Hanka Rackwitz nach Ende der DDR: "90 Prozent des Tages Todesangst!"

Südafrika - "Die Zwänge habe ich entwickelt, als die Wende kam": Hanka Rackwitz (55) spricht im Dschungelcamp erstmals über den Grund ihrer Zwangsstörungen. Und was die plötzlich aufgelöste DDR damit zu tun hatte.

Hanka Rackwitz (55) berichtet von ihren Zwangsstörungen.
Hanka Rackwitz (55) berichtet von ihren Zwangsstörungen.  © RTL

"Wir hatten wunderbare Lebensmittel: Brot, Milch, Äpfel, Kartoffeln, Tomaten - alles war rein und sauber", beginnt die 55-Jährige ihre Vergangenheit mit dem ebenfalls in Dresden geborenen Eric Stehfest (35) zu teilen.

Da sie selbst ein Kind war, habe sie die offensichtlichen Nachteile der DDR "weder gesehen noch kennengelernt".

Über die Wende habe sie sich "gar nicht gefreut. Ich war erschrocken, ich hatte Angst. Ich wusste, dass alle meine Planungen für mein Leben jetzt hinfällig waren. Ich wusste sowieso noch nie, wohin mit mir und jetzt wusste ich es gleich gar nicht. Für mich ist wirklich eine Welt zusammengebrochen."

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Das Schlimmste für Hanka war: "Dieses Land gibt es ja nicht mehr, du kannst da nicht mehr zurück. Ich habe völlig meine Wurzeln verloren." Die Berichterstattungen im Fernsehen, die in die Züge gen Westen drängenden Menschen, "das war so erniedrigend, ich habe es gehasst", sagt sie heute.

Hanka Rackwitz: "Ich hatte Angst, dass da jemand Gift reingetan hat"

Zu 95 Prozent habe die 55-Jährige ihre Ängste überwunden.
Zu 95 Prozent habe die 55-Jährige ihre Ängste überwunden.  © RTL

Und dann begann die Zeit, als sie ihre Ängste und Zwänge entwickelte. Bei den plötzlich neu angebotenen Westwaren "hatte ich Angst, dass da jemand Gift reingetan hat".

Aus diesem Grund nahm sie nie den ersten Artikel im Regal, sondern zunächst den dahinter stehenden zweiten. "Beim nächsten Einkaufen wars der vierte in der Reihe, dann war's ganz hinten und irgendwann konnte ich gar nicht mehr einkaufen gehen, weil ich mir nicht sicher war, was die da reingetan haben."

So habe langsam und schleichend eine Kette von Ängsten und Unsicherheiten begonnen, "die sich so schnell verdichtet hat, dass ich heulend unter dem Waschbecken in meiner Leipziger Wohnung saß und nicht mehr in meine Unterwäsche kam. Ich konnte nicht mehr essen, nicht mehr auf die Straße, meine Wohnung nicht verlassen. 90 Prozent des Tages Todesangst, obwohl dein normaler Verstand weiß, dass keine Gefahr besteht", erzählt die frühere "Mieten, kaufen, wohnen"-Maklerin.

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Ab da habe "der Kampf ums Überleben" begonnen. Vor kurzer Zeit schaffte sie den Wiedereinstieg ins Berufsleben, arbeitete als Küchenhilfe in einer Gaststätte im 15 Kilometer von ihrem Wohnort Mücheln (Sachsen-Anhalt) entfernten Freyburg, jetzt jobbt sie in einem Hotel.

Eric Stehfest ist ergriffen von Hankas Geschichte: "Ein Stück weit tragisch. Ich wünsche ihr, dass sie das loswird und diese Wunden heilen können!"

Der ebenfalls in Dresden geborene Eric Stehfest (35) lauscht Hankas Bericht.
Der ebenfalls in Dresden geborene Eric Stehfest (35) lauscht Hankas Bericht.  © RTL

"Ich bin ein Star - Showdown der Dschungel-Legenden" zeigt RTL täglich ab 20.15 Uhr. Bei RTL+ gibt es alle Folgen jeweils einen Tag vor TV-Ausstrahlung im Stream.

Titelfoto: RTL

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