoto: Bildmontage: Thomas Kierok/WDR/dpa,

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