Fehlt die Kompetenz der Ossis? Wessi-Elite regiert Deutschland

Leipzig - Sein Sachbuch trifft den Nerv der Zeit. Dirk Oschmann (56) ist Literaturprofessor in Leipzig und beschäftigt sich zunehmend mit der Frage, wie viel Mitspracherecht Ostdeutsche in Führungspositionen eigentlich haben. Die Antwort sollte viele schockieren.

Dirk Oschmann (56) ist Autor des Buches: "Der Osten: eine westdeutsche Erfindung".  © ZDF/Tobias Winkel

"Der Osten: eine westdeutsche Erfindung" wird 2023 das erfolgreichste Sachbuch.

Eine These, die Oschmann im Buch thematisiert, ist, dass der Osten von westdeutschen Eliten dominiert wird. Mit dem ZDFinfo spricht er über diese Vermutung in der Dokumentation "#WTF - Ostdeutschland in Wessi-Hand".

Für den Literaturprofessor ist klar, Ostdeutsche werden als Bürger zweiter Klasse behandelt. Gefühle wie Wut oder Machtlosigkeit seien da wohl ganz verständlich. Und das kommt an!

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Menschen stehen Schlange, um bei seinen Lesungen dabei sein zu können und fühlen sich wohl endlich auch mal von jemandem verstanden.

"Das hat mich schon noch mal ganz schön wachgerüttelt" und "Die Menschen hier in Ostdeutschland haben auch Kompetenz, die einem häufig abgesprochen wird", sind nur zwei Stimmen, die aus dem Publikum laut werden.

Tatsächlich sind die Zahlen erschreckend. Auf die Liste der Top 500 der reichsten Menschen Deutschlands hat es laut ZDFinfo genau ein Ossi geschafft.

Bei der Bundeswehr gehe es nicht anders weiter. Insgesamt 200 Personen tragen den Titel General. Dreimal dürft Ihr jetzt raten, wie viele davon Ossis sind - nicht einer!

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Noch immer besteht ein starker Unterschied zwischen Ost und West.  © ZDF/IMAGO / Steinach

Sahra Wagenknecht weist Vorwürfe über fehlende Kompetenz der Ossis zurück: "Das finde ich wirklich arrogant und völlig daneben"

Unter anderem Sahra Wagenknecht will sich für die Gleichbehandlung von Ost- und Westdeutschen einsetzen.  © ZDF/Picture Alliance / Ann-Christine Jansson

Besonders erschreckend findet Oschmann, dass die Elitepositionen sogar jetzt noch zunehmend häufiger von Westdeutschen besetzt werden. "Das wird für den Osten ein dauerhaftes Problem bleiben."

Bei dieser Entwicklung stellt man sich zunehmend die Frage, ob denn eine Quotenregelung das Ungleichgewicht besiegen könnte? Eine Ossi-Quote mag vielleicht nicht die schönste Lösung sein, trotzdem ist sich der Leipziger Literaturprofessor sicher: "Ich finde sie unausweichlich."

Aber das wäre ja unfair, schließlich müssten die Ossis nur mal richtig arbeiten, dann würden sie auch größere Chancen auf Führungspositionen bekommen – derartige Stimmen drangen in der Vergangenheit immer wieder aus dem Westen hervor.

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Die Bundestagsabgeordnete Sahra Wagenknecht (55, Bündnis Sahra Wagenknecht) findet klare Worte. "Also das finde ich wirklich arrogant und völlig daneben", ärgert sie sich über solche Aussagen.

Prof. Astrid Lorenz sieht es etwas anders. Sie findet, dass der Osten nach der Wende stark von den Kenntnissen und dem Wissen des Westens profitiert hat. "Ich glaube, wir müssen mehr Brücken bauen, anstatt Feindbilder aufzubauen", resümiert sie.

Die gesamte Doku "#WTF - Ostdeutschland in Wessi-Hand" könnt Ihr Euch bereits jetzt in der ZDF-Mediathek ansehen, oder im ZDFinfo am 31. Oktober um 20.15 Uhr.

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