Kleine Ashley (8) verabschiedet sich von toter Mama: "Wollte unbedingt dabei sein"
Leipzig - Als Erwachsener ist es schon schlimm, einen geliebten Menschen gehen lassen zu müssen. Wie fühlen sich dann nur Kinder, wenn ein Elternteil oder ein Geschwisterkind stirbt? Die ZDF-Doku "37° - Du fehlst mir! Wenn Kinder trauern" hat zwei Mädchen begleitet, die ihre Mama früh verloren haben.
Zoe (16) ist noch nicht einmal geboren, als ihre Mutter die schreckliche Diagnose bekommt, sie hat Multiple Sklerose. Zwölf Jahre lang kann sie sich noch selbst um ihre Tochter kümmern, dann muss sie das Sorgerecht abgeben.
Als das Mädchen 15 Jahre alt ist, stirbt seine Mutter durch Sterbehilfe, Zoe ist die ganze Zeit bei ihr. Zusammenwohnen konnten beide zuvor schon einige Jahre nicht mehr, die Jugendliche lebt bei einer Pflegefamilie.
Dass es bald so weit sein würde, erfährt Zoe drei Wochen vorher. "Mit dem Datum hat sich bestätigt, am 17. Dezember begleite ich meine Mama in den Tod", erzählt sie mit stockender Stimme.
An jenem Tag habe sie einfach nur bei ihrer Mama sein wollen, legte sich zu ihr ins Bett, bevor das Leben aus ihrem Körper wich. Als Zoe ihre Mutter schließlich anschaute, "hab [ich] sofort gesehen, meine Mama ist nicht mehr da". Sie habe gewusst, sie beide seien jetzt frei, erzählt das Mädchen unter Tränen.
Unterstützt wird die 16-Jährige in ihrer Trauer nicht nur von ihren Pflegeeltern, sondern auch vom Leipziger Verein Wolfsträne e.V. Dieser begleitet Kinder und Jugendliche, die einen geliebten Menschen verloren haben.
Leipziger Verein Wolfsträne unterstützt trauernde Kinder und Jugendliche
Die Gründerin Katrin Gärtner hat selbst mit 14 Jahren ihre Mutter verloren, hat den Tod aber viele Jahre nicht verarbeiten können. Sie und weitere Mitarbeiter sowie Ehrenamtliche helfen den Kindern dabei, über ihren Verlust zu sprechen und dadurch nicht zu vereinsamen.
Auch die zehnjährige Ashley nimmt regelmäßig an Gruppensitzungen bei der Wolfsträne teil. Ihre Mama Sylvia starb an Leukämie, als sie gerade erst acht Jahre alt war.
Vater Markus ist dankbar, dass es den Verein gibt. Dieser habe ihn und seine Frau schon dabei unterstützt, Ashley auf den nahenden Tod ihrer Mutter vorzubereiten. "Allein hätten wir das nie geschafft. Was willst du dem Kind sagen?", kämpft er mit den Tränen. "Ich hätte es nicht gekonnt."
Er erzählt von dem Tag des Gesprächs, wie das Mädchen völlig aufgelöst in sein Zimmer gerannt ist, muss bei der Erinnerung selbst weinen. Aus dem Hintergrund hört man das leise Wimmern von Ashley, woraufhin er sie sofort in den Arm nimmt.
Am Todestag ist Ashley bis zum Schluss bei ihrer Mama, auch als sie weggebracht wird. "Ich wollte das erst nicht, aber Ashley wollte unbedingt dabei sein", so Papa Markus. Die Zehnjährige erzählt selbst, wie wichtig es ihr gewesen sei, sich auch später noch von ihr zu verabschieden. Angst vor dem toten Körper ihrer Mutter habe sie nicht gehabt.
Die ganze "37°"-Sendung könnt Ihr am heutigen Dienstagabend um 22.15 Uhr im ZDF oder schon jetzt in der Mediathek anschauen.
Titelfoto: ZDF/Thomas Victor