Enissa Amanis Spontan-Antwort auf "Die letzte Instanz" für den Grimme-Preis nominiert
Marl - Lästerten Thomas Gottschalk (71), Micky Beisenherz (43) und Janine Kunze (47) noch über Rassismus, so bekommt jetzt Enissa Amanis (39) Spontan-Reaktion den Grimme-Online-Award.
"Das wird man doch wohl noch sagen dürfen", das war wohl der Tenor bei der WDR-Sendung "Die letzte Instanz", die vor nicht allzu langer Zeit für Furore sorgte.
Thomas Gottschalk, Micky Beisenherz oder Janine Kunze lästerten hier über die Bezeichnung "Sauce ungarischer Art" für den veralteten Begriff Zigeunersoße oder tauschten sich über Thomas Gottschalks Rassismus-Erfahrungen in seiner Blackfacing-Verkleidung als Jimi Hendrix aus. Um dem noch eins drauf zu geben, beschwerten sie sich noch darüber, dass Blondinenwitze ja auch kein Rassismus seien.
Komikerin Enissa Amani (47) wollte das nicht auf sich sitzen lassen und holte spontan zum Gegenschlag aus - und veranstaltete die Sendung "Die beste Instanz". "Es ist unglaublich, dass so ein Talk veranstaltet wird", regte sich die Netflix-Kabarettistin auf und meinte, der WDR solle "sich schämen".
Bei dem von ihr kurzerhand organisierten Talk waren renommierte Autorinnen und Aktivisten geladen, die sich mit Rassismus wohl besser auskennen als vier weiße "Kartoffeln", wie sie sagt. Nämlich Menschen, die selbst Erfahrungen mit Ausgrenzung und Diskriminierung durch ihre Hautfarbe oder Herkunft machten.
Die Organisation der Talkshow, die auf YouTube zu sehen ist, bezahlte die iranisch-deutsche Kult-Komikerin laut eigenen Angaben aus ihrer Tasche - nun ist das Spontan-Format in der Auswahl für den Online-Grimme-Preis.
"Die beste Instanz" auf Youtube
Amani kann es selbst kaum glauben
Amani selbst war wohl etwas überrascht über die Nominierung: "Ich fasse es nicht!", schrieb sie dazu auf Instagram mit unzähligen Herzchen-Smileys danach. Zahlreiche Fans und andere Kulturschaffende gratulierten ihr, unter anderem mit den Worten: "Du hast eine Plattform geschaffen, die es so in Deutschland noch nie gab" und "Oscars Next!?".
In der Show erzählte unter anderem Sinti- und LGBT-Aktivist Gianni Jovanovic (42) von seinen eigenen Rassismus-Erfahrungen - und denen seiner Kinder. Während seine Vorfahren noch "Zigeuner" in den Arm tätowiert bekommen hatten, steckten Mitschüler seinem Enkel Bildchen mit der gleichen Beleidigung zu.
An anderer Stelle schoss Expertin Natascha A. Kelly (48, "Sisters & Souls") gegen Janine Kunze und deren Beschwerde über Blondinenwitze zurück: "Niemand ist gestorben, aufgehängt und in Ketten gelegt (...) worden, weil er Alman genannt wurde!"
Journalist Mohamed Amjahid (33, "Der weiße Fleck") meinte, er würde lieber "Kartoffel" genannt werden als "Ziegenficker".
Die Sendung tritt in der "Kategorie Spezial" gegen das Programmierer-Format "dekoder Specials" und einem Tweet zu Gewalt in den Jahren nach der Wende an.
Unter anderem der TikTok-Account der Tagesschau hat es auch unter die Nominierten geschafft, genauso wie der Unterhaltungs-Podcast "Feuer und Brot" von Autorin Alice Hasters (32) und zahlreiche Corona-Informations-Projekte.
Die Preisverleihung soll am 17. Juni online stattfinden. Die Entscheidung, wer die Preise bekommt, treffen die Zuschauenden selbst: bis zum 10. Juni kann man auf der Webseite des Awards abstimmen.
Titelfoto: Bild: WDR/Max Kohr/© Willi Weber / BRAINPOOL