"Grünes Paradies" entpuppt sich als Betrugs-Hölle: Deutsche Auswanderer in Paraguay abgezockt!
Leipzig/Dresden - Eine Siedlung in Paraguay inszeniert sich jahrelang als "Grünes Paradies" für deutsche Auswanderer und verkauft Apartments, Häuser und Grundstücke an Interessenten. Was sich erstmal gut anhört, entpuppt sich als riesiger Betrug. "MDR Umschau" nahm sich dem Thema an.
"Ich hab keine Lust, bis 67 zu arbeiten", äußert sich eine Betroffene in dem Beitrag: Die Dresdner Hochschuldozentin Irina L. fasste 2017 den Plan, früher in Rente zu gehen und sich für sechs Monate im Jahr ins warme Paraguay zurückzuziehen.
Da schien die autonome Siedlung El Paraiso Verde - "Das grüne Paradies" - wie gerufen zu kommen: Im Internet inszenierte sich die Kolonie als friedlicher Rückzugsort für deutsche Aussteiger. Die Gründer: Der ehemalige Scientologe Dr. Erwin Annau und seine Frau Silvia.
Gemeinsam mit ihrem Anwalt boten sie Apartments und Parzellen ab 30.000 Euro, Grundstücke zum Hausbau ab 200.000 Euro an. Den Interessenten schmierten sie mit ihrem angeblich "ehrlichen, unkomplizierten" Handschlag-Vertrag Honig ums Maul und gaukelten ihnen Freundschaft vor.
In Wahrheit verbarg sich hinter diesen Vereinbarungen mit jeder Menge Kleingedrucktem allerdings ein großer Betrug: Die Käufer gingen davon aus, das Grundstück gekauft zu haben. Tatsächlich blieb der Besitz aber stets in den Händen der EPV. Bestanden die Käufer auf einen Titel für ihr Grundstück, ging die Geschäftsführung auf Konfrontationskurs und drohte mit Anwälten. Und so gelang es der Siedlung, immer mehr Menschen zu täuschen.
Dutzende Menschen erstatten Strafanzeige gegen das vermeintliche Paradies
Auch Irina L. vertraute auf die Worte der Familie Annau und kaufte ein Apartment für 45.000 Euro. Dank einer Telegram-Gruppe, in der negative Erfahrungen mit dem EPV geteilt wurden, wurde sie allerdings immer misstrauischer und stornierte schließlich ihren Vertrag. Ihre Investition erhielt sie glücklicherweise zurück. "Damals hat noch jeder sein Geld zurückbekommen", erzählt sie.
So viel Glück hatten allerdings nicht alle Käufer: Ende 2023 verkündete die EPV-Geschäftsführung, pleite zu sein. Und so blieben Dutzende unzufriedene Auswanderer auf ihren Investitionen sitzen, Rückzahlung unmöglich. Nach Einschätzung der Staatsanwaltschaft entstand bei dem Betrug ein Gesamtschaden im zweistelligen Millionenbereich.
"Ich kenne Leute, die wissen nicht mehr, wie es weitergeht", kommt Irinas Freundin Franziska zu Wort, die noch auf eine EPV-Rückzahlung von 30.000 Euro wartet. "Bei anderen ist es viel gravierender. Die haben keine Chance wegzugehen, weil sie alles verlieren würden. Die haben ihr ganzes Geld da drin!"
Inzwischen ermittelt die Staatsanwaltschaft in Paraguay wegen Dutzender Strafanzeigen gegen das El Paraiso Verde, das jahrelang ohne entsprechende Genehmigung agierte. Und Irina? Die lebt mittlerweile wieder in Dresden.
Titelfoto: 123RF/zaschnaus