Emmy-Beben: Ist diese Serie wirklich so viel besser als alle anderen?
Los Angeles (USA) - Die Nominierten für die diesjährigen Emmys stehen fest - und damit auch, welche Serien (zumindest in den Augen der "Academy of Television Arts & Sciences") die besten der vergangenen Monate waren. Wieder einmal sticht mit "Succession" eine HBO-Produktion hervor - und das völlig zu Recht!
Wie bei jeder großen Preisverleihung im Film- und TV-Business werden auch in dieser Woche wieder viele Fans und (Möchtegern-) Kritiker enttäuscht auf die Liste der Emmy-Nominierten geblickt haben.
Zugegebenermaßen: Vor allem das überraschend brillante "Game of Thrones"-Prequel "House of the Dragon" hätte mehr Liebe verdient. Völlig richtig lag die "Academy of Television Arts & Sciences" hingegen - da scheinen sich ausnahmsweise mal sämtliche Kritiker einig zu sein - als sie "Succession" für die vierte und letzte Staffel mit insgesamt 27 (!) Nominierungen überschüttete.
Ist die Serie wirklich so verdammt gut? Jedem, der sie noch nicht kennt, sei versprochen: Ja, das ist sie! Besonders beeindruckend ist, wie "Succession" es schaffte, die Qualität über sämtliche Staffeln zu halten.
Doch nicht nur das: In der letzten Staffel steigerte sich das Drama sogar noch. Die dritte Episode wird von nicht wenigen als eine der besten Serien-Folgen bejubelt, die es jemals gab.
Der Trailer zur genialen letzten Staffel von "Succession"
"Succession"-Darsteller spielen sich in den Hollywood-Olymp
"Succession" folgt der Geschichte des amerikanischen Medienmoguls Logan Roy (Brian Cox, 77), der sich mit der Frage herumplagt, welches seiner Kinder ein würdiger Nachfolger für seinen Posten wäre.
Das Ganze erinnert stark an Donald Trump, Rupert Murdoch und Konsorten. Die Roys sind eiskalt, machtbesessen und narzisstisch. Dennoch schafft es die Serie, dass der Zuschauer mit den Figuren sympathisiert, die Sozialisation und Emotionen der scheinbar empathielosen Multimilliardäre nachempfinden kann - zumindest zeitweise.
Die Serie überzeugt auf jeder Ebene: Sie ist hochspannend - wenn nicht gar stressig, authentisch, extrem detailreich, musikalisch mitreißend unterzeichnet, brillant inszeniert und auf intelligente Weise humorvoll.
Doch über allem anderen ragt wahrscheinlich eines: das Casting bzw. die Performance der Darsteller.
Nicht nur Cox brilliert, auch seine Serien-Kinder spielten sich in die erste Reihe Hollywoods. Die Darbietungen von Jeremy Strong (44) als Kendall Roy, Sarah Snook (35) als Siobhan "Shiv" Roy und Kieran Culkin (40) als Roman Roy werden nicht so schnell in Vergessenheit geraten.
Alle wurden sie in den wichtigsten Schauspiel-Kategorien für einen Emmy nominiert - sogar aus dem erweiterten Cast wurden fast sämtliche Schauspieler als Nebendarsteller nominiert. Absolute Dominanz.
Wann die diesjährige Emmy-Verleihung stattfindet, steht bislang noch nicht fest. Bis dahin sollte sich allerdings jeder Serienjunkie, der das nicht längst getan hat, einmal die Serie (in Deutschland bei Wow zu streamen) ansehen.
Zum Ende noch eine Spoilerwarnung: Wie "Succession" in und nach der dritten Folge mit dem lang erwarteten und doch überraschenden Tod von Logan Roy umgeht, ist einzigartig. Die von allen Fans und Kritikern in den Himmel gelobte Figur im Zentrum der Handlung stirbt - und die Serie wird sogar noch besser!
Auch die letzte Folge trifft krachend ins Schwarze. Happy End? Natürlich nicht! Familiendrama, Machtspiele und Existenzzerstörungen lassen den Zuschauer verzweifelt zurück. Genau so muss eine Show über eine gnadenlos kapitalistische und egozentrische Familie enden.
Der Hype ist berechtigt und die Flut an Nominierungen hochverdient.
Titelfoto: Macall B. Polay/HBO