Eine Pandemie, viele Schicksale: "Junge Leute mussten herhalten, die ältere Generation zu schützen"

Leipzig - Sie hat die Gesellschaft gespalten und zwei Lager zurückgelassen, die unterschiedlicher nicht hätten sein können: die Corona-Pandemie. Der MDR spricht nun, knapp vier Jahre nach dem letzten Lockdown, in seiner neuen Doku "FAKT: Corona - Die Pandemie der Spaltung" mit Menschen, deren Einstellung nicht unterschiedlicher hätte sein können.

Trotz Verbots muss Violet während der Pandemie arbeiten, um über die Runden zu kommen.
Trotz Verbots muss Violet während der Pandemie arbeiten, um über die Runden zu kommen.  © mdr/Sven Giebel

Der eine wollte sich nicht an die Regeln halten, die andere konnte es nicht.

Mathis und Violet aus Leipzig haben ganz unterschiedliche Erfahrungen gemacht. Bei beiden gleich: Sie befolgen anfangs noch die Einschränkungen.

Violet arbeitet im SM-Bahnhof Leipzig. Das Rotlicht begleitet sie seit 14 Jahren.

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Die Abwärtsspirale der Domina beginnt, als durch die fehlende Arbeit kein Geld mehr reinkommt. Plötzlich kann sie ihre Miete nicht bezahlen. Vom Staat gibt es zumindest anfangs keine Unterstützung.

Aus Geldnot muss Violet illegal weiterarbeiten. Zu ihren damaligen Kunden zählen Professoren, Akademiker, Beamte und sogar Behörden-Mitarbeiter.

"Natürlich hat man Angst, erwischt zu werden", doch von etwas muss sie ja leben, erinnert sich Violet.

MDR-"FAKT": Zwischen Todesangst und Existenzen auf der Kippe

Die Angst vor Corona ist bei Familie Müller so groß, dass sie sich lange Zeit komplett abschottet.
Die Angst vor Corona ist bei Familie Müller so groß, dass sie sich lange Zeit komplett abschottet.  © mdr/Sven Giebel

Mathis und seine Freunde fühlen sich mit der Zeit hingegen immer mehr ihrer Jugend beraubt und rebellieren, halten sich nicht mehr an die Regeln.

"Wir haben uns mit Kraft das wieder genommen, was uns entzogen wurde", erinnert er sich. Mittlerweile blickt er anders auf die Zeit zurück - findet es leichtsinnig, wie er mit der Situation umgegangen ist.

Aktuell hilft Mathis, den Techno-Club Distillery wieder mit aufzubauen. Für den Betreiber Steffen Kache ist die Corona-Zeit sehr herausfordernd gewesen.

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Er denkt mit Bauchschmerzen an die Pandemie zurück. "Wir waren stinksauer, weil immer wieder die jungen Leute dafür herhalten mussten, die ältere Generation zu schützen", ärgert er sich im Nachhinein über die Maßnahmen.

Er habe sich genötigt gefühlt, sein gesamtes Leben aufgrund einer Krankheit einstellen zu müssen. "Wir hören auf zu leben, um zu überleben", resümiert Steffen.

Walter Müller (44) aus Chemnitz hingegen isoliert sich zu Corona-Zeiten zusammen mit seiner Familie komplett.

Zu groß die Angst, seinem dreijährigen Sohn könne etwas passieren. Er hat einen Herzfehler und gehört deshalb zur Risikogruppe.

Drei Geschichten, eine Gemeinsamkeit: Sie alle fühlen sich nicht verstanden

Auf ihrem Weg trafen sie nicht immer auf Verständnis.
Auf ihrem Weg trafen sie nicht immer auf Verständnis.  © mdr/Sven Giebel

Dass es Menschen gibt, die sich nicht an die Regeln halten und somit auch seinen Jungen gefährden, macht ihn in dieser schwierigen Zeit unfassbar wütend.

"Als wir aus dem Fenster guckten, saßen plötzlich zwei fremde Kinder bei unserem Sohn im Sandkasten", erinnert er sich an eine Situation zurück, die ihn noch immer mit dem Kopf schütteln lässt.

Es sind drei komplett unterschiedliche Geschichten, mit einer großen Gemeinsamkeit: Sie alle hatten in der Vergangenheit das Gefühl, nicht verstanden zu werden.

Die komplette Doku könnt Ihr Euch schon jetzt in der Mediathek ansehen oder am Dienstagabend um 21.45 Uhr im Ersten.

Titelfoto: Montage: mdr/Sven Giebel

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